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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen
Autoren: Jason Dark
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brannte nicht einmal eine Kerze, obwohl in die Wände Nischen eingelassen worden waren, in denen wir auch Kerzenstummel entdeckten.
    Ein widerlicher Geruch reizte meine Schleimhäute. Es stank nach alter Luft, sogar feucht, nach Moos, das an den Mauern klebte, und nach aufgewirbeltem Staub.
    Dieser schmale Gang kam mir tatsächlich bald so vor wie der Weg in die Hölle.
    Ich konnte nicht aufrecht gehen und hatte den Kopf eingezogen.
    Die Lampe ließ ich eingeschaltet. In ihrem scharfen Strahl bewegten sich Wolken von Staub, der schon einige Jahrhundert alt sein mußte.
    Zudem war der Stollen so schmal, daß wir hintereinander her gehen mußten. Die Wände atmeten den Geruch der Vergangenheit aus.
    Hier regierten Moder und Verwesung, aber auch die Furcht vor dem Bösen.
    Was ich nicht für möglich gehalten hatte, trat ein. Der Gang nahm an Breite zu, so daß wir nebeneinander gehen konnten. Zumindest zwei von uns.
    Ich winkte Rosa heran und erkundigte mich, wie sie sich fühlte.
    »Noch geht es!« flüsterte sie.
    »Du merkst also nichts?«
    »Nein.«
    Der Gang verschluckte den Schall unserer Stimmen, als wären die Wände mit Schwämmen bedeckt.
    Über meinen Rücken rann ein Schauer, als ich etwas auf dem Boden liegen sah.
    Ein dunkler Klumpen, der sich als Mensch herausstellte. Ein Toter, schon im Stadium der Verwesung. Hinter mir preßte Glenda eine Hand auf den Mund.
    Rosa hielt sich tapfer. »Ich… ich kenne ihn. Es ist der Bruder Benito gewesen.«
    »Weißt du auch, weshalb er sterben mußte?«
    »Er wollte das Höllentor schließen, wie mir Marinus erzählte. Er war einer der ersten. Er hat Forschungen betrieben und hier unten oft gearbeitet. Rudolfo wollte nicht, daß er mehr erfuhr, glaube ich.«
    Wir passierten die Leiche, ich strahlte wieder nach vorn – und sah zum erstenmal ein Ziel.
    Das Ende des Strahls tupfte gegen eine uralte Holztür und malte dort einen Kreis.
    »Das Höllentor?« fragte ich.
    »Si!« hauchte Rosa.
    »Sei nur vorsichtig«, flüsterte Glenda hinter mir, »wenn du näher herangehst.«
    »Keine Sorge, das schaffe ich schon.«
    Was ich als Holztor angesehen hatte, entpuppte sich als eine Steintür. Die Urchristen hatten schon gewußt, weshalb sie eine Tür aus Stein nahmen, aber auch er hatte das Grauen nicht aufhalten können. Erst beim Näherkommen erkannte ich das Siegel.
    Es war oberhalb der Tür angebracht worden, zwischen Rand und der Decke, wo sich noch genügend freier Platz befand. Jetzt, wo ich dicht vor dem Ziel stand, spürte ich den Klumpen im Magen. Ich bedeutete Rosa, zurückzubleiben und ging näher an das Höllentor heran. Einen Schritt davon entfernt blieb ich stehen, leuchtete einen Kreis und merkte gleichzeitig, daß sich mein Kreuz erwärmte.
    Es spürte das Böse…
    Ich schaute mir das Siegel genauer an. Es bestand aus einem Kreis, war vorgebaut worden und mit lateinischen Bannsprüchen graviert, die den Satan davon abhalten sollten, über die Menschheit zu regieren.
    Ich sah aber auch den Riß, der in einer gezackten Linie verlief.
    Auch Rosa stand jetzt neben mir.
    »Wenn du versuchst, das Tor zu öffnen, John, wirst du es nicht schaffen. Kein Mensch ist so stark, um es aufdrücken zu können.«
    »Nur mit Magie?«
    »Ja und nein. Mit einer anderen Kraft, die ich besitze.«
    Ich deutete auf das Tor. »Rosa, dahinter wird sich der Abt versteckt halten. Ich möchte dich noch einmal auf das Risiko hinweisen. Wir können es auch auf einem anderen Weg versuchen. Ich kann die Kraft meines Kreuzes ausnutzen und…«
    »Nein, John, nein. Ich habe meinem Freund Marinus versprochen, alles zu tun, was in meinen Kräften steht. Zum erstenmal bin ich froh, daß ich sie besitze.«
    »Geht es dir gut?«
    »Bis auf meinen Durst schon.«
    Ich lächelte über diese Antwort. Irgendwie gaben mir die Worte Hoffnung. Mein Nacken wurde von Glendas Atem gestreift, der warm über die Haut strich. »Ich drücke uns allen die Daumen!« hauchte sie.
    »Das wird auch nötig sein.« Nach dieser Antwort trat ich einen Schritt zurück. Was nun folgte, passierte auch ohne unsere Mithilfe.
    Es war einzig und allein Rosas Angelegenheit.
    »Bitte, schalte die Lampe aus!«
    Ich löschte das Licht und hörte Glendas schweren Atemzug. Ich ahnte, daß sie sich weit weg wünschte, auch mir wäre wohler gewesen, wenn ich in London hinter meinem Schreibtisch sitzen würde, so aber standen wir in der Finsternis der Katakomben, vertrauten Rosa und warteten darauf, daß sie das Höllentor öffnete. Was
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