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0602 - Brutstätte des Bösen

0602 - Brutstätte des Bösen

Titel: 0602 - Brutstätte des Bösen
Autoren: Jason Dark
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begreifen.
    »Ja, so sehe ich es.« Ich stand auf und ging um den Toten herum.
    Neben Rosa blieb ich stehen, tippte sie an, die sich nicht rührte und weiterhin den Tränen freien Lauf ließ.
    »Bitte, Rosa, Sie müssen jetzt aufstehen und auch stark sein. Wir brauchen Sie.«
    Sie ließ sich in die Höhe ziehen, wischte Tränen aus den Augen und starrte mich an. Ihre Hände fuhren über mein Hemd, krallten sich fest, und sie fragte: »Hast du es gesehen, John? Hast du gesehen, was dieser… dieser Abt besaß?«
    »Nein.«
    »Zwei Schatten«, ächzte sie. »Dieser Mensch besaß zwei Schatten, und einer war der des Teufels.«
    Ob das stimmte, wußte ich nicht. Ich nahm es zunächst einmal hin, denn selbst hatte ich es nicht gesehen. »Rosa, du weißt, was dein Freund, der Pater Marinus, von uns verlangt hat. Wir müssen hin und dem Grauen Einhalt gebieten. Dabei kommt es zunächst weniger auf uns als auf dich an. Hast du verstanden?«
    »Das habe ich.«
    »Schön, dann versuche es bitte. Ich weiß, wie dir zumute ist, aber springe über deinen eigenen Schatten. Sorge dafür, daß…«
    Sie unterbrach mich. Ihr Blick hatte wieder einen starren Ausdruck bekommen, als würde sie in einer Ferne etwas sehen, das nur für sie bestimmt war. »Ja, ich werde mit euch gehen und euch den Weg zeigen. Ich weiß, wo sich das Höllentor befindet.«
    »Man kann es also auch von hier erreichen. Wir brauchen nicht nach draußen zu gehen.«
    »Richtig.«
    »Ist Rudolfo dorthin gelaufen?«
    Rosa nickte.
    Ich wußte Bescheid, zog meine Waffe und reichte sie Glenda. Sehr vorsichtig berührte sie die Beretta. »Was soll ich damit, John?«
    »Dich wehren können, wenn es darauf ankommt.«
    »Und du?«
    »Keine Sorge, ich habe das Kreuz, zudem den Dolch, und alles andere wird sich ergeben. Noch eins, Glenda. Ich möchte nicht, daß du dich in Lebensgefahr begibst. Sollte Rosa es schaffen, das Tor zu öffnen, wirst du dort bleiben.«
    »Ähm… nicht mit hineingehen?«
    »Genau.«
    Glenda schluckte einen Widerspruch hinunter. Sie reagierte anders als Jane Collins, die sich auf keinen Fall hätte zurückdrängen lassen.
    Am liebsten hätte ich Glenda weggeschickt oder hier in der Halle gelassen, das allerdings war schwer.
    Ich kümmerte mich um Rosa. »Bist du bereit, Kind?« fragte ich sie.
    Das Mädchen nickte. Dabei schaute es auf seine Hände. »Ich bin bereit, John.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Nicht gut. In meinem Innern rumort es. Ich habe den Eindruck, als würde der Geist des Dämons durch die Gänge irren und alles fressen, was sich ihm in den Weg stellt. Er ist ein grausamer Feind, den auch unsere Vorfahren nicht stoppen konnten.«
    »Wir werden es gemeinsam schaffen.«
    Rosa lächelte nach meiner Antwort. Es war kein frohes Lächeln.
    Nach einem letzten Blick auf ihren toten Freund Marinus drehte sie sich um und ging dorthin, wo auch der besessene Abt erschienen war.
    Glenda und ich folgten ihr. Zu viert hatten wir den Weg begonnen, jetzt fehlte einer aus der Gruppe.
    Ich fragte mich, ob wir drei auch wieder zurückkehren würden, wenn alles vorbei war…
    ***
    Rosa hatte einmal nur etwas erklärt und von den dunklen, unheimlichen Gefilden des Klosters gesprochen, die wir bald betreten würden; Es waren die Katakomben, wo normalerweise sich niemand hintraute, weil die Furcht einfach zu groß war.
    Zudem kannten die Mönche die alte Geschichte. Nicht alle hatten sie geglaubt, aber Rudolfo wollte eben dafür sorgen, daß die schlimmen, alten Zeiten wieder auferstanden, und diese Tatsache lastete wie ein gewaltiger Druck auf uns.
    Wir hatten damit gerechnet, die Katakomben über eine Treppe zu erreichen, was nicht der Fall war. Vor einer alten Tür blieb Rosa stehen und nickte, als ich mit meiner Lampe hineinleuchtete. »Hier ist der Eingang«, erklärte sie.
    »Aber nicht zum Höllentor«, warf Glenda ein.
    »Nein, zu den Gängen.« Sie deutete auf den Boden. »Da, die Spuren. Rudolfo war hier, er war schon oft hier. Es ist seine Welt.«
    Das war uns mittlerweile auch klar. Die Tür zu den uralten Gewölben war nicht verschlossen, nur angelehnt. Der Lichtstrahl tanzte durch einen Spalt, als ich die Lampe bewegte. Dann zog ich die schmale Tür auf, während die beiden Frauen sicherheitshalber einen kleinen Schritt zurückgingen.
    Glenda und ich mußten uns ducken, um durch die Öffnung schlüpfen zu können. Rosa nicht, sie war kleiner und kam als letzte in das unterirdische Reich, in dem die Finsternis fast vollkommen war, denn es
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