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0600 - Die Fee und die Horror-Reiter

0600 - Die Fee und die Horror-Reiter

Titel: 0600 - Die Fee und die Horror-Reiter
Autoren: Jason Dark
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von Sekunden durch den Kopf schossen und sich irgendwo festhakten. Ich empfand die Szene sowieso als grotesk. Da schritt ich allein den vier Gegnern entgegen, während die Trooping Fairies nichts taten, weil sie den Schock noch nicht überwunden hatten. Auch ohne daß die Horror-Reiter ihre Waffen einsetzten, hielten sie die Anwesenden unter Kontrolle.
    AEBA – eine Vision, die zur Realität geworden war. Über Jahre kämpfte ich gegen dieses Grauen an. Hin und wieder erschien es wie ein Blitz aus heiterem Himmel, wie auch jetzt, nur trafen die Horror-Reiter keine Anstalten, auszuweichen.
    Sie nahmen mich überhaupt nicht zur Kenntnis, rückten von vier verschiedenen Seiten näher. Ich hörte das Klopfen ihrer Hufe auf dem weichen Boden, spürte den Druck in meiner Brust und konzentrierte mich auf zwei Knochenfratzen.
    In ihnen entdeckte ich keinerlei Bewegung. Die leeren Augenhöhlen sahen aus, als wären sie aus dem Gebein geschnitten worden.
    Zum Greifen nahe zügelte einer der Reiter sein Pferd vor mir.
    »Vorsicht, John!«
    Es war eine Warnung, und der kleine Feengeist hatte sie gesprochen. Ich konnte ihn nicht entdecken, möglicherweise schwebte er irgendwo in der Höhe und hielt sich zwischen den Zweigen verborgen.
    Es war der Reiter mit dem E auf dem schwarzen Panzer, der seine Lanze angehoben hatte. Er zielte schräg von der Seite her auf mich.
    In dieser Sekunde schwebte ich zwischen Leben und Tod. Kein Trooping Fairies machte Anstalten, sich auf meine Seite zu stellen.
    Die Formel!
    Himmel, wenn ich das Kreuz aktivierte, hatte ich vielleicht noch eine winzige Chance.
    Es kam nicht soweit.
    Etwas erreichte mich, zerrte an mir, und ich hatte den Eindruck, als würde sich der Boden unter meinen Füßen öffnen. Plötzlich war ich weg, war alles anders geworden. Innerhalb eines für mich nicht meßbaren Augenblicks war die gesamte Umgebung verschwunden.
    Es gab Aibon nicht mehr, ich geriet in einen Taumel, wollte schreien, doch die Überraschung lähmte meine Stimme, denn etwas anderes tauchte vor meinen Augen auf: Zwei Männer, eingehüllt in grünes Licht. Eine freie Fläche, die Umrisse einer Blockhütte, in der Suko gefangengehalten wurde. Meine Augen weiteten sich, ich saugte tief den Atem ein, spürte einen leichten Schwindel, hörte flüsternde Stimmen und spürte die Hand wie eine Klaue am Oberarm.
    Jemand hielt mich fest.
    Blicke trafen mich. Klare, kalte und graue Augen starrten mich forschend an. Böse war ein Mund verzogen, aber die Haut blieb glatt.
    Emotionen zeigten sich nicht.
    Erst Aibon, jetzt wieder meine Welt. Himmel, welch ein Wechselspiel! Es war nicht zu fassen.
    »Sinclair!«
    Das leise ausgesprochene Wort drang wie ein Messerstich in mein Bewußtsein. Ich wußte jetzt Bescheid, daß ich keiner Täuschung erlegen war und wollte mich aus dem Griff lösen, aber der Mann in Grau hielt mich eisern. Im Kopf breitete sich der Druck aus. Es war schwer für mich, ihm zu widerstehen. Meine Lippen zuckten, als ich etwas sagen wollte, doch der andere kam mir zuvor. Er zog mich aus dem grünen, magischen Lichtschein weg hinein in die Dunkelheit der Nacht.
    »Willst du wirklich, daß er stirbt?« wurde ich gefragt.
    Ich runzelte die Stirn. »Wer?«
    »Dein Freund Suko.«
    Jetzt verstand ich nur noch Bahnhof. »Moment mal, was hat das mit meinem Freund zu tun? Ich war in Aibon, ihr habt…«
    »Wir haben dich geholt.«
    »Ja«, sagte ich und nickte langsam, »das habe ich inzwischen bemerkt. Ihr habt mich geholt, verdammt. Und ich kann nun wirklich den Grund für diese Sinneswandlung nicht einsehen, tut mir leid.«
    Mein Lachen klang scharf. »Dabei stand ich den Horror-Reitern direkt gegenüber.« Daß sie mir möglicherweise das Leben gerettet hatten, davon erwähnte ich nichts. »Ich hätte sie vernichten können, ich war dabei, doch eure Magie hat mich erwischt, so muß man es wohl sagen.«
    Sie starrten mich von zwei verschiedenen Seiten an. Dabei sagten sie kein Wort. Die Lippen der kaum sichtbaren Münder waren zusammengepreßt, die Gesichter waren nicht mehr flache, glatte Flächen. Bestimmt war es mir gelungen, sie zum Nachdenken zu bringen, und ich drückte ihnen noch einen drauf. »Ich stand dicht davor, sie zu vernichten. Es hätte mich so gut wie nichts gekostet, mein Kreuz hätte seine Magie abgegeben, aber was…«
    »Stimmt es?«
    »Natürlich.«
    Zum erstenmal sah ich so etwas wie Regung in den glatten Gesichtern. Die Männer in Grau gaben sich zwar nicht zerknirscht, sie waren nur
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