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060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung
Autoren: Claudia Kern
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sich. Es folgte eine stumme Diskussion, dann sagte der Mann: »Mein Name ist Hooard. Das ist meine Frau Selmaa. Wir sind froh über deine Hilfe. Du wirst alles erfahren, sobald wir auf dem Schiff in Sicherheit sind. Jetzt ist keine Zeit dafür.«
    Selmaa schob sich an ihm vorbei. »Er hat Recht. Wenn wir uns nicht beeilen, sterben wir alle.«
    Aiko folgte ihr, aber seine Gedanken kreisten nur um eine Frage: Wieso?
    ***
    Peck, der Molunter stand breitbeinig auf der Plattform einer Taverne und sah auf den Platz hinab. Unter ihm strömten die Menschen dem Hafen entgegen. Die ersten Schiffe hatten die Anlegeplätze bereits verlassen und segelten in die Bucht hinaus.
    »Seht euch die feigen Taratzen an«, sagte er. »Die würden sich gegenseitig umbringen, nur um auf die Schiffe zu kommen. Kein Mut, keine Ehre…«
    »Regst du dich schon wieder darüber auf?« Quee stellte sich neben und grinste. »Lass sie doch abhauen, dann kommen sie uns nicht in die Quere.«
    Peck hob die Schultern. »Es stört mich einfach, das ist alles.«
    Er drehte sich um und ging zu den fünf Männern, die auf der Plattform hockten und schweigend ihre Ausrüstung überprüften. Seit die Crooches geflohen waren, wussten sie, was ihnen in dieser Nacht bevorstand. Mit der Angst ging jeder anders um. Einer hatte gescherzt, der nächste gebetet und der dritte hatte sich vielleicht heimlich an einer Straßenecke übergeben.
    Jetzt waren sie jedoch völlig konzentriert, so wie er es von ihnen erwartete.
    »Du ärgerst dich über die beiden Fremden, nicht wahr?«, sagte Quee. »Glaubst du wirklich, sie wären eine Bereicherung für uns gewesen?«
    »Das werden wir wohl nie erfahren. Aber zwei Dinge sind sicher: Sie wussten, wann man kämpfen und wann man fliehen muss. Ich habe viele Männer sterben sehen, weil sie diesen Unterschied nicht kannten.«
    Er sah zur Bucht hinaus. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages strichen golden über das Wasser hinweg.
    »Es ist bald so weit, Quee. Sind alle bereit?«
    »Ja, das sind sie.«
    Kein Zögern in seiner Stimme, kein Anzeichen von Angst. Peck war noch nie jemandem begegnet, der sich so gut unter Kontrolle hatte. Bei den Männern hatte Quee die Legende aufgebaut, er sei nicht in der Lage Angst zu empfinden, aber das wohl nur eine Geschichte. Doch wenn sie half die Disziplin zu festigen, war Peck damit einverstanden.
    Seit acht Jahren arbeiteten sie bereits zusammen. Peck leitete die Molunter, war ihr Anführer und Taktiker. Den täglichen Umgang mit den Männern und die stundenlangen Übungen überließ er jedoch Quee, der angeblich vor langer Zeit bei der Armee gewesen war (bei welcher, sagte er nie) und wusste, wie man Disziplin und Loyalität erzeugte.
    Auch jetzt nutzte er die letzten Momente vor dem Kampf, um mit jedem einzelnen Mann ein paar Worte zu wechseln, ihm die Hand zu schütteln und Glück zu wünschen. In solchen Situationen fühlte Peck sich immer ein wenig überflüssig, und so war er beinahe froh, als die Stimme des Kundschafters den Moment beendete.
    »Sie kommen!«, rief der Mann, bevor er behände wie ein Monkee auf das Gerüst der Plattform sprang. »Ich habe sie östlich vom alten Wasserturm gesehen.«
    Peck griff nach der Muschel, die stets an einem Band um seinen Hals hing, und blies hinein. Der tiefe Ton hallte durch die verlassenen Gassen und sollte die anderen Kundschafter zurückrufen. Während des Kampfes nutzte er die Muschel, um seinen Leuten Befehle zu geben.
    Quee schlug dem Kundschafter auf die Schulter. »Gut gemacht.«
    Dann griff er nach seiner Harpune und trat an den Rand der Plattform.
    Die Jagd begann.
    ***
    Matt hatte kein gutes Gefühl, als sie den Rand der Stadt erreichten und die leeren Straßen sahen. Auf dem Weg waren ihm meterhohe Erdverwerfungen aufgefallen, die am frühen Abend noch nicht dort gewesen waren. Auch die Vibrationen, die immer wieder wie kleine Erdbeben den Boden erschütterten, irritierten und beunruhigten ihn.
    »Wir könnten in den Häusern nach Waffen suchen«, sagte Aruula.
    »Mir wäre es lieber, so schnell wie möglich zu den Gleitern zu kommen.« Matt warf einen Blick auf den mittlerweile fast nächtlichen Himmel. Die Sonne war bereits versunken, aber ihr Restlicht reichte noch zur Orientierung.
    Noch, fügte er in Gedanken hinzu.
    Aruula hatte seinen Blick bemerkt und nickte. »Du hast Recht. Beeilen wir uns.« Sie sprang auf einen der Stege, blieb jedoch sofort stehen. Matt, der ihr gefolgt war, wäre beinahe gegen sie geprallt und kämpfte
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