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060 - Jenseits der Dämmerung

060 - Jenseits der Dämmerung

Titel: 060 - Jenseits der Dämmerung
Autoren: Claudia Kern
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Gleiter stehen?«, fragte er trotzdem.
    »Siehst du noch einen anderen Boden?« Sie machte eine umfassende Bewegung mit dem Stock und spritzte Schlamm gegen die Wände. »Ich hab dich beobachtet«, sagte sie dann. »Du bist schon lange hier. Ich hab auch deine komischen Freunde gesehen.«
    »Was willst du?« Aiko verlor langsam die Geduld.
    »Ich will wissen, was du willst.« Die Gier war deutlich in dem Gesicht der alten Frau zu sehen. »Du wartest doch auf deine Freunde, also werden sie wohl in die Stadt zurückkommen, obwohl sie das nicht dürfen. Das stimmt doch, oder?« Sie richtete ihren Stock wie ein Gewehr auf Aiko.
    »Wovon redest du überhaupt?«, fragte der irritiert. »Wieso sollten meine Freunde nicht in die Stadt dürfen?«
    »Weißt du das denn nicht? Man hat sie aus Pootland gejagt, weil sie eine Crooch zerquetscht haben. Wenn sie zurückkommen, wird das großen Ärger geben. Außer natürlich, bestimmte Leute, die davon wissen, schweigen.«
    Aiko dachte an den Tumult, den er vor geraumer Zeit gehört hatte. Einige Straßen entfernt war gegrölt und geschrien worden. Gesehen hatte er jedoch nichts. Wenn Matt und Aruula wirklich aus der Stadt gejagt worden waren, warteten sie jetzt vermutlich auf die Dunkelheit, um sich zu den Gleitern zurückzuschleichen. Das konnte gefährlich werden.
    Er stapfte durch den Schlamm zu Matts Gleiter und warf einen Blick hinein. Außer den Waffen und ein paar Vorräten gab es nichts, was für Diebe von Interesse war. Die Maschine selbst ließ sich nur von jemandem stehlen, der damit umzugehen wusste.
    »Weißt du was?«, wandte er sich an die alte Frau, während er Schwerter, Driller und Decken aus Matts Gleiter zu seinem eigenen trug. »Ich lasse mich von dir nicht erpressen. Wenn du so wild auf ein paar Bax bist, musst du dir einen anderen Idioten suchen, der sie dir in den Hals wirft.«
    Aiko sprang in den Lastgleiter und schaltete die Maschine mit einem Knopfdruck ein. Er hatte ein sehr traditionelles Ehrempfinden, und der dreiste Erpressungsversuch verärgerte ihn. Mit einem knappen Nicken verabschiedete er sich von der Frau, die ihn mit offenem Mund anstarrte, und zog den Steuerknüppel auf sich zu.
    Unter ihm schmatzte der Schlamm wie ein lebendiges Wesen. Das Geräusch des Gleiters wurde lauter, erste Warnlichter begannen zu blinken, aber die Maschine ruckelte nur leicht. Ihr eigenes Gewicht presste sie tief in den Lehm hinein.
    Aiko fluchte und steigerte die Energieleistung, bis das Cockpit vibrierte. Dann schaltete er die Maschine ab.
    Mit einem letzten Schmatzen sank sie noch tiefer in den Schlamm. Metall knackte, als die Temperatur langsam zurückging. Das Summen der Pedale verstummte.
    Aiko nahm die Hände vom Lenkrad und atmete tief durch. Einen Moment blieb er sitzen und sammelte sich, bevor er den Kopf drehte und die alte Frau ansah.
    »Wie viel?«
    ***
    Drei wenig erfreuliche Tatsachen schossen Matt durch den Kopf, als er sich umdrehte.
    Wir sind unbekleidet, unbewaffnet und so unaufmerksam, dass es einem Fremden gelingt, sich bis auf ein paar Meter anzuschleichen, dachte er. Langsam halte ich es für ein Wunder, wenn wir diesen Tag überleben.
    Der Mann, der ihm gegenüberstand, war schwarz. Das beschränkte sich jedoch nicht nur auf seine Hautfarbe, sondern schloss die hohen Stiefel, den langen Mantel, die Hose, das Hemd und den breitkrempigen Hut mit ein. Zwei tiefe, parallel verlaufende Narben durchschnitten sein bärtiges Gesicht vom Haaransatz bis zum Kragen. Er sah aus wie die Männer, die der Wirt als Molunter bezeichnet hatte.
    »Ich bin Peck von den Moluntern«, sagte der Fremde. Er hatte eine angenehm tiefe Stimme. »Ich habe euch kämpfen sehen.«
    »Du hast uns verlieren sehen.« Matt hielt nach Waffen Ausschau, aber unter dem langen Mantel war nichts zu entdecken. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Aruula ihre Hand auf einen Stein gelegt hatte.
    Peck hob die Schultern. »Das ist unerheblich, denn ihr wart gut. Deshalb sollt ihr Molunter werden.« Er sah Aruula an. »Du bist das erste Weib, dem ich diese Ehre gewähre. Sei stolz darauf.« Sein Blick glitt über ihren Körper und zu dem Stein in ihrer Hand. »Du bist misstrauisch. Das ist gut.«
    Aruula ließ den Stein nicht los. »Ich bin sicher, dass es eine Ehre ist, trotzdem muss ich dich fragen, was ein Molunter ist.«
    Pecks kurzes Blinzeln war das einzige Zeichen seiner Überraschung. Er verschränkte die Arme vor der Brust und hob den Kopf. »Wir sind Jäger. Die Jagd macht uns
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