Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0592 - Die Wächter der Verfluchten

0592 - Die Wächter der Verfluchten

Titel: 0592 - Die Wächter der Verfluchten
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
seinem mittlerweile sehr langen Leben gesammelt hatte.
    Vielleicht würden die Eingeborenen die Gestrandeten sogar als Götter verehren, die übers Meer zu ihnen gekommen waren.
    Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte der Menschheit.
    Das war eine Aussicht, die zumindest van Dyke nicht gefiel.
    Den Männern um ihn herum würde es sicher Zusagen. Aber er selbst wußte zu viel von Göttern und Teufeln. Genug, um sich von ihnen so weit wie möglich zu distanzieren.
    Die bemalten Männer kamen immer weiter heran.
    Van Dyke trat vor sie, um sie anzusprechen. Doch sie reagierten überhaupt nicht darauf.
    So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt. Die Eingeborenen ignorierten seinen Versuch, sich zu verständigen, sie marschierten einfach weiter.
    Bis sie die Seefahrer direkt erreicht hatten.
    Die Matrosen wichen langsam zurück. Sie scharten sich hinter jene ihre Kameraden, die Äxte und Hämmer hielten. Unsicherheit breitete sich aus.
    Der Zimmermann hob die Axt, um sie kreisen zu lassen.
    »Halt!« schrie van Dyke ihn an.
    »Aber… die bringen uns um!«
    »Es wird erst gekämpft, wenn einer von uns angegriffen wird!« riet van Dyke.
    Er fühlte sich gar nicht so sicher, wie er sich gab. Er stand nun mitten zwischen den Eingeborenen, war so von seinen Männern abgeschnitten, und Kapitän Heeremaas sah nicht danach aus, als habe er diese Situation noch im Griff.
    Aber die Männer brauchten einen Anführer, und deshalb mußte van Dyke Stärke zeigen.
    Wieder einmal.
    Selten war es ihm gedankt worden. Und einige Male hatte man ihn dafür sogar umgebracht!
    Plötzlich stand einer der Fremden unmittelbar vor ihm, er stieß ihn sogar an. Der dunkle Mann war etwas größer als die anderen, und seine Gesichtsbemalung zeigte eine dämonische Fratze.
    Plötzlich brach aus dem Mund des Bemalten ein Wortschwall hervor. Van Dyke verstand zwar nichts, aber die Wörter Moai und Make-Make wiederholten sich mehrfach.
    Was bedeuteten sie?
    »He, der doch reden?« krähte Jos im Hintergrund.
    »Komm her, Jos!« befahl van Dyke. »Glaubst du, du könntest dich mit diesen Leuten verständigen?«
    »Ich mit jedem reden. Egal Mensch, egal Tier«, behauptete Jos. »Ich sogar reden mit Esel, wo war Vater mein.«
    »Dafür, daß du von einem Esel abstammst, siehst du aber sehr menschlich aus.«
    »Vater mein war dumm wie Esel«, sagte Jos. »Immer saufen, saufen, saufen. Nix arbeiten für Geld. Saufen und Kinder machen. Viele Kinder. Was sagen nun dem nackten Wilden?« Dabei deutete Jos auf den Eingeborenen, der seinen Redeschwall inzwischen gestoppt hatte und verständnislos zwischen van Dyke und Jos hin und her sah.
    Auf seiner Stirn bildeten sich Falten. Er fühlte sich wohl beleidigt, weil die Weißen nicht auf seine Ansprache eingingen, sondern untereinander redeten. Und van Dyke konnte ihm das nicht verdenken.
    Er hätte es auch nicht gemocht, so ignoriert zu werden…
    Er wandte sich wieder dem Eingeborenen zu, breitete die Hände aus und verneigte sich leicht.
    »Pardon«, sagte van Dyke. »Es ist nicht böse gemeint. Aber ich kann dich leider nicht verstehen. Verstehst du mich?«
    Der Eingeborene starrte ihn nur drohend an.
    »Na, du nix verstehen was großer Master sagt?« fuhr Jos ihn an. Dann wechselte er die Sprachen, redete wild auf den Eingeborenen ein, aber in dessen Mimik war keine Reaktion auf bekannte Wörter oder Silben zu erkennen. Jos begleitete seinen Wortschwall mit wilder Gestik.
    Schließlich legte ihm van Dyke die Hand auf die Schulter. »Laß es gut sein, mein Junge.«
    Dann sah er wieder den Bemalten an, aber mit der anderen Hand deutete er auf den Übersetzer.
    »Jos«, sagte van Dyke deutlich.
    Danach deutete er auf Heeremaas. »Kapitän«, sagte van Dyke. Dann wies er auf sich selbst. »Robert.«
    Zum Schluß wies er mit der Hand auf den Eingeborenen. Van Dyke sah ihn durchdringend an.
    »Takaroa«, sagte der Bemalte.
    ***
    Gegenwart:
    Sie ritten mit den Pferden über die hügelige Landschaft.
    »Vor dreihundert Jahren«, sagte Robert Tendyke, »war ich zum ersten Mal auf dieser Insel. Wir…«
    »Warte mal«, unterbrach ihn Nicole. »Vor dreihundert Jahren? Also… 1697?«
    »Wenn die Mathematik nicht inzwischen neuen Regeln unterliegt, kommt's in etwa hin.«
    »Diese Insel«, dozierte Nicole, »wurde am Ostersonntag des Jahres 1722 von dem holländischen Kapitän Jacob Roggeveen entdeckt. Da liegt ein Vierteljahrhundert zwischen, wenn die Mathematik nicht mittlerweile neuen Regeln unterliegt.«
    »Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher