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0592 - Die Wächter der Verfluchten

0592 - Die Wächter der Verfluchten

Titel: 0592 - Die Wächter der Verfluchten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht damit getan, ihm gegenüberzutreten und ihn mit einem lockeren Zaubersprüchlein zu vernichten.
    Doch wie es aussah, wollte der Freund jetzt nicht darüber reden.
    Nun gut, dann eben später.
    Tendyke war ja nicht der einzige von Zamorras Freunden, der sich ein wenig seltsam verhielt.
    Vor kurzem war es zwischen Ted Ewigk und seiner Freundin Carlotta zu einem Mordskrach gekommen. Dann hatte sich der ›Geisterreporter‹ einer Aktion Zamorras angeschlossen, nur um Carlotta aus dem Weg zu gehen -und anfangs war er auch Zamorra und Nicole gegenüber ziemlich aggressiv gewesen. Aber je länger sie zusammen in England einem Vampir nachjagten, desto ruhiger war Ted geworden, dann wurde er wieder so ausgeglichen wie eh und je. [2]
    Warum er dermaßen ausgeflippt war, und das so, daß er sogar seine besten Freunde angeschnauzt und vor den Kopf gestoßen hatte, dafür gab es keine Erklärung. Auch nicht dafür, daß er drei Tage nach seiner Rückkehr in seine Villa in Rom am Telefon ausgesprochen beleidigend geworden war.
    Etwas stimmte nicht mehr mit Ted Ewigk. Er hatte sich innerhalb kurzer Zeit zu sehr zu seinem Nachteil verändert.
    Und dann war Rob Tendykes Anruf gekommen. Ob Zamorra Zeit hätte, zur Osterinsel zu kommen und ihm dort ein wenig unter die Arme zu greifen. Er sei mit einem Archäologen- und Fernsehteam dort.
    »Worum es geht, das erkläre ich dir später«, hatte er gesagt. »Ich habe jetzt zu wenig Zeit. Tickets für zwei Personen von Paris nach Santiago de Chile sind bezahlt, und dort erwartet euch mein Firmenjet und bringt euch her. Laßt mich nicht warten.«
    Also hatten sie den Globus zu einem Drittel umrundet und waren jetzt hier.
    Auf einer südpazifischen Insel, für die sich die Weltgeschichte nie sonderlich interessiert hatte. Die Osterinsel gehört seit 1988 zu Chile, wird von dort aus verwaltet und ist seit 1965 ein eigenes Departamento. Es gibt einen einzigen Ort, in dem die meisten der rund 1400 Einwohner leben, darunter knapp tausend Pascuenser, polynesische Eingeborene, die sich im Laufe der Jahrzehnte mit weißen Zuwanderern vermischt haben. Der Rest rekrutiert sich aus Chilenen, Peruanern, Chinesen, Fillipinos und seit einiger Zeit auch Japanern.
    Und natürlich hin und wieder Touristen, für die man extra ein recht komfortables Hotel in Hanga Roa hochgezogen hatte. Komfortabel - und teuer.
    Alles auf der Isla de Pascua ist teuer. Die Insel kann ihre Einwohner längst nicht mehr selbst ernähren, Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände müssen zu einem großen Teil importiert werden, was natürlich eine Menge Geld kostet. Die Staatsgelder, die von Chile hereinfließen, sind knapp und bedürfen sorgfältiger Budgetierung.
    Also werden selbst für Kleinigkeiten horrende Summen gefordert. Wer sich längere Zeit auf der Osterinsel aufhalten will, kommt am preiswertesten davon, wenn er einen der Campingplätze nutzt - und seine eigene Campingausrüstung einfliegen läßt.
    Weshalb auch die Archäologen, die sich hin und wieder auf der Insel aufhalten, eher ein Zeltlager errichten, als sich in Hanga Roa im Hotel einzuquartieren.
    Die größte Entfernung zwischen zwei Seiten der Insel beträgt kaum mehr als 23 Kilometer. Also ist es kein Problem, sie innerhalb eines Tages zu Fuß komplett zu durchqueren.
    Zu Pferd ging es natürlich wesentlich rascher.
    Die Leere des Inlandes verstärkt noch den Eindruck der Einsamkeit, den die Insel auf viele ihrer Besucher ausübt. Es gibt nur wenige Baumgruppen in einer ansonsten gelbgrauen Graslandschaft mit niederem Gestrüpp und eingezäunten Weiden, auf denen sich hier und da Schafherden zeigen. Ein paar Vögel am Himmel, hastige, raschelnde Bewegungen im Gras, das ist schon alles.
    Damals, als Roggeveen und seine Leute die Insel betraten, sollte sie etwa 5000 Einwohner besessen haben. Verteilt auf zahlreiche Dörfer mit Feldern und Gärten in einer ausgeprägten Waldlandschaft.
    Nur 150 Jahre später war die Bevölkerungszahl auf unter 200 geschrumpft - durch Seuchen, eingeschleppt von den fremden Besuchern, gegen die die isoliert lebenden Inselbewohner keine Abwehrkräfte hatten. Nur langsam erholte sich die Osterinsel wieder von dem gewaltigen Kahlschlag bei Bäumen und Menschen…
    Nach gut einer halben Stunde erreichten Zamorra, Nicole und Robert Tendyke das Lager. Ein halbes Dutzend mehr oder weniger großer Zelte, überall herumstehende Gerätschaften und Holzkisten, eine offene Feldküche, über die bei Regen eine Schutzplane gezerrt werden
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