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059 - Blutige Küsse

059 - Blutige Küsse

Titel: 059 - Blutige Küsse
Autoren: Dämonenkiller
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versuchte sich aufzurichten. Dorian fühlte sich hundeelend, und er hatte rasende Kopfschmerzen.
    »Nun komm schon endlich!«, sagte die spöttische Stimme. »Hab dich nicht so!«
    Eine harte Hand griff nach seinem rechten Oberarm und zerrte ihn rücksichtslos hoch.
    Dorian vermochte endlich einen Spalt breit die Augen zu öffnen. Wie durch milchigen Nebel nahm er seine Umgebung wahr. Er befand sich in einem kleinen, neutral eingerichteten Zimmer, das nach Bohnerwachs und Gasthof roch. Dorian konnte sich diesen Ortswechsel nicht erklären. Er rieb sich vorsichtig die schmerzenden Augen und holte tief Luft. Ein bitteres Gefühl der Übelkeit breitete sich in ihm aus.
    »Na, bitte! Klappt doch, Junge.«
    Da war wieder diese spöttische Stimme, die ihm plötzlich bekannt vorkam. Er hatte sie schon irgendwann einmal gehört. Sie gefiel ihm nicht, ließ so etwas wie Abwehr in ihm hochkommen, doch dann schwemmten die Kopfschmerzen alles weg.
    »Wo bin ich?«, fragte Dorian müde.
    »Mann, musst du aber auf 'nem tollen Trip gewesen sein!«, staunte die spöttische Stimme. »Blackout auf der ganzen Linie, wie?«
    Dorian sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. Da war aber zuerst nur ein Schatten, dann sah er fließende Linien, die keine Deutung zuließen. Er brauchte noch ein paar Sekunden, bis diese fließenden Linien sich endlich stabilisierten und eine Gestalt erkennen ließen. Er sah sich einem jungen Mann gegenüber, der aus einer Welt der Albträume zu stammen schien. Der Mann war groß, schlank und ganz in Leder gekleidet. Er trug wadenhohe Motorradstiefel und schwarze Lederhandschuhe. Das Gesicht des jungen Mannes war knochig, erinnerte fast an einen Totenschädel. Die Augen waren hinter den dunklen Gläsern der Sonnenbrille nicht zu erkennen. Das Haar war schwarz wie die eng anliegende Lederkleidung. Ein Sendbote der Hölle hätte nicht wirkungsvoller aussehen können.
    »Demur Alkahest!«
    Dorian war es wie Schuppen von den Augen gefallen. Plötzlich wusste er, wer dieser junge Mann war. Er konnte sich jedoch nicht erklären, wie er in die Gesellschaft Demurs geraten konnte.
    »Demur Alkahest«, bestätigte der junge Mann und lehnte sich lässig gegen die weißgekalkte Wand des Zimmers. »Jetzt hat's gezündet, wie?«
    »Was ist passiert?«, wollte Dorian wissen. Er fühlte sich immer noch scheußlich und wagte nicht, sich auf die Beine zu stellen.
    »Wirklich keine Ahnung?«, fragte Demur Alkahest. »Mann, hast du mich gelöchert, Dorian. Ich hätte ja nie gedacht, dich mal so down zu sehen. Auf den Knien bist du vor mir herumgerutscht.«
    Dorian wusste überhaupt nicht, wovon Demur sprach. Sein Erinnerungsvermögen war wie ausgelöscht. Er hatte keine Ahnung, wie er ausgerechnet an diesen Demur geraten war. Normalerweise hätte er niemals Kontakt zu ihm aufgenommen. Demur Alkahest war Mitglied einer Dämonenfamilie, die sich einstmals gegen den selbsternannten Fürsten der Finsternis, Olivaro, gestellt hatte. Damals hatte Demur die Zusammenarbeit mit ihm gesucht, die Dorian allerdings abgelehnt hatte.
    »Scheint nicht angekommen zu sein, wie?«, fragte Demur und lachte ironisch. »Mann, Dorian, wie viel von dem Zeug hast du denn getrunken? Das muss ja 'ne riesige Überdosis gewesen sein.«
    Theriak!
    Dorian zuckte wie unter einem wilden Peitschenhieb zusammen. Demurs Hinweis auf die angebliche Überdosis, die er getrunken haben sollte, lieferte ihm einen ersten Erinnerungsfetzen. Und zugleich mit dieser noch undeutlichen Erinnerung war plötzlich die unstillbare Gier nach Theriak in ihm wach geworden. Er wusste mit letzter Sicherheit, dass er ohne diesen Trank umkommen würde. Schon ein einziger Tropfen würde genügen, die rasenden Kopfschmerzen zu vertreiben. Ein kleiner Schluck würde ausreichen, ihn zu einem neuen Menschen zu machen.
    »Jetzt hat's eingeschlagen, wie?« Demur hatte Dorian nicht aus den Augen gelassen.
    »Theriak«, wiederholte Dorian laut und sah sein Gegenüber erwartungsvoll und fast gierig an. »Ich brauche Theriak, Demur.«
    »Klar, Junge«, erwiderte Demur, die psychische Hilflosigkeit seines Gegenübers ausnutzend. »Klar, dass du Theriak brauchst. Aber so einfach ist die Sache nicht.«
    »Nur ein paar Tropfen!«, bat Dorian verzweifelt. »Ich weiß, dass du es hast.«
    »Besorgen kann«, korrigierte Demur. »Aber auch das braucht seine Zeit.«
    »Beeil dich, Demur!«
    Dorian musste sich auf die Bettkante setzen. Seine Hände zitterten. Ihm war kalt, er zitterte. Doch Sekunden
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