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059 - Blutige Küsse

059 - Blutige Küsse

Titel: 059 - Blutige Küsse
Autoren: Dämonenkiller
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jedoch nicht mehr die Kraft dazu, er fiel zurück in den Sessel, zuckte wie eine Gliederpuppe und schaute dann Dorian an.
    Dieser Blick sagte Dorian, dass der Vampir begriffen hatte. Doch er hatte nicht mehr die Kraft, sich an ihm zu rächen. Aber in seinen Augen brannte ein mörderischer Hass.
    Dorian handelte. Er wusste nicht, wie lange das von Coco hergestellte Taxin-Theriak wirken würde. Jetzt kam es auf jede Sekunde an. Er hielt plötzlich den Holzpflock in der rechten Hand und stürzte sich auf den Vampir. Weit holte er aus, um das Ungeheuer durch einen Stoß ins Herz zu pfählen.
    Der Vampir sprang mit letzter Kraft auf, schnellte vor und wollte Dorian erwürgen, doch dann brach er tot auf dem Podest zusammen. Ein seltsamer stechender Geruch nach Moder und Fäulnis wehte durch den Saal.
    Dorian wandte sich um. Wie würden die Gäste des Vampirs reagieren? Waren sie von der magischen Wirkung des Theriakgiftes befreit worden? Oder würden sie ihn zerreißen?
    Ratlos und verwirrt standen sie bereits alle an der großen Saaltür, starrten mit weit geöffneten Augen in Richtung des Grafen und drängten dann eiligst durch die Tür nach draußen. Sie waren ernüchtert, irritiert, wussten nicht, was sie von dem Gesehenen halten sollten. Das Gegenmittel kreiste bereits in ihren Blutbahnen und tilgte von Minute zu Minute immer mehr die schreckliche Erinnerung.
    Dorian blieb zurück. Er sah hinunter auf den Vampir und bückte sich dann nach der Zinnkanne. Sie war leer. Der Vampir hatte ihm ungewollt doch noch einen Streich gespielt. Dorian wandte sich ab. Er musste jetzt genau überlegen. Es galt, die Aufzeichnungen des Vampirs in der Alchemistenküche zu durchsuchen. Wenn es schon kein Taxin-Theriak mehr gab, dann musste er sich wenigstens mit Theriak versorgen. Nur zu gut wusste er um die schrecklichen Entziehungserscheinungen, die die Hölle darstellten.
    Der Vampir überlistete ihn erneut, rächte sich über den Tod hinaus. Als Dorian keuchend vor Anstrengung die Alchemistenküche des Grafen erreicht hatte, zerfielen gerade die letzten Gegenstände und wurden zu Staub. Mit dem Tod des Count of Alkahest ging auch seine Welt unter.
    Betroffen und ratlos blieb Dorian an der Tür stehen. Als er sich abwenden wollte, wurde sein Blick von einem seltsam leuchtenden Gegenstand angezogen.
    Die weiße Blume!
    Sie allein hatte der Zerstörung widerstanden. Sie lag auf dem mit dickem Staub bedeckten Steinboden und zog ihn magisch an.
    Dorian schritt durch den aufwirbelnden Staub und hob sie fast andächtig auf. Als er sie in Händen hielt, kehrte Ruhe in seine Gedanken ein. Eine unerschütterliche Kraft durchflutete ihn. Er schob sich die Blume in das Hemd und ging dann zurück in den Saal.
    Die Bänke, der Tisch und der große Sessel waren verschwunden, hatten sich aufgelöst wie der Count of Alkahest. Durch die jetzt zerstörten Fenster und Türen pfiff ein kühler, fast reinigender Wind, der den Staub hoch wirbelte.
    Dorian verließ das Schloss des Vampirs, ohne sich noch einmal umzuwenden. Auf seiner Haut aber brannte der Abdruck der geheimnisvollen Blume.

    Die kleine Ortschaft hatte sich gründlich verwandelt.
    Die euphorische Stimmung war verschwunden. Man spürte es, wenn man wusste, wie es vorher gewesen war. Der Rausch war verflogen, die Realität hatte wieder ihre Herrschaft angetreten. Kein Mensch grüßte den Dämonenkiller, der jetzt nur noch ein Fremder war. Dorian fand zu dem Gasthof zurück, in dem er mit Demur abgestiegen war. Mürrisch gab man ihm den Zimmerschlüssel und drückte ihm bereits eine erste Zwischenrechnung in die Hand.
    Dorian ließ sich in der kleinen Halle nieder und dachte nach. Es fiel ihm sehr schwer, logisch zu denken. Unter dem Einfluss von Theriak wollten seine Gedanken sich nicht koordinieren lassen. Sie schweiften unentwegt ab.
    Der Gedanke an Coco aber blieb der Bezugspunkt, an dem er sich orientieren konnte. Er musste sie anrufen und um Hilfe bitten. Dorian brauchte ein neues Gegenmittel, und nur sie allein konnte es ihm brauen.
    Aber brauchte er dieses Gegenmittel wirklich? Lockende Vorstellungen redeten ihm das schleunigst wieder aus. Mit Theriak im Blut gab es schließlich keine Probleme. Warum stürzte er sich freiwillig in eine harte und grausame Realität?
    Coco siegte. Der Gedanke an sie war stärker als alle Verlockungen.
    Dorian ging in sein Zimmer und rief von dort aus London an. Eine knappe Minute später legte er den Hörer enttäuscht auf die Gabel zurück. Er hatte
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