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059 - Blutige Küsse

059 - Blutige Küsse

Titel: 059 - Blutige Küsse
Autoren: Dämonenkiller
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übermütig werden. Hast du verstanden?«
    »Ich habe verstanden«, erwiderte Dorian gehorsam und griff nach der großen Zinnkanne. Vorsichtig hob er sie vom Tisch. Als er sie über die Tischkante schob, stieß die Kanne gegen das kleine Fläschchen, das er erst vor ganz kurzer Zeit in seiner Hosentasche gefunden hatte.
    Ein Blitzschlag hätte nicht wirkungsvoller zünden können. Der Scherz des Count und jetzt das Fläschchen. Die Erinnerungsfetzen fügten sich zu einem Bild zusammen. Dorian wusste wieder Bescheid.
    Coco hieß sein ganz persönliches Stichwort. Coco und das von ihr hergestellte Taxin-Theriak. In dem kleinen Fläschchen befand sich der Schlüssel zu seiner persönlichen Freiheit. Er brauchte den Inhalt nur zu trinken, um wieder er selbst sein zu können.
    »Worauf wartest du noch?«, fragte der Vampir, der bereits einige Schritte vorausgegangen war. Hatte der Count etwas gemerkt? Dorian duckte sich unter den Blicken des Vampirs. Er durfte nicht hinter sein Geheimnis kommen.
    »Ich komme schon«, sagte Dorian diensteifrig, innerlich vor Triumph bebend. Die Stunde des Vampirs war gekommen. Dorian war jetzt klar, wie er ihn ausschalten konnte.
    Er nutzte die Gelegenheit. Dorian führte den Krug an seine Lippen und stärkte sich noch einmal mit dem magischen Zaubertrank. Dorian konnte sich diesen zusätzlichen Schluck ja leisten, denn er besaß das Gegenmittel, um die Wirkung wieder aufzuheben.
    Dann ging er hinter dem ahnungslosen Vampir her. Verstohlen griff er in seine Hosentasche und holte das kleine Fläschchen hervor. Geschickt öffnete er den Verschluss und kippte den gesamten Inhalt in die große Zinnkanne.
    Wenn die Gäste des Vampirs davon tranken, stellten sie keine Gefahr mehr für ihn dar. Ernüchtert würden sie dem Grafen den Gehorsam verweigern. Der Vampir würde gleich isoliert und hilflos sein. Dorian verfügte nämlich über eine Waffe, die er sich vor Demurs Tod noch hatte zurechtschnitzen können. In seinem Gürtel steckte der Holzpflock. Ein tödlicheres Mittel gab es gegen einen Vampir überhaupt nicht.
    Dorian lächelte bei dem Gedanken an seinen Überraschungscoup.

    Der Count of Alkahest hatte sehr viele Gäste eingeladen. Auf magische Art und Weise hatte er sie herzitiert. Vor seinem langen Schlaf bis zur Rückkehr Dorians aus Sardinien wollte er sich wahrscheinlich noch einmal gründlich bedienen. Die beiden langen Sitzbänke waren vollbesetzt. Alte und junge Menschen saßen dicht gedrängt nebeneinander und erhoben sich jetzt, als der Graf den Saal betrat.
    Dorian wartete ungeduldig darauf, bis er mit dem großen Zinnkrug die Runde machen durfte. Er schaute noch einmal zu dem Vampir hinüber, der lässig in dem großen, hochlehnigen Sessel auf seinen Wolfsfellen lag. Wie sicher fühlte sich der Graf! Er ahnte nicht, dass sein Tod bereits beschlossene Sache war.
    Die Gäste des Vampirs reagierten überhaupt nicht auf den neuen Mundschenk. Dorian schritt die Frauen und Männer der Reihe nach ab und versorgte sie mit dem Theriak, das keines mehr war. Er hatte Mühe, ein triumphierendes Lächeln zu verbergen. Bald war es so weit. Er musste nur aufpassen, dass für ihn selbst ein guter Rest in der Zinnkanne übrig blieb, gerade er brauchte das Taxin-Theriak.
    Er hatte richtig eingeteilt. Auf dem Boden der großen Kanne schwappte noch eine gehörige Portion des Zaubertranks. Dorian fingerte verstohlen nach dem langen Holzpflock, den er aus dem Eichentisch herausgeschnitten und zurechtgeschnitzt hatte, ging nach vorn zum Count und nickte ihm zu. Die Becher waren gefüllt, gleich musste es passieren.
    Die Gäste des Grafen standen bereits auf und toasteten dem Gastgeber zu. Der Graf lächelte und griff plötzlich zu Dorians Entsetzen nach der Zinnkanne. Er wollte den Toast offensichtlich erwidern.
    Dorian riss die Kanne zurück, doch er war nicht schnell genug. Der Graf hatte sie bereits in der Hand, grüßte mit der Kanne zurück und setzte sie dann an die Lippen. Genussvoll schmatzend gurgelte er den letzten Rest des verwandelten Zaubertranks in sich hinein.
    Dorian starrte auf den Vampir, der ihm die Kanne lässig zuwarf und sich die Lippen abwischte. Die Kanne war leer. Alle hatten von dem Taxin-Theriak getrunken, nur er nicht, der dieses Mittel besessen hatte. Dorian taumelte zurück, sah dann aber, wie der Vampir sich veränderte. Die Wirkung des Taxin-Theriak war mörderisch. Der Vampir fasste sich an den Hals und hechelte. Er verdrehte die Augen, wollte aufspringen, hatte
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