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059 - Blutige Küsse

059 - Blutige Küsse

Titel: 059 - Blutige Küsse
Autoren: Dämonenkiller
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Valby nicht mehr existierte. Auf den ausgetretenen Steinquadern des Bodens brodelte und kochte ein Säurebrei, der pestilenzartig stank. Dieser Brei fraß sich weiter durch den Stein, löste ihn auf, ließ ihn zu einem milchig gefärbten Dampf werden.
    Gurgelnd und schmatzend drang die Säure durch den Stein, verschwand in der Tiefe der Fundamente.
    »Die prima materia «, sagte Demur leise, fast andächtig. Kein Spott war in seiner Stimme; Ehrfurcht und Grauen schwangen mit. »Die prima materia. Er hat sie entdeckt.«

    »Sie hat Valby verdampfen lassen«, sagte Dorian fassungslos und deutete auf das Loch im Boden, dessen Ränder glasig geworden waren.
    »Ich kann's einfach nicht glauben«, meinte Demur und schüttelte immer noch ungläubig den Kopf. Er fand zu seiner gewohnten Schnodderigkeit zurück. »Der alte Knabe hat die prima materia gefunden. Es ist nicht zu glauben.«
    »Der Traum aller Alchemisten«, sagte Dorian, der mit dieser Bezeichnung durchaus etwas anzufangen wusste.
    »In ihr lösen sich alle Elemente«, redete Demur weiter. »Und wie sie sich lösen! Die Missgeburt dort hat's am eigenen Leib erfahren.«
    »Ich hätte niemals gedacht, dass es diese prima materia wirklich gibt«, antwortete Dorian, der ebenfalls beeindruckt war. »Die moderne Chemie verneint das.«
    »Moderne Chemie«, äffte Demur ihn spöttisch nach. »Was wirklich sein kann, haben wir ja gerade gesehen, alter Junge, oder? Nur die Magie allein schafft die prima materia. Sie ist der Stein der Weisen.«
    »Gibt es nur diese eine Phiole?«, fragte Dorian.
    »Sehen wir nach. Stopp, alter Junge! Du bleibst da stehen! In deiner Hand würde ich das flüssige Höllenfeuer nicht besonders gern sehen.«
    Dorian nickte und schaute zu, wie Demur auf den Arbeitstischen nach weiteren Phiolen suchte. Er konnte die Vorsicht des jungen Dämonen verstehen. Es gab keine fürchterlichere Waffe als diese alles vernichtende Tinktur.
    » Alkahest , nicht wahr«, rief er Demur zu, der kurz hochschaute und dann nickte.
    »Prima materia oder auch Alkahest genannt«, sagte Demur. »Verstehst du jetzt die Zusammenhänge? Unsere Dämonenfamilie nennt sich nach der prima materia. Die lieben Vorfahren haben sich schon immer mit Alchemie befasst. Daher der Name Alkahest. Wir haben Vorfahren, die sich sehen lassen können, alter Junge.«
    »Hekate«, lieferte Dorian das nächste Stichwort.
    »Die gute, alte Hexe Hekate«, plapperte Demur bereits wieder hemmungslos weiter. »Die Göttin der Unterwelt. Zuständig für Zauberei und Magie. Onkel Lucius scheint einen verdammt heißen Draht zu ihr zu haben, sonst hätte er die prima materia niemals schaffen können. Übrigens – Pech, alter Junge, mehr ist von dem flüssigen Höllenfeuer nicht aufzutreiben. Onkel Lucius scheint nur die eine Dosis hergestellt zu haben.«
    »Was soll jetzt geschehen?«, fragte Dorian und deutete auf das Pergament, das das Rezept des Theriak enthielt. Die Schriftrolle hatte von der prima materia doch etwas abbekommen. Ein Teil der Rolle war verdampft.
    »Brauche ich den guten, alten Lucius noch?«, fragte sich Demur halblaut und nachdenklich. Er griff nach dem Rezept und überflog die Anweisungen. Dorian beobachtete Demur. Sein Ich hatte sich weiter hochgearbeitet und eliminierte die Wirkung des Theriak. Er war in der Lage, Demur objektiv zu sehen und einzuschätzen.
    Der junge Dämon war ein schlauer und gerissener Fuchs, der die Weichen bisher sehr geschickt gestellt hatte.
    Zielstrebig visierte er sein Ziel an und benutzte jeden, den er brauchen konnte.
    Der Sekretär des Count of Alkahest war auf Demur hereingefallen. Er hatte dafür gesorgt, dass Demur heimlich das Schloss betreten konnte. Er hatte dem jungen Dämon das Rezept verschafft, mit dem Demur sich in Zukunft selbständig machen konnte. Im Besitz des Herstellungsgeheimnisses von Theriak war Demur tatsächlich in der Lage, Macht auszuüben, wie er sie bisher noch nicht einmal erahnt haben mochte. Im Besitz von Theriak konnte der junge Dämon eine Weltstadt wie London glatt unter seine Kontrolle bringen. Er, Dorian, war von Demur dazu ausersehen worden, den Count of Alkahest zu pfählen. Um seinen Onkel für immer auszuschalten, wollte Demur sich eines Menschen bedienen. Seiner Dämonenfamilie gegenüber wollte er saubere Hände behalten.
    »Worauf's ankommt, ist noch problemlos zu lesen«, ließ Demur sich in diesem Moment vernehmen. Er rollte das Pergament zusammen und nickte zufrieden. »Demnach sollten wir uns mit meinem
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