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059 - Blutige Küsse

059 - Blutige Küsse

Titel: 059 - Blutige Küsse
Autoren: Dämonenkiller
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sagte der Count. Er stand vor dem langen Arbeitstisch, begutachtete die Pflanzenwurzeln, die Dorian nach dem Kräuterbuch sortiert hatte, und nickte zustimmend. Der Count schien mit der Arbeit zufrieden zu sein.
    Auch er nahm schließlich die bleiche, weiße Blüte in die Hand und sah sie seltsam verklärt an.
    »Eine besondere Pflanze?«, fragte Dorian eifrig.
    »Ohne sie kein Theriak«, gab der Vampir zurück. »Sie ist die Grundlage – das heißt, ihre Wurzel. Alles andere ist nur Ausschmückung zur Befriedigung der Nebensinne.«
    »Und wo wächst sie?«
    »In den Eisregionen der Hochgebirge«, antwortete der Count of Alkahest. »Besonders gut ist sie, wenn sie aus den Höhen des Hochlands von Tibet kommt. Sie ist selten.«
    »Und das ist wirklich schon alles?«, wollte Dorian wissen.
    »Ohne ein bestimmtes Salz wird nichts aus dem Theriak, wie ich es will«, gab der Vampir zurück. »Es gibt viele Versionen, Dorian Hunter, aber ich liebe nun mal das Original. Und dazu brauche ich das Salz.«
    »Und wo findet man das?«
    »Auf Sardinien«, antwortete der Vampir und schaute Dorian prüfend an. »Hekate verfügt darüber, aber sie gibt es nicht gern heraus.«
    »Hekate, die Göttin der Unterwelt?« Dorian erinnerte sich, dass Demur bereits von ihr gesprochen hatte. »Sie gehört ebenfalls zu Ihrer Familie, Graf?«
    »Sie gehört zu unserer Familie und ist eine Einzelgängerin – wie ich«, bestätigte der Graf. »Groß sind ihre Kenntnisse in der Alchemie. Du wirst sie kennen lernen, Dorian Hunter.«
    »Sie wird hierher kommen?«
    »Du wirst nach Sardinien fahren und sie aufsuchen. Du wirst mir das Salz für mein Theriak holen.«
    »Aber wie soll ich sie dort finden, Graf?«
    »Ich werde dich ankündigen, Dorian Hunter, und dir den ersten Teil des Weges beschreiben. Alles Weitere liegt dann bei Hekate.«
    »Eine gefährliche Reise?«, wollte Dorian wissen.
    »Hekate ist unberechenbar«, antwortete der Vampir und lächelte rätselhaft. »Launenhaft ist sie und manchmal sogar tückisch, wie meine Verwandten sagen, aber das dürfte übertrieben sein. Morgen noch solltest du fahren.«
    »Und was wird aus Ihnen, Graf? Werden Sie ohne mich auskommen?«
    »Heute werden wir noch einmal gründlich feiern«, sagte der Count of Alkahest und leckte sich unwillkürlich die Lippen. »Danach werde ich mich bis zu deiner Rückkehr in die Gruft zurückziehen und warten.«
    »Und woher bekomme ich während der Reise nach Sardinien mein Theriak?«, fragte Dorian.
    »Ich werde dir einen Vorrat mitgeben«, versprach der Vampir ihm lächelnd.
    »Dann bin ich ja beruhigt«, gab Dorian erleichtert zurück. »Aber was ist, wenn ich den Zaubertrank verliere?«
    »Dann wirst du sterben, Dorian Hunter«, sagte der Vampir wie selbstverständlich. »Ich werde dir so viel mitgeben, dass du bis Sardinien damit auskommst. Unterwegs darfst du keine Zeit verlieren. Bei Hekate angekommen, wird meine Verwandte dich neu versorgen. Ich bin gespannt, wie dir ihr Theriak schmecken wird. Sie kennt sehr eigenwillige Rezepte, sie kennt sogar das Geheimnis eines Theriak, nach dessen Genuss man kein Theriak mehr braucht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass dieser Trank nicht gerade nach deinem Geschmack sein dürfte.«
    Der Vampir hatte sich eine Art Scherz geleistet, mit dem er Dorian schocken und ängstigen wollte. Der Count of Alkahest musste natürlich davon ausgehen, dass Dorian Hunter dem Zauberelixier hemmungslos verfallen war. Wer einmal süchtig geworden war, konnte nach seiner Vorstellung niemals mehr freiwillig auf Theriak verzichten. Er merkte nicht, dass Dorian in sich hineinhorchte. Der Scherz, den der Graf da gerade gemacht hatte, klang in Dorian nach. Ein Theriak, das Theriak aufhob – so ungefähr hatte der Vampir sich doch gerade ausgedrückt. Dorian glaubte dunkel zu wissen, dass er davon schon mal gehört hatte. Ein Anti-Theriak, ein Gegenmittel, um die Sucht gar nicht erst aufkommen zu lassen oder sie schlagartig zu beenden. Was war das noch gewesen? Wer hatte ihm davon schon einmal erzählt? Das war ganz sicher nicht der Count of Alkahest gewesen.
    »Gehen wir! Man erwartet uns bereits«, ließ der Count sich in diesem Moment vernehmen.
    Dorian zuckte zusammen und fuhr herum. Der Graf deutete auf eine große Zinnkanne, die er inzwischen mit Theriak gefüllt hatte.
    »Du wirst gleich damit um den Tisch gehen und die Becher füllen«, erklärte ihm der Vampir. »Nur einen kleinen Schluck für jeden Gast. Unsere Freunde sollen nicht zu
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