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059 - Blutige Küsse

059 - Blutige Küsse

Titel: 059 - Blutige Küsse
Autoren: Dämonenkiller
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reckte sich plötzlich und betrat die Brücke. Die zweite Frau und der Mann wollten ihr folgen, doch sie prallten gegen eine unsichtbare Wand, wurden förmlich zurückgeworfen und drehten sich dann langsam und zögernd um. Sie gingen zurück in den dichten Wald, enttäuscht und erschöpft wie alte Menschen. Sie waren schon bald seinen Blicken entschwunden.
    Die erste Frau hatte die Brücke bereits hinter sich gelassen und lief jetzt auf das sich langsam öffnende Tor zu. Als es sich hinter ihr schloss, glaubte Pete einen erstickten Aufschrei zu hören.
    Pete Moriston pfiff nun auf alle Vorsicht. Er verließ das Versteck und rannte zur Brücke hinunter. Als er die Stelle erreicht hatte, an der die beiden Menschen eben zurückgeworfen worden waren, streckte er sicherheitshalber seine Hände vor. Er rechnete mit irgendeinem Hindernis. Doch er hatte sich getäuscht.
    Da war überhaupt nichts. Ungehindert konnte er die gewölbte Brücke passieren. Verstohlen schaute er sich immer wieder um, sah an den fast fensterlosen Wänden des Schlosses hoch. Dann hatte er das Tor erreicht und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er suchte gerade nach einem Klopfer oder nach einem Klingelzug, als sich im schwarzen Tor eine schmale Pforte öffnete. Ein großer, schlanker Mann mit bleichem Gesicht sah ihn interessiert, vielleicht sogar belustigt an.
    »Sie sind nicht angemeldet, nicht wahr?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Pete und fragte sich gleichzeitig, warum er sich nicht umwandte und davonlief.
    »Aber das macht doch nichts«, sagte der schlanke Mann, »und weglaufen brauchen Sie schon gar nicht. Der Count of Alkahest ist ein geselliger Mensch. Er wird auch Sie empfangen.«
    »Wird hier ein Fest veranstaltet?«, erkundigte sich Pete, gegen seine Befangenheit ankämpfend.
    »So könnte man es durchaus nennen«, gab der große, schlanke Mann zurück. »Ich bin übrigens der Sekretär des Grafen, quasi sein Zeremonienmeister. Wenn Sie jetzt näher treten würden? Es wird Ihnen bestimmt gefallen.«
    Noch hätte Pete vielleicht davonlaufen können, doch er dachte an Liza und schob sich durch die schmale Pforte. Er fuhr zusammen, als dicht vor seinem Gesicht etwas aufflatterte, das er nicht erkennen konnte. Hinter sich hörte er das leise und spöttische Lachen des Sekretärs.
    »Wahrscheinlich eine Fledermaus«, sagte er. »Sie haben doch hoffentlich keine Angst?«
    »Für ein Fest, das hier gegeben wird, ist es unheimlich still«, stellte Pete bedrückt fest. Er stand in einem nur spärlich beleuchteten Torbogen.
    »Ihr Eindruck wird sich gleich ändern, junger Freund«, antwortete der Sekretär. »Willkommen im Schloss! Das hier ist der obligate Begrüßungstrunk.«
    Woher der Mann den Zinnbecher genommen hatte, wusste Pete nicht zu sagen. Automatisch aber griff er nach dem Becher, aus dem ein betörender, fremdartiger Duft aufstieg.
    »Nur ein kleiner Schluck zur Einstimmung«, ermunterte der Sekretär ihn. »Er bewirkt Wunder, junger Freund. Sie werden es gleich erleben.«
    Pete wollte nicht unhöflich sein. Er setzte den Becher an die Lippen und trank. Es handelte sich tatsächlich nur um einen kleinen Schluck, doch der reichte vollkommen aus, ihn plötzlich auf Wolken schweben zu lassen. Der düstere Torbogen war nun strahlend hell erleuchtet. Musik war zu hören, wenn auch noch entfernt. Pete konnte es kaum erwarten, tiefer in das Schloss geführt zu werden. Er schaute sich ungeduldig nach dem Sekretär um.
    »Sie brauchen mich nicht«, sagte der große, schlanke Mann und lächelte ironisch. »Sie werden Ihren Weg schon allein finden, ich habe hier noch einige Besucher auszusortieren. Der Count of Alkahest empfängt schließlich nicht jeden.«
    Das konnte Moriston nur zu gut verstehen. Er fühlte sich bereits als dazugehörig. Er nickte dem Sekretär des Grafen zu und fand tatsächlich seinen Weg. Es überraschte ihn überhaupt nicht, dass er schwebte, dass seine Füße kaum den Boden berührten; er hielt das für selbstverständlich. Pete kam sich vor wie in einer schillernden Seifenblase, die ihn schwerelos machte, die ihn forttrug und ihn sogar ein wenig kitzelte. Er lachte, fühlte sich wie ein neuer Mensch und konnte es kaum erwarten, vom Count of Alkahest empfangen zu werden.

    »Was ist denn, Junge?«, hörte Dorian eine spöttische, etwas anzügliche Stimme, die wie durch dicke Watte zu ihm drang. »In Topform bist du aber nicht.«
    Er kämpfte mit der Bleischwere seiner Lider, tastete mit den Händen herum und
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