Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0589 - Station der Gegenwelt

Titel: 0589 - Station der Gegenwelt
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
erlosch, sobald wir den gegenwärtigen Zustand nicht mehr zu stabilisieren vermochten!
    In diesem Fall hätten wir den Tod vorgezogen, um nicht erneut Unheil über andere intelligente Lebensformen zu bringen. Doch diese Gewißheit gab es nicht.
    Im Gegenteil, es erschien viel wahrscheinlicher, daß wir aus dem vierdimensionalen Bezugssystem des Einstein-Kontinuums herausgeschleudert wurden und abermals in Form von Psimaterie, quasi zwischen Zeit und Raum hängend, dahinvegetierten.
    Ein solches Schicksal erschien uns auf Grund der bereits gemachten Erfahrungen so grauenvoll, daß unsere Furcht davor uns zwang, alles zu tun, um das zu verhindern.
    Zur Furcht vor einer bewußten „Nichtexistenz" gesellte sich noch die Ahnung, daß wir nach einer Abschleuderung in den Hyperraum irgendwann wieder durch ein unvorhersehbares Ereignis in eine Existenzform des Einstein-Kontinuums gezwungen wurden und erneut unvorstellbares Unheil anrichteten.
    Die Menschheit mochte hundert, tausend oder eine Million Jahre vor einem solchen Ereignis sicher sein, aber irgendwann würde es doch eintreten.
    Denn wir waren praktisch zeitlos geworden.
    Wir fühlten uns also nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet, unsere Geistesinhalte im Einstein-Kontinuum stabil zu erhalten.
    Die Mittel, die wir zum Erreichen dieses Zweckes anwenden mußten, widerstrebten uns. Wir litten mit den Wesen, denen wir ihre PEW-Spangen raubten - und wir litten mit den Asporcos, von deren Körpern wir gewaltsam Besitz ergriffen hatten.
    Doch es hatte sein müssen.
    Für uns war es nicht gut, immer wieder daran erinnert zu werden, daß wir die Körper anderer intelligenter Lebewesen beherrschten, die genau wie wir ein Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit und einen freien Willen besaßen.
    Aus diesem Grunde hatten wir das Bewußtsein jener Asporcos so stark abgeschwächt, daß es quasi nicht mehr existierte und wir uns mit ihren Körpern zu identifizieren vermochten.
    Dennoch dachten wir hin und wieder an das Unrecht, das wir ihnen zugefügt hatten.
    Tako!
    Das war Betty gewesen. Seit unserer geistigen Verschmelzung im Hyperraum und in dem pseudomateriellen Projektionskörper Wurius standen wir in permanenter geistiger Verbindung.
    Kaum hatte mich Bettys geistiger Zuruf aus meinen Grübeleien gerissen, spürte ich, daß André und Kitai schon wieder in Schwierigkeiten waren.
    Der Kommandant der MARCO POLO, ein Emotionaut, wurde durch seine SERT-Haube teilweise gegen unsere parapsychischen Impulse abgeschirmt.
    Er hatte bisher erfolgreich verhindert, daß Tama Yokida und Ralf Marten eine der beiden freien SERT-Hauben zur Steuerung des Riesenschiffes benutzten.
    Aus diesem Grund war es sehr schwierig gewesen, der MARCO POLO ein Linearprogramm einzugeben. Zwar war es uns schließlich gelungen - das Schiff raste mit Überlichtgeschwindigkeit durch den Zwischenraum - aber es war ungewiß, ob es genau nach Programm flog oder durch den Emotionauten beeinflußt wurde.
    Und wir durften den Emotionauten nicht paralysieren, solange er seine SERT-Haube trug. Die Schocklähmung konnte zur Aussendung chaotischer Hirnimpulse führen, die eine Katastrophe auszulösen vermochten.
    Die gleiche Gefahr bestand, wenn wir ihn mit physischer Gewalt von seinem Platz entfernten.
    André und Kitai waren darauf angewiesen, seinen Widerstand durch genau dosierte hypnosuggestive Impulse einzuschläfern und sein Unterbewußtsein unseren Absichten gegenüber friedfertig zu stimmen.
    Ich blickte zu den beiden Freunden hinüber.
    Sie versuchten zu lächeln. Es gelang ihnen nicht. Die parapsychische Anspannung zeichnete ihre Gesichter.
    „Nur Mut!" sagte ich. Die Stimme meines Trägerkörpers klang etwas schrill.
    „Haltet durch!"
    Der Asporco-Körper, der von Betty Toufry beherrscht wurde, kam zu mir herüber. Obwohl Betty sich einen weiblichen Asporco ausgesucht hatte, sah sie für einen Terraner nicht sehr weiblich aus.
    Für mich spielte das keine Rolle.
    Für mich bedeutete nur die Geistesstruktur Bettys etwas, und die war eindeutig weiblich und von einer klaren, liebenswerten Schönheit.
    Sie setzte sich in den Sessel zu meiner Rechten.
    „Ihre parapsychischen Kräfte sind nicht unerschöpflich, Tako", flüsterte sie. „Ich weiß nicht, ob sie durchhalten, bis wir den Meteoriten gefunden haben."
    „Wir können es nur hoffen, Betty", erwiderte ich.
    Dabei wußten wir nicht einmal genau, ob wir den Riesenmeteoriten jemals finden würden. Zwar empfingen wir laufend
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher