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058 - Sub Sisco

058 - Sub Sisco

Titel: 058 - Sub Sisco
Autoren: Bernd Frenz
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Leben.
    Mit ungläubigem Blick beobachtete er, wie sich der Fußboden in ein Gewimmel aus handtellergroßen Schatten auflöste, die explosionsartig davon stoben. Lautes Klacken hallte von den Wänden wieder. Es dauerte einen Moment, bis Clay erkannte, das es sich um zwei Dutzend Strandkrabben handelte, die vor dem Licht flohen. Ihre Scheren warfen groteske Schattenbilder an die Wände.
    Während Kendro und Judd das Schauspiel mit erstaunten Ausrufen quittierten, begutachtete Clay die Bescherung an seinem Stiefel. Einer der verdammten Kneifer hatte sich dort festgebissen. Wütend schlug er mit der Fackel nach dem anhänglichen Tier. Angesichts der sengenden Feuersbrunst suchte die Krabbe ihr Heil in der Flucht, doch kaum hatte sie von Clay abgelassen, nagelte er sie auch schon mit einem gezielten Tritt auf dem Boden fest.
    Ihr Panzer zerplatzte mit einem hässlichen Knacken. Ein letztes unkontrolliertes Zucken der Scheren, dann war sie tot. Zurück blieb ein verletzter Zeh, durch den glühende Wellen pulsierten, als ob er in kochendem Wasser stecken würde.
    Kendro und Judd prusteten laut los, als sie sahen, welches Missgeschick ihrem Kameraden widerfahren war. Clay runzelte erst die Stirn, dann schloss er sich dem Heiterkeitsausbruch an. Nach all der Anspannung wirkte das Lachen geradezu befreiend. Mit spitzen Finger hob er die erlegte Krabbe an den hinteren Extremitäten in die Höhe und schwenkte sie wie eine Trophäe. »Sehr nur, wir brauchen nicht mal die Netze auswerfen. Unser Abendessen rennt von alleine ins Verderben.«
    »Hoffentlich denken die Seeteufel nicht das Gleiche über uns!« Das Gelächter verstummte, während Judds Scherz noch von den Wänden des kahlen Ganges widerhallte. Plötzlich war sie wieder da, die Furcht vor dem Unbekannten, das irgendwo im Dunkeln auf sie lauern mochte.
    »So ein Unsinn!«, polterte Kendro. »Dieses ganze Gerede über die Fischmonster - das sind doch alles Ammenmärchen.«
    Clays Augenlider verengten sich unbewusst zu schmalen Schlitzen, während er den Bootsältesten genau fixierte. »Bist du dir da wirklich sicher?« In seiner Stimme schwang ein hoffnungsvoller Unterton, als ob ihm ein schlichtes »Ja« jegliche Furcht nehmen könnte.
    Diesen Gefallen tat ihm Kendro jedoch nicht.
    »Sicher ist für mich nur, was ich mit eigenen Augen sehen kann«, antwortete der Alteste ehrlich. »In dreißig Sommern auf See bin ich noch nie einem Fishmanta'kan begegnet, aber was die Barbaren heute Morgen mit unseren Freunden und Nachbarn getan haben, hat sich unauslöschlich in mein Gehirn gebrannt. Und ehrlich gesagt: Lieber lasse ich mich von Seeteufeln ertränken als von den Steppenreitern tagelang auf kleiner Flamme rösten.«
    So bitter seine Worte auch klangen, sie erhielten einen wahren Kern, dem sich die beiden Jüngeren nicht entziehen konnten. Nachdenklich setzten sie ihren Weg fort, von nun an darauf bedacht, den Boden zu ihren Füßen auszuleuchten. Das kriechende Getier, das den feuchten Gang bevölkerte, wich schneller zurück, als sie folgen konnten. Außer dem Scherengewimmel jenseits des Fackelscheins ließ sich kein Lebenszeichen ausmachen.
    In den angrenzenden Räumen, die sie mit klopfendem Herzen inspizierten, lauerten weder Fishmanta'kan noch andere Monstrositäten. Trotzdem fühlte Clay ein unangenehmes Brennen im Nacken, als ob sich die Blicke eines heimlichen Beobachters in seiner Haut festbrennen würden.
    »Wirkt doch alles sehr stabil«, durchbrach er das Schweigen. »Wir sollten uns hier nicht nur für einige Tage, sondern langfristig einrichten.«
    Die anderen nahmen den Gesprächsfaden dankbar auf. Es tat gut, den Klang der eigenen Stimme zu hören, dadurch wirkte das dunkle Gemäuer nicht mehr so unheimlich. Über das Für und Wider einer weit vor der Küste gelagerten Siedlung streitend, folgten sie dem nach links abknickenden Gang, der zwanzig Doppelschritte später in einen Raum mit den Ausmaßen eines Marktplatzes mündete. Durch eine Reihe von eckigen Öffnungen fiel dämmriges Abendlicht ein. Sie hatten die Rückfront erreicht.
    Der Anblick der Sonne tat ihnen gut. Aufatmend traten sie ein.
    Obwohl es außer einigen mit Krustentieren übersäten Stützpfeilern nicht viel zu sehen gab, teilten sich die drei auf und leuchteten jeden Winkel der Halle aus. Unter Zuhilfenahme der Fackel trieb Clay einige Krabben in die Enge und spießte sie mit dem Messer auf. »Wenn wir wenigstens einen Topf hätten, in dem wir sie kochen könnten«, haderte er mit dem
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