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058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz
Autoren: Gaelen Foley
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unermüdlich bemüht, deine Anerkennung zu finden. Jahrelang habe ich es versucht. Aber weißt du was, Mutter? Ich gebe es auf." Tränen traten ihr in die Augen. „Nichts von dem, was ich tue, wird jemals gut genug für dich sein, wozu also? Du hast dich meiner geschämt seit dem Tag, da Lord Owen Masters mein Leben ruiniert hat."
    Als die Mutter zur Decke sah, verlor Lily die Geduld.
    „Wo warst du, als er mir nachgestellt hat?", rief sie. „Mit dir selbst beschäftigt! Ich war fünfzehn Jahre alt, Mutter! Ein Kind! Ich wusste so wenig - ich habe es nicht verstanden. Der Bastard hat mich nahezu vergewaltigt, aber dich hat es nicht einmal interessiert, was er mir angetan hat. Statt mir zu helfen und mich zu trösten, hast du mich nur angeschrien und dich gesorgt, wie wir das wohl vertuschen können. Nun, vielleicht verdienst du einen Teil des Tadels", sagte sie kühl. „Du bist meine Mutter, du hättest mich beschützen sollen. Mein Vater war tot - nicht zuletzt, weil du ihn vertrieben hast."
    Bei den letzten Worten erschrak Lily, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte.
    Sie hatte die Wahrheit gesagt, was in so vielen Jahren niemand gewagt hatte.
    „Du und Großvater. Ihr beide habt ihn gedrängt, des Geldes wegen zu gehen, und er starb."
    In Lady Clarissas Augen schimmerten Tränen, doch sie stand noch immer stocksteif da.

    „Nun, meinen Ehemann wirst du nicht auch noch vertreiben", schloss Lily mit bebender Stimme, nahe daran, die Fassung zu verlieren. „Wenn du willst, kannst du weiterhin stolz in deinem Elend leben, und ich weiß, dass man das Elend gern mit anderen teilt. Aber mit mir wirst du es nicht länger teilen." Sie warf einen Blick zu Derek. Er nickte ihr ermutigend zu. Dann sah sie wieder ihre Mutter an, und ihr Herz raste. „Ich beabsichtige, glücklich zu werden", sagte sie. „Und wenn du damit nicht leben kannst, dann kann ich Derek nur zustimmen und du solltest gehen."
    Lady Clarissa holte tief Luft. Sie widmete sich ihrem Koffer und verschloss ihn mit einem Klicken. „Du hast recht", sagte sie endlich, den Blick auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Anscheinend vermied sie es, Lily anzusehen, als wäre das
    Gesicht ihrer Tochter ein Spiegel, der zu viele wenig schmeichelhafte Züge zeigte.
    „Du hast recht", wiederholte sie. „Ich habe versagt. Ich habe auch bei deinem Vater versagt, und jetzt muss ich mit meinem Bedauern leben."
    Lily zitterte, wartete darauf, dass ihre Mutter sie ansah, aber stattdessen nahm Lady Clarissa ihren Koffer und ging zur Tür, offenbar entschlossen, ihre Verbannung zu akzeptieren.
    An der Tür hielt Derek sie auf, indem er ihr sanft eine Hand auf die Schulter legte.
    „Meine Schwester Georgiana hält bereits für Sie und die anderen eine Suite in ihrem Haus bereit. Der Diener soll Sie dorthin fahren. Sie erwartet Sie."
    „Ich verstehe. Sie haben das bereits seit einiger Zeit geplant."
    Derek sagte nichts.
    Lily schloss die Augen, nur mit äußerster Willensanstrengung hielt sie ein Schluchzen zurück. Kurz darauf war ihre Mutter fort.
    An dem Knarren der Fußbodendielen hörte sie, dass Derek sich ihr näherte. Sie fühlte, wie er sie in seine Arme zog. Er hielt sie ganz fest.
    „Tapferes Mädchen", flüsterte er. „Ich liebe dich."
    Lily weinte.
    „Das musstest du tun."
    „Ja."
    „Fühlst du dich besser?"
    „Nein. Noch nicht."
    „Das wirst du. Ich verspreche es dir", wisperte er und küsste ihren Scheitel.
    „Sie - sie hat es nicht gut aufgenommen."
    „Du hast gesagt, was du sagen musstest. Darauf kommt es an."
    „Vermutlich."
    „Ich bin stolz auf dich. Ich weiß, wie schwer das gewesen sein muss."
    „Ich bin nicht so tapfer wie du", flüsterte sie.
    „Oh doch, das bist du."
    Sie sah zu ihm auf, das Lächeln noch etwas schief. „Meinst du wirklich?"
    „Ich bin der lebende Beweis dafür, meine Liebe. Ich sage dir eines. Sie hat dich angehört. Ich denke, du wirst eine Veränderung miterleben."

    „Ich hoffe, dass du richtig liegst. Warum ist sie nur so kalt? Vielleicht weiß sie nicht, wie man liebt."
    „Aber du weißt es."
    „Ja, ich weiß es." Einen Augenblick später lachte sie kurz auf und schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht fassen, dass du sie hinausgeworfen hast."
    „Tante Daisy und Pamela werden mit ihr nach London fahren. Georgiana hat sich gefreut, für eine Weile ein paar Zimmer in ihrem Palast anbieten zu können."
    „Nun, das ist großartig. Pamela wird sich mit ihrem Verleger treffen können, und Tante Daisy wird
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