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Vampir-Legende

Vampir-Legende

Titel: Vampir-Legende
Autoren: Jason Dark
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Von Wein und Champagner wurden sie nicht trunken, sie brauchten einen anderen Saft, einen besonderen. Sie brauchten Blut. Helles, sprudelndes Blut aus den Körpern lebender Menschen.
    Aber wie bekommen, wenn die Welt um sie herum in Flammen aufging?
    Der Krieg tobte durch das Land, er hatte alles verändert. Es war vorbei mit den rauschenden Festen, den herrlich warmen Nächten und der zügellosen Leidenschaft. Das war ihre Zeit gewesen, als Jäger, da hatten sie in den lauschigen Lauben und Pavillons auf ihre menschliche Beute gewartet, und sie, die beiden schönen Kavaliere, hatten in einer wunderbaren Herrlichkeit gebadet.
    Blut, nur Blut…
    Jacques Lacourte und sein Bruder Igor wollten nicht vergessen werden, sie wollten der Nachwelt auch etwas hinterlassen, denn sie waren es ihrer uralten Abstammung schuldig.
    Die Nacht hätte so wunderbar sein können. Aber sie war rot, sie war laut.
    Das Krachen der Schüsse, das Donnern der Geschütze, die hellen Feuer, die sich zu einem gewaltigen Teppich aus Flammen zusammensetzten. Nichts paßte mehr zusammen. Alles war so anders geworden. Keine Musik, kein Dahinsinken in schwere Kissen, kein Wein mehr, kein Champagner, keine Feste…
    Statt dessen war ihnen der Tod auf den Fersen.
    Er kam, war nicht mehr aufzuhalten, das wußten die beiden Brüder, als sie im Licht der Kerzen durch den großen Festraum gingen, der schon einem Ballsaal glich.
    Pomp und Prunk. Wertvolle Stoffe, eine wunderbare Pracht, zu der auch die Möbel paßten, die Sessel und Sofas, die Schränke und Tische, bestückt mit dem funkelnden Kristall der Gläser.
    Es war Jacques, der durch den Raum tanzte, das Glas mit dem Champagner in der Hand. Seine Augen waren so blau und kalt, der weiche Mund zu einem Lächeln verzogen, die langen, hellen Haare glichen denen eines Engels, und er bewegte sich ebenfalls mit einer beinahe engelhaften Grazie, vorbei an den Stühlen, dem langen Tisch.
    Er tauchte hinein in den Schein der Kerzen, war von seiner Einmaligkeit überzeugt, trank, schüttelte sich und schleuderte das leere Glas fort, das gegen die Wand prallte und zerbrach, wie auch die vielen anderen Gläser, die er schon zerschmettert hatte.
    Es war die Zeit des Abschieds, des Aufräumens, untermalt vom Donner der Geschütze.
    Am Tisch stemmte er sich ab. Er blieb stehen. Sein Oberkörper pendelte vor und zurück, auf seinem Gesicht lag ein faunisches Lächeln. Das weitgeschnittene Hemd war ihm aus der Hose gerutscht, eine schwarze Samtweste bedeckte die Vorder- und Rückseite seines Oberkörpers, und die hellen, schmalen und öligen Finger streckten sich dem Bruder Igor entgegen, der in einem Sessel hockte, die Beine ausgestreckt.
    »Es ist vorbei, Bruder…«
    Igor hob die Schultern.
    Damit war Jacques nicht gedient. »Warum ist es vorbei, verdammt noch mal? Warum denn nur?«
    »Der Krieg…«
    »Ist ein Freund des Todes!« schrie Jacques Lacourte mit schriller Stimme und streckte den Arm aus. »Der Krieg und der Tod sind Brüder, die sich lieben und immer wieder zueinander finden. Hast du mich verstanden, mein Liebling?«
    Igor lachte nur.
    Jacques richtete sich auf. Durch eines der hohen Fenster schaute er hinaus in den Garten, über den die Dunkelheit ihr Tuch aus Samt ausgebreitet hatte. Noch hatte das Feuer des Krieges den Garten nicht gefressen, aber es kam näher, immer näher. Es war nicht aufzuhalten, es war ein böser, hungriger Feind, der alles fraß.
    Und mit ihm kamen die Soldaten, die aus dem Norden, denn der Süden, der stolze Süden hatte verloren.
    Wie die Berserker hatten die Feinde aus dem Norden gewütet. Die herrlichen und prachtvollen Landsitze waren in Schutt und Asche gefallen, die Hammen hatten sie gefressen. Die Menschen waren in den Kugelgarben gestorben, dahingerafft, getötet. Leblose und makabre Andenken auf den Schlachtfeldern des Bürgerkrieges.
    Nord gegen Süd.
    Ein Krieg, der nicht hätte sein müssen, den keiner so recht gewollt hatte, der aber nicht aufzuhalten gewesen war. Der Sturm des Todes ließ sich nicht bremsen, nicht einmal die großen Flüsse hatten ihn stoppen können.
    »Blut!« keuchte Jacques. »Wir brauchen Blut…«
    »Woher?«
    »Wir müssen es haben.«
    »Die Soldaten?«
    Jacques nickte. »Wenn sie kommen, wenn sie das Feuer bringen, werden wir auf sie warten.« Seine Augen fixierten ein Champagnerglas auf der weißen Tischdecke mit den kostbaren Stickereien. Er nahm das Glas, schlug es gegen die Kante, und sein dunkelhaariger Bruder Igor schaute zu, wie
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