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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen
Autoren: Jason Dark
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gewisse Daten, die soll man einfach feiern. So auch deinen Geburtstag. Wir haben uns gesagt, daß man nicht nur trinkt, man muß auch essen. Du hast zwar von uns eine Mikrowelle bekommen, da wir dich allerdings kennen, haben wir uns gedacht, verlassen wir uns nicht auf seine Kochkünste, sondern auf die eines Profis. Bei einem Italiener haben wir einen Tisch reserviert. Jeder hat Zeit, wir werden also essen gehen.«
    »Das ist toll, danke. Wann denn?«
    Bill grinste mich an. »In zehn Minuten, wenn es recht ist.«
    »Oh.«
    »Gefällt dir das nicht?« fragte Sheila.
    »Schon, aber…« Ich schaute an mir herab. Nun ja, in meiner Wohnung lief ich nicht eben festlich gekleidet umher. Wer tat das schon?
    Höchstens die Stars in den TV-Serien. Ich aber trug eine Cordhose, die sieben Jahre alt war, das Hemd konnte man ebenfalls als unmodern ansehen, und die Strickjacke zog sich auch schon in die Länge.
    Von den alten Hausschlappen mal ganz zu schweigen. Wir hatten zwar Sonntag, aber ich war den ganzen Tag noch nicht vor die Tür gekommen.
    »Du hast Zeit, dich umzuziehen«, sagte Jane.
    Ich nickte ihnen zu. »Ihr seid mir vielleicht Hirten. Stürmt hier in die Wohnung und macht mich fertig.«
    »Wir wissen doch, wie gern du dich umziehst«, spöttelte Glenda.
    Mir fiel auf, daß alle anderen irgendwie sonntäglich angezogen waren. Also mußte auch ich mich danach richten. Ich hob die Schultern. »Wenn es sein muß«, sagte ich, »dann werde ich mich jetzt umziehen.«
    »Wir warten.«
    Ich verschwand im Schlafzimmer, wo ich mir den Schweiß von der Stirn wischte. Urplötzlich so viele Gäste zu haben, das war schon ziemlich anstrengend.
    Aus dem Kleiderschrank holte ich das beigefarbene Hemd mit grauen Streifen, eine graue Hose und ein hellbraunes Jackett. Die Klamotten waren ziemlich neu. Ich hatte sie bei einem Herrenausstatter gekauft, der sein Geschäft aufgeben mußte, weil er einfach zu teuer gewesen war. Am letzten Tag vor der Geschäftsaufgabe hatte er die Klamotten für mehr als 70 Prozent reduziert verkauft.
    Den Schlips knotete ich mir ebenfalls um und kam mir wieder eingekerkert vor.
    Zum Glück war ich am Tag zuvor beim Friseur gewesen. Ich fuhr mir noch kurz durch die Haare, bevor ich zu den Freunden zurückging, die mich mit einem Klatschmarsch begrüßten.
    »Was ist denn los?« rief ich gegen die Geräusche an.
    »So kennen wir dich kaum!« rief Glenda.
    »Dann könnten wir aufbrechen«, meinte Bill.
    »Müssen wir fahren?«
    »Ja. Das Lokal liegt in Soho. Du wirst es nicht kennen, aber es ist ein Geheimtip.«
    »Wie heißt es denn?«
    »Tessin.«
    »Oh – ein Schweizer?«
    »Ja, aber mit stark italienischem Einschlag. Die haben wirklich tolle Menüs.«
    »Hast du etwa schon für uns alle bestellt?«
    »Ich war so frei.«
    »Hundesohn.« Ich boxte meinen Freund in die Seite. Die anderen hatten die Wohnung bereits verlassen. Bill und ich gingen als letzte.
    Als ich abschloß, fragte mich der Reporter.
    »Man hört einige Dinge aus Germany, John. Was war da mit Will Mallmann?« [1]
    »Hör auf!« flüsterte ich. »Erinnere mich nicht daran. Es ist kaum zu fassen, aber ich rechne damit, daß Will es nicht mehr geschafft hat. Die Falle war dicht.«
    »Dann ist er zum Vampir geworden?«
    »Davon muß ich ausgehen.«
    Bill strich über sein Gesicht. »Das ist verdammt hart.« Er räusperte sich. »Hast du ihn schon als Blutsauger gesehen?«
    »Noch nicht.«
    »Dann ist es nicht hundertprozentig sicher, ob er zum Vampir geworden ist.«
    »Genau.«
    »Wie soll es weitergehen?«
    »Ich weiß es nicht, Bill. Allerdings rechne ich damit, daß er sich bald in London zeigen wird.«
    »Gibt es schon Anhaltspunkte?«
    »Einige, doch die sind zu vage. Wir müssen schauen, ob sich hier etwas tut.«
    »Da kannst du lange warten.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Im Lift sprachen wir nicht mehr über dieses unangenehme Thema.
    Bills Fröhlichkeit war verschwunden. Er stand an der Wand und schaute zu Boden.
    »So ist das nun mal«, sagte ich. »Das Leben ist kein ruhiger Fluß, sondern ein wildes Meer mit vielen Wellen. Mal bist du oben, dann wieder unten. Wie gesagt, noch habe ich Hoffnung.«
    »Lassen wir das Thema an deinem Geburtstag!«
    »Danke.«
    Die anderen warteten in der Halle, wo der Hausmeister große Augen bekommen und erst jetzt von meinem Geburtstag erfahren hatte. Er gratulierte mir ebenfalls.
    »Auf daß Sie mir noch oft begegnen werden, Mr. Sinclair!«
    »Das will ich doch hoffen.«
    Wir stiegen in die
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