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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen
Autoren: Jason Dark
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zu erzählen«, sagte Jane Collins. »Du machst uns nervös.«
    »Ich habe mal einen Roman gelesen, da passierte es beim Anschneiden der Torte. Die Bombe explodierte und…«
    »Soll ich sie wegschmeißen?«
    »Nein, nicht!« rief Bill. »Eine Bombe hat ihr Gewicht. Heb die Torte mal an. Wenn sie dir schwerer vorkommt, schaffen wir sie auf den Parkplatz.«
    Ich richtete mich nach seinen Worten. »Nein, ihr Gewicht ist normal.«
    »Dann schneide sie an!« sagte Glenda.
    »Okay, schaut zu.« Ich drückte die scharfe Seite der Klinge gegen die Oberseite der Torte. Das Messer war speziell dafür geschaffen worden. Ohne großen Kraftaufwand durchschnitt es die Masse, und es passierte nichts. Ich wußte, daß auf meiner Stirn kleine Schweißperlen lagen, wischte sie aber nicht weg, sondern schnitt in einem anderen Winkel dem ersten entgegen. Ich wollte eine Ecke herausheben. Ich kam bis zur Hälfte, dann merkte ich den Widerstand.
    Ich schnitt nicht mehr weiter.
    »Was ist los?« fragte Bill. Die Freunde schauten mir gespannt zu.
    »Ich habe den Eindruck, daß sich in der Torte noch eine Überraschung verbirgt…«
    »Doch eine Bombe?« fragte Lady Sarah.
    »Lieber nicht.« Ich riskierte es und gab dem Messer ein wenig mehr Druck. Der Widerstand verschwand. Was sich immer darin befunden haben mußte, ich hatte es überwunden.
    Ich wollte weiterdrücken, als ich die Bemerkung meiner Sekretärin hörte.
    »Was ist denn?«
    Sie zeigte mit dem Finger über den Tisch. »Da, John, da! Das ist einfach grauenhaft.«
    Mein Blick streifte den Rand der Torte. Jetzt sah ich es auch. Aus dem ersten Schnitt sickerte ein rotes Rinnsal und zeichnete bereits ein zittriges Muster auf die weiße Tischdecke.
    Blut…
    ***
    Zum Glück hatte keiner der anderen Gäste etwas bemerkt, sonst wäre ihnen wohl der Appetit vergangen. Auch meine Freunde saßen stocksteif auf ihren Plätzen und waren bleich geworden. Mit dieser makabren Überraschung hatte keiner von uns gerechnet.
    In meinem Magen lag ein Klumpen. Ich war mir vorher schon sicher, daß mir das Menü nicht schmecken würde.
    Bill und Suko erhoben sich von ihren Plätzen. Auf ihren Gesichtern lag eine Gänsehaut. So wie ich schauten sie zu, wie das Blut immer mehr Nachschub bekam und das Weiß der Decke zeichnete.
    Ich schnitt weiter, drehte dann das Messer und schaffte es, die Blutquelle innerhalb der Torte noch mehr sprudeln zu lassen.
    Sheila sprang auf und lief auf die Theke zu. Von dort ließ sie sich eine große Platte geben.
    »Zerschneide sie, John, und leg die Reste auf die Platte.«
    Niemand sprach. Sie alle schauten zu, wie ich die Torte regelrecht zerstückelte.
    Sehr bald schon entdeckten wir die Fetzen einer Gummiblase, in der sich das Blut befunden hatte. Zusammen mit den Resten der Torte sprudelte sie auf der Platte.
    Auch der Wirt war gekommen. Er sah, was geschehen war und preßte seine Hände gegen den Kopf. »Ist das… ist das …?«
    »Ja, Blut!«
    »Aber wieso…?«
    »Sagen Sie nichts!« flüsterte ich. »Manchen Menschen schickt man eben besondere Überraschungen zum Geburtstag. Ich scheine dazu zu gehören.«
    »Wer hat sie geschickt?«
    »Sorry, Suko, das weiß ich…« Das letzte Wort wollte mir nicht über die Lippen, weil ich unter der Klinge, die wieder in der Tortenmasse steckte, noch einen zweiten Widerstand gespürt hatte. »Da ist noch etwas.«
    »Wieder eine Blase?« fragte Sir James. Er saß auf seinem Platz wie ein Denkmal, neben Lady Sarah.
    »Nein, der ist härter.«
    »Seien Sie vorsichtig, John.«
    »Natürlich, Sir.« Ich schabte weiter, drehte das Messer und konnte den fremden Gegenstand aus der Masse schließlich hervorholen.
    Es war ein sehr schmales Geschenk, eingewickelt in wasserundurchlässiges Packpapier und auf beiden Seiten durch Sahnereste verschmiert, zudem mit kleinen Blutflecken besudelt.
    Der Wirt stand ebenfalls bei uns. »Was ist das denn?« fragte er in den Raum.
    Ich hob das Päckchen mit spitzen Fingern an. »Kann ich es irgendwo abwaschen?«
    »Sir.«
    »Ich gehe mit!« sagte Suko, doch ich wehrte ab.
    »Nein, nein, das ist mein Geburtstag, und das ist auch meine Sache, Freunde.«
    Der Wirt hatte mich in die Gästetoilette geführt, wo er lamentierte.
    »Ich begreife das nicht. So etwas ist schrecklich. Wenn sich das herumspricht…«
    »Es wird sich nicht herumsprechen.« Ich ließ Wasser laufen und hielt das Päckchen darunter.
    Der harte Strahl spülte die Reste weg, auch das noch vorhandene Blut zerlief zu rosigen
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