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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen
Autoren: Jason Dark
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Meine Hände waren zu Fäusten geballt. Ein äußeres Zeichen meines inneren Aufruhrs.
    Grau lag der Himmel über der Stadt. Die Wolken wirkten wie dicke Bleiklumpen, die nur darauf warteten, auf die Hausdächer stürzen zu können.
    Suko ahnte, was in mir vorging, er ließ mich in Ruhe. Ich kannte Will Mallmann schon sehr lange, noch länger als Suko. In Germany, als es um einen Voodoo-Mörder ging, hatte ich ihn kennengelernt.
    Auch wenn es schon länger zurücklag, ich erinnerte mich noch an seine Hochzeit mit Karin. Wir waren aus der Kirche gekommen, da hatte der Schwarze Tod brutal zugeschlagen und Karin von der Seite ihres Ehemanns gerissen.
    Will hatte viel mitmachen müssen, aber nie den Mut verloren. Ich dachte auch an seinen Autotick. Himmel, wie lange hatte er den Manta gefahren und sich schließlich auf den neuen Kadett gefreut.
    Ich drehte mich wieder um. Suko schaute mich an. Er merkte das Brennen in meinen Augen, sagte nichts.
    Glenda kam mit dem angekündigten Besucher. Dr. Ward war ein Mann in unserem Alter. Er trug eine Brille, war salopp gekleidet.
    Unter der grünen Steppjacke schimmerte ein beiger Pullover. Dazu trug er Winterjeans.
    Ich bot ihm einen Platz und auch Kaffee an, den Glenda brachte.
    Erst als er den ersten Schluck getrunken und anerkennend genickt hatte, kam er zur Sache.
    »Man hat mich zu Ihnen geschickt, Gentlemen. Allerdings weiß ich nicht, ob ich hier an der richtigen Adresse bin.«
    »Es wird sich herausstellen«, sagte Suko.
    Dr. Ward lächelte. »Eigentlich habe ich so etwas noch nie gemacht. Ich bin mit meinen Problemen stets allein fertig geworden und mußte mich beruflich auch um die anderer Menschen kümmern. Oft habe ich ihnen helfen können, manchmal allerdings auch nicht. So war es in den letzten Wochen, als Frauen zu mir kamen, die mir von einem bestimmten Traum erzählten. Es war immer der gleiche Traum.«
    »Von mehreren Personen geträumt?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Erzählen Sie ihn.«
    »Deshalb bin ich bei Ihnen erschienen. Ich gehe zudem davon aus, daß ich keine Tabus breche, weil ich im Hintergrund doch eine reale Gefahr sehe.«
    Der Psychologe kam erst allmählich zum Kern des Problems. Er hatte auch nichts dagegen, daß wir seinen Bericht auf Band aufnahmen. Sehr gespannt hörten wir zu.
    Dieser Traum, von verschiedenen Personen geträumt, war wirklich außergewöhnlich. Es ging um eine Insel, auf der ein Riese lebte, der Menschen verschlang.
    »Aber nur die Träumenden«, sagte Dr. Ward.
    »Und was sollen wir für Sie tun?« erkundigte sich Suko.
    »Vielleicht mal mit der einen oder anderen Person reden. Ich weiß, daß es gewisse Wahrträume gibt.«
    »Jetzt befürchten Sie, daß so etwas eintreten könnte, was die Frauen geträumt haben?«
    »Ja. Mr. Sinclair.«
    Suko fragte: »Wissen Sie eigentlich, ob es diese Insel, von der die Rede war, tatsächlich gibt?«
    »Da habe ich noch nicht nachforschen können. Meine Mittel sind begrenzt.«
    Ich lächelte schief. »Wissen Sie eigentlich, wie groß die Welt ist, Dr. Ward?«
    »Natürlich. Ich weiß auch, daß es zahlreiche Inseln gibt. Große, kleine, schmale, lange…«
    »Dann wird es kaum zu schaffen sein, die Insel herauszufinden, wenn die Träumenden selbst ihren Namen nicht kennen.«
    »Das würde ich nicht sagen.« Er streckte den rechten Zeigefinger aus und hob seine Hand wie ein Oberlehrer. »Es gibt schon einen Hinweis, zwar einen vagen, aber immerhin.«
    »Und der wäre?«
    »Unabhängig voneinander haben die Frauen von einer Firma gesprochen, die sich Island Tours nennt.«
    »Eine Reisegesellschaft?«
    »Ja, Inspektor.« Er nickte Suko zu. »Sie hat ihren Sitz hier in London, nahe der Oxford Street.«
    »Haben Sie sich dort schon erkundigt?«
    »Nein, ich wollte keinen Verdacht erwecken. Aber meine Patientinnen waren da.«
    »Und?«
    »Sie fingen erst dann an, von dieser Insel zu träumen. Ich möchte Sie bitten, der Gesellschaft einen Besuch abzustatten, wenn es nicht zuviel verlangt ist. Mehr kann ich leider auch nicht für Sie tun, Sir.«
    »Das ist wenig.«
    Dr. Ward hob die Schultern. »Das weiß ich selbst. Nur – was soll ich denn machen?«
    »Wir danken Ihnen jedenfalls, daß Sie den Weg zu uns gefunden haben. Sollte tatsächlich etwas dahinterstecken, werden wir uns bei Ihnen melden.«
    »Das wäre nett.«
    Ich begleitete ihn noch zur Tür. Dort überließ ich ihn Glenda Perkins. Schulterzuckend nahm ich hinter dem Schreibtisch Platz. »Was hältst du davon?«
    »Keine Ahnung.« Er
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