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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen
Autoren: Jason Dark
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gehen.«
    »Mir auch.«
    Sir James sagte etwas. »Mallmann muß sich sehr sicher sein, denn er hat uns ja indirekt Bescheid gegeben. Falls er sich tatsächlich in London aufhält, werden wir ihn suchen lassen. Wir müssen eine stille Großfahndung einleiten. Allerdings frage ich mich, was er vorhat. Wie sehen seine Pläne aus? Will er London tatsächlich zu einer Stadt der Untoten machen? Sollen hier Millionen von Vampiren umherlaufen?«
    »Darauf liefe es doch im Endeffekt hinaus«, sagte Bill.
    »Ja, leider.« Sir James nickte bedächtig. »Was können wir konkret tun? Da bin selbst ich überfragt. Man kann keinen Artikel in die Zeitung setzen und die Menschen vor den Untoten warnen. Die Leute würden uns entweder auslachen oder uns für eine Panik verantwortlich machen. Also müssen wir abwarten und – so ungewöhnlich es sich auch anhört – darauf hoffen, daß die andere Seite die Initiative ergreift. Wie stehen Sie dazu?«
    Ich widersprach nicht.
    Der Wirt kam. Er fühlte sich selbst nicht wohl in seiner Haut, als er fragte: »Kann ich jetzt damit anfangen, das Menü zu servieren?«
    Wir schauten uns an.
    Keiner sprach, nur Glenda sagte: »Ehrlich gesagt, mir ist der Appetit vergangen. Ich weiß nicht, wie es euch ergeht, aber ich möchte nichts mehr essen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Jane.
    Wir alle wollten nicht.
    »Aber einen Schluck brauche ich«, sagte Bill, der mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.
    »Grappa? Ich habe einen hervorragenden da.«
    »Stark?«
    »Ja, sehr.«
    »Dann eine Runde Grappa.«
    »Der junge Mann auch, Sir?«
    »Nein, nicht. Aber für uns.«
    Der Schnaps kam. Wir hoben die Gläser, tranken, einige schüttelten sich, doch niemand gab einen Kommentar ab.
    Will Mallmanns makabre Nachricht hatte uns allen die Sprache verschlagen. So dauerte es nicht lange, bis sich die Geburtstagsgesellschaft auflöste.
    Drei Personen blieben noch.
    Sir James, Suko und ich. Wir hatten einiges zu besprechen. Ein Resultat erreichten wir leider nicht.
    »Ja, dann bis morgen«, sagte Sir James, der seinen Stuhl zurückschob. Er hatte dem Wirt mittlerweile Bescheid gegeben, ein Taxi zu rufen. Der Wagen war schon da.
    Wir verabschiedeten uns von Sir James noch am Tisch. Suko schob mir seinen Grappa zu. »Hier, ich muß fahren, trink du ihn.«
    »Danke.« Ich nahm das Glas in die Hand und sprach zu mir selbst.
    »Happy birthday, John Sinclair!« Noch ein nicht druckreifes Wort fügte ich hinzu.
    Dann kippte ich den Grappa mit Todesverachtung.
    ***
    Der nächste Tag, ein Montag!
    Im Büro herrschte eine bedrückende Stimmung. Der vergangene Tag wirkte noch nach. Nicht nur bei Suko und mir, auch bei Glenda Perkins, die sich kaum ein Lächeln abquälen konnte. Unter ihren Augen lagen dunkle Ränder. »Ich habe kaum geschlafen«, sagte sie, als sie den Kaffee brachte. »Es war eine schreckliche Nacht.«
    »Frag mich mal«, sagte ich.
    »Es tut mir nur so leid, daß es ausgerechnet an deinem Geburtstag passierte, John.«
    »Das war schon gut getimt, Glenda.«
    »Wißt ihr überhaupt, wie und wo ihr anfangen wollt?«
    »Nein.«
    »Das ist gut.«
    »Wieso?«
    »Weil sich vorhin jemand angemeldet hat, der euch sprechen will.«
    »Wer denn?« fragte Suko.
    »Ein gewisser Dr. Louis Ward.«
    Der Inspektor blickte mich an. »Kennst du den Namen, John?«
    »Nie gehört.« Ich wandte mich an Glenda. »Was will er denn? Was ist er für ein Arzt?«
    »Was er von euch will, hat er mir nicht gesagt. Er ist Psychologe. Man hat ihn an euch verwiesen.«
    »Andeutungen hat er auch nicht gemacht, wie?«
    »Leider nicht.«
    Ich schaute auf die Uhr. »Wann wird er hier sein?«
    »So rasch wie möglich.«
    »Okay, dann schick ihn her.«
    Glenda ging wieder, und Suko meinte: »Ich kann mir vorstellen, daß der Besuch dieses Dr. Ward mit Mallmann zusammenhängt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nur so.«
    Ich winkte ab. »Daran glaube ich nicht. Das wird bestimmt eine andere Sache sein.«
    »Haben wir überhaupt noch Zeit, uns darum zu kümmern?«
    »Wir müssen.«
    Suko räusperte sich. »Einfach wird es nicht sein. Ich kann mir vorstellen, daß sich unsere Gedanken ständig um Will Mallmann drehen werden.«
    Ich legte meine Hände auf dem Schreibtisch zusammen. »Stell dir mal vor, Suko. Will ist ein Vampir.« Ich schlug mir selbst gegen die Stirn. »Das will in meinen Kopf nicht rein.«
    »In meinen auch nicht.«
    »Wir müßten ihn vernichten, wenn wir ihn sehen.«
    »Ja.«
    »Scheiße.« Ich stand auf und trat ans Fenster.
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