Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Frau, als sie den Hang hochstieg.
    Angst und Zweifel beherrschten ihr Inneres, aber auch der Wille, es doch zu schaffen.
    Ich blieb wieder stehen und wartete ab, bis sie eine bestimmte Stelle erreicht hatte.
    Da sich Morna Clayton nur auf Lucy konzentrierte, konnte ich unbemerkt das Kreuz von meinem Hals nehmen und es in der Tasche verschwinden lassen.
    Lucy tat mir unbewußt einen Gefallen. Sie änderte ein wenig die Richtung, so daß sie dicht an mir vorbei mußte.
    Das war gut.
    Ich hörte ihren keuchenden Atem. Die Wegstrecke war ziemlich steil. Wenn Lucy rutschte, mußte sie die Arme nach vorn strecken, um sich mit den Händen abzustützen.
    »Weiter, weiter!« zischte ich ihr zu.
    Mich traf ihr ängstlicher Blick, sie sah mein Nicken und flüsterte trotzdem: »Ich habe Angst!«
    »Du mußt es ihr zeigen, Lucy!« Ich ging der jungen Frau entgegen, faßte sie an.
    »Laß es, Sinclair!«
    Der Befehl hallte den Hang hinab. Noch stand ich neben Lucy Freeman, aber ich hatte es geschafft, ihr das Kreuz zwischen beide Hände zu drücken. »Schon gut!« rief ich hoch und senkte eine Sekunde später meine Stimme zu einem Wispern. »Geh zu ihr, faß sie an, aber mit dem Kreuz. Denk an die Schlange in der Kabine. Das Kreuz besitzt eine noch stärkere Macht als der Dolch!«
    »Soll ich…?«
    »Ja!« Ich schob sie ziemlich hart vor und achtete noch darauf, daß Kreuz und Kette zwischen ihren zusammengelegten Händen verschwunden blieben.
    Lucy stolperte den Hang hoch. Ich befürchtete, daß sie fallen würde, aber sie hielt sich.
    Hatte ich alles richtig gemacht? War es tatsächlich der beste Weg gewesen, um diese sympathische Frau von diesem gewaltigen Druck zu befreien?
    Ich ließ ihr einen genügend großen und auch unverdächtigen Vorsprung, bevor ich die Verfolgung aufnahm.
    Morna Clayton griff auch nicht ein. Ihr Interesse galt einzig und allein der jungen Frau.
    Und sie verkürzte die Distanz zu dem Schlangenmonstrum immer mehr. Ihre Arme hielt sie angewinkelt und leicht vorgestreckt. Die Hände lagen zusammen. Das sich darin befindliche Kreuz war nicht zu sehen. Über Lucy Freeman hinweg sah ich Morna an.
    Die Schlangen, aus denen ihr Körper bestand, bewegten sich nicht.
    Einige der Köpfe waren ein wenig vorgebeugt, als wollten sie die näher kommende Lucy unter Kontrolle halten.
    Morna bewegte ihre Finger. Nein, keine Finger, es waren Schlangen, die ihre Köpfe drehten. »Ja, komm schneller, Lucy. Komm schon her! Ich will dir zeigen, daß wir stärker sind. Auch wenn der graue Riese vernichtet wurde, diese Insel gehört uns. Wir leben von der Kraft der vergangenen Jahrhunderte. Sie kann nicht zerstört werden, das mußt du mir glauben. Zu tief hat sich die alte Magie der Kelten in den Boden eingegraben. Das Symbol der Schlange haben sie damals bereits gekannt. Ich habe es nur zu übernehmen brauchen. Der Riese existiert nicht mehr, jetzt gehört alles uns, den Nachfolgerinnen der Keltenfrauen.«
    Es kam auch nicht oft vor, daß sich jemand derart auf seine Stärke verließ, die er praktisch ererbt hatte.
    Das wunderte mich schon. Hatte sie mich als Gegner abgemeldet?
    Trotz meines Bumerangs, der den Riesen zerstört hatte?
    Nein, sie hatte mich nicht abgemeldet, aber sie hätte dafür gesorgt, daß ich mich nicht rühren konnte.
    Eigentlich war es der reine Zufall, daß ich zu Boden schaute. Da sah ich es.
    Lautlos hatten es die schwarzen Schlangen geschafft, aus irgendwelchen Verstecken zu kriechen. Um mich herum hatten sie einen Kreis gebildet, sich aufgerichtet und starrten mich an, während aus ihren Mäulern die gespaltenen Zungen huschten. Sie warteten nur darauf, daß ich eine falsche Bewegung machte, um dann mit ihren tödlichen Giftzähnen zubeißen zu können.
    Jetzt kam es tatsächlich auf Lucy Freeman an!
    ***
    Lucy drehte sich nicht ein einziges Mal um. Ihr Blick richtete sich allein gegen diese unheimliche Schlangenfrau, von der etwas abstrahlte, dem sich die junge Frau nicht entziehen konnte. Auch wenn sie gewollt hätte, es wäre ihr nicht möglich gewesen, die Richtung zu ändern. Sie mußte einfach auf Morna zugehen.
    Und sie ging weiter, sah das Gesicht deutlicher, die Haut, die so ungewöhnlich schimmerte, die Schlangenköpfe, die sich anstelle der Finger gebildet hatten.
    Noch drei Schritte…
    Das Gelände war flacher geworden, besonders direkt vor dieser Schlangenfrau.
    »Ja«, sagte sie. »Auf dich habe ich gewartet, Lucy. Du bist auserwählt worden. Laß dich umarmen.«
    Sie bewegte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher