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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen
Autoren: Jason Dark
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Steinen den größten Teil der Wucht nahmen.
    Wenn wir Pech hatten, würden wir in irgendeine gefährliche Felsspalte rollen oder sogar bis hinunter zum Ufer.
    Wir hatten Glück im Unglück.
    Was uns bremste, konnte ich nicht erkennen. Ich prallte mit dem Rücken gegen einen sehr harten Widerstand, wurde wieder nach vorn gedrückt und fiel über Lucy.
    Sekundenlang blieb ich in dieser Haltung liegen, bis ich ihr seufzendes Atmen hörte.
    »Alles okay?«
    »Sie… Sie zerdrücken mich …«
    »Sorry.« Ich grinste, spürte warmes Blut durch meine Haare rinnen, störte mich nicht daran und kniete mich hin, obwohl mir zahlreiche Knochen wehtaten.
    Darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern. Mein Blick galt dem Riesen.
    Er stand noch!
    Vor seinem gewaltigen Kopf wehte ein dünner Staubschleier, so daß ich das Gesicht dahinter nur mehr verschwommen sah.
    Aber der Schädel schwankte.
    Als würde er von ebenfalls riesigen Händen Ohrfeigen bekommen, so kippte er einmal nach rechts, dann wieder zurück, bis er den Weg nach links nahm und abermals in die alte Lage hineingeriet.
    Das geschah einige Male und wurde begleitet von knirschenden Geräuschen, die sich immer mehr verstärkten und bei mir eine Gänsehaut erzeugten. Es war einfach schlimm, aber auch eine irgendwie hoffnungsvolle Musik in meinen Ohren.
    Ewig konnte das nicht so weitergehen.
    Es ging auch nicht.
    Noch einmal erklang das Knirschen. Diesmal von laut platzenden und brechenden Geräuschen begleitet.
    Der Schädel explodierte.
    Es war ein Bild, das mich froh stimmte. Zuerst flog seine kahle Schädeldecke weg und jagte wie ein Geschoß in den roten Himmel hinein.
    Der Vorgang war damit noch nicht beendet.
    Ein immenser Druck riß alles auseinander. Raketenhaft flogen die schweren Trümmer in die vier Himmelsrichtungen weg, so daß man fast schon das Pfeifen hörte.
    Unwillkürlich hatte ich mich geduckt, denn auch in unsere Richtung wirbelten die Brocken.
    Wir brauchten trotzdem keine Angst zu haben, erwischt zu werden. Bevor uns die Trümmer noch erreichten, glühten sie in einem tiefen Rot auf und waren verschwunden.
    »Es ist unglaublich!« flüsterte Lucy Freeman neben mir. »Der Riese ist weg.«
    »Wie gut für uns.«
    »Wie hast du das gemacht?«
    Ich lächelte sparsam. »Eigentlich wollte ich mich nur von einem Alptraum befreien, das ist mir gelungen. Ich habe dir gesagt, Mädchen, man muß nur dagegen angehen.«
    »So einfach ist das aber nicht.«
    Der aufgewirbelte Staub senkte sich allmählich nieder. Ein gutes Omen, wie ich fand.
    Eigentlich hätten wir jetzt verschwinden können. Das wiederum wollte ich nicht.
    Ich war es einfach gewohnt, einer Sache auf den Grund zu gehen.
    Hier hatte ich zu wenig gesehen. Der Kopf war verschwunden. Hatte es vielleicht nur den Kopf gegeben?
    »Bleib hier, Lucy.«
    »Wieso? Willst du jetzt allein von der Insel gehen?«
    »Natürlich nicht. Ich möchte nur noch einmal zurück, weil ich sehen will, ob alles vernichtet worden ist.«
    »Und wenn nicht?« fragte sie ängstlich.
    »Dann muß ich noch einmal eingreifen.«
    »Meine Güte, wer bist du? Jeder hat Angst vor dem Riesen gehabt. Du nicht, du bist…«
    »Ein völlig normaler Mensch, Lucy.«
    »Das glaube ich eben nicht.«
    »Es bleibt dir überlassen.« Ich lächelte ihr zu. »Warte hier bitte auf mich, es wird nicht lange dauern.«
    »Ja, natürlich.«
    Ich ging den Weg wieder zurück, den wir zusammen gerollt waren. Da kamen schon einige Yards zusammen.
    Ich stand noch dermaßen unter Spannung, daß ich die Schmerzen kaum spürte.
    Mein Körper hatte einiges abbekommen. Blaue Flecken würden zurückbleiben, mehr nicht.
    Ich kletterte keuchend hoch und hatte sehr bald den Platz erreicht, von wo aus ich den Bumerang geschleudert hatte. War das wirklich schon alles gewesen?
    Das konnte ich einfach nicht glauben. Okay, der Schädel war vernichtet, aber kein Riese ohne Körper.
    Die letzten Yards legte ich noch schneller zurück und kam mir selbst vor, als würde ich in den überdimensionalen Orangenball der Sonne hineinschreiten.
    Dann stand ich auf der Kuppe.
    Vor mir fiel das Gelände steil ab, fast schon senkrecht. Es war die Innenwand eines Trichters mit gewaltigem Durchmesser. Das Loch führte tief in die Inselerde hinein. Dort unten also hatte er gelauert und war in die Höhe gekommen.
    Nun ja, Reste gab es nicht zu sehen. Keinen Körper, nur ein Gestein, das mich an schwarze Kohle erinnerte, weil es dermaßen verbrannt wirkte.
    Und es stank…
    Der Geruch
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