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057 - Die Tochter des Werwolfs

057 - Die Tochter des Werwolfs

Titel: 057 - Die Tochter des Werwolfs
Autoren: Dämonenkiller
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Kriegsgefangenenlager. Sie haben mir irgendetwas gespritzt, ein Sekret aus Wolfsdrüsen. Seitdem habe ich die Anfälle, aber sie gehen von selbst vorüber. Niemand kann mir helfen, niemand. Aber ich bin dann nicht zurechnungsfähig, keiner darf bei mir bleiben.«
    »Sie gehören in ärztliche Behandlung, Mann.«
    »Nein, nein, unmöglich. Die … die Anfälle werden von selbst ausbleiben, im sibirischen Lager haben sie es mir gesagt. Ich … aaaahhhh, aahh, gehen Sie, gehen Sie, hinaus, hinaus, hinaus!«
    Brüllend schnappte Sommer mit den Zähnen nach Trevor Sullivans Bein, er warf sich auf dem Boden hin und her und riss sich die Finger am Beton blutig. Sullivan fürchtete, sein Herz werde versagen. Blut schoss aus seiner Nase.
    »Gehen Sie, gehen … aaahhh!«
    Sullivan war Sommers Zähnen entgangen. Von tiefem Mitleid und von Entsetzen ergriffen, winkte er die Soldaten hinaus. Er merkte, dass seine Nähe und die der anderen Männer Sommer aufregte. Tatsächlich wurde es im Bunker ruhig, als die schweren Türen geschlossen waren. Dann war es ganz still.
    »Der arme Kerl. Macht jetzt wieder euren Dienst, Leute! Ich brauche euch nicht mehr.«
    Trevor Sullivan war so aufgewühlt, dass er noch nicht schlafen konnte. Er ging weiter durch das Lager. Der Vollmond übte eine seltsame Wirkung auf ihn aus. Es lag etwas Unerklärliches in der Luft; das spürte Sullivan, aber er wollte es nicht wahrhaben. Als rationell denkender Mensch sträubte er sich gegen diese Erkenntnis.
    Etwas später befand er sich in der Nähe der Offiziersbaracke, die auch er bewohnte, als er einen grässlichen Schrei hörte. Den Todesschrei eines Menschen, der einen furchtbaren Tod starb und dem im Augenblick seines Ablebens eiskalte Schauer durch die Adern rannen.
    Dann klirrte Glas, Rufe wurden laut. Ein schwarzer, lang gestreckter Körper sprang aus dem Barackenfenster und raste durch die Nacht. Es war ein Wolf, jener Wolf, den man vorher schon in Vollmondnächten im Lager gesehen hatte. So ging jedenfalls das Gerücht.
    Von seiner Schnauze tropfte Blut.
    »Da läuft er!«, schrie Trevor Sullivan, riss die Armeepistole heraus und schoss.
    Die Entfernung war zu groß. Die Kugel verfehlte ihr Ziel. Aber dann peitschten Karabinerschüsse, Soldaten rannten herbei, das ganze Lager geriet in Aufruhr. Die Lichtfinger der Scheinwerfer huschten durch die Nacht, ein Scheinwerferstrahl erfasste den rennenden Wolf, der sich in der Nähe des Bunkerhügels befand.
    Rattat-rattatat-atat. Ein Maschinengewehr feuerte. Um den Wolf herum spritzte die Erde auf, er jaulte schrill auf und überschlug sich in vollem Lauf. Zuckend wälzte er sich am Boden, aber irgendwie schaffte er es, dem Scheinwerferlicht zu entkommen.
    Lichtkegel kreuzten sich, suchten alles ab. Aber der Wolf war nicht mehr zu sehen, obwohl die MG-Garbe ihn getroffen hatte.
    Trevor Sullivan war einer der Ersten, die in die Baracke stürzten, in den Raum, aus dem die Todesschreie gekommen waren. Ein grässliches Bild bot sich ihnen. Mit aufgerissener Kehle und starrem Blick lag Leutnant Philby auf seinem blutgetränkten Bett.
    Mature MacKinley, ein älterer Offizier, kam hereingestürzt, Haar und Schnurrbart zerzaust.
    Er stöhnte, als er Philbys sterbliche Überreste sah.
    »Captain Sullivan«, befahl er. »Kümmern Sie sich um Ihren Schützling Bernd Sommer! Eine Blutspur führt zum Bunker, und das sage ich Ihnen, wenn Sommer etwas mit dieser Schweinerei zu tun hat, wenn er auch nur einen Kratzer oder eine Schussverletzung hat, dann stelle ich ihn an die Wand. Und Sie können sich dann auch auf etwas gefasst machen, Captain.«
    »Sir, Bernd Sommer war im Bunker eingesperrt, dafür verbürge ich mich. Ein Dutzend Leute können das bezeugen.«
    »Sehen Sie nach ihm! Auf der Stelle!«
    Bernd Sommer lag auf der Pritsche, als die Soldaten hereinkamen.
    »Stehen Sie auf, Sommer! Hände hoch und keine falsche Bewegung!«
    Bernd Sommer musste sich nackt ausziehen, er hatte nicht die geringste Wunde, von ein paar Hautabschürfungen im Gesicht abgesehen. Er hatte sie sich zugezogen, als er den Kopf auf den Betonboden schlug, vor den Augen Trevor Sullivans und der vier Soldaten.
    »Der Anfall ist vorbei, Captain Sullivan«, sagte Bernd Sommer in gutem Englisch. »Darf ich erfahren, was das eigentlich zu bedeuten hat?«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Sommer. Es hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    Eine Woche später händigte Trevor Sullivan Sommer seine Entlassungspapiere aus. Er hatte sich für
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