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057 - Die Tochter des Werwolfs

057 - Die Tochter des Werwolfs

Titel: 057 - Die Tochter des Werwolfs
Autoren: Dämonenkiller
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junge Frau fand mich. Sie war rothaarig, verwegen und schön. Tamara war ihr Name. Wir verlebten drei herrliche, unbeschwerte Wochen, während deren ich mehr und mehr zu Kräften kam. In der ersten Vollmondnacht verriet sie mir ihr Geheimnis. Wer kann mein Entsetzen beschreiben, als sie sich vor meinen Augen in eine weiße Wölfin verwandelte? Sie fiel über mich her. Ich war noch nicht völlig gesund und bei Kräften, und sie biss mich an verschiedenen Körperstellen. Dann rannte sie hinaus in die Nacht. Als sie im Morgengrauen wiederkam, war ihre Schnauze blutig.
    Trevor Sullivan starrte fasziniert auf den Brief. So also war es gewesen.
    »Tamara sagte mir, sie habe den magischen Keim auf mich übertragen. Ich sei nun von ihrer Art, und als ein Werwolfspaar sollten wir im Wald leben. Ich aber entfloh, als der Vollmond vorüber war. Tamara verfolgte mich in ihrer menschlichen Gestalt. Bei Jägern und Fallenstellern fand ich schließlich Zuflucht. Die magischen Bisse an meinem Körper waren in überraschend kurzer Zeit völlig verheilt, nicht einmal Narben waren geblieben. In der nächsten Vollmondnacht hörte ich Tamaras Geheul, mit dem sie mich rief. Ich merkte, wie bei mir die Verwandlung einsetzte. Ich sprang aus dem Fenster und wollte zu ihr laufen, zu Tamara, wollte jagen und durch die Wälder streifen, frei und glücklich sein. Aber bald wurde ihr Geheul zu einem Aufjaulen und Gewinsel.«
    Hier endete die Seite, Trevor Sullivan drehte das Blatt um.
    »Als ich näher kam, sah ich, dass Tamara in einer Wolfsfalle gefangen war. Einer der Jäger stieß ihr seinen Spieß in die Seite, aber sofort schloss sich die Wunde wieder. Da feuerten alle drei Jäger ihre Gewehre ab. Sie wussten, dass ein Werwolf in der Gegend sein Unwesen trieb, und hatten ihre Waffen mit Silberkugeln geladen. Tamara starb. Ihr letzter Blick galt mir, nie werde ich ihn vergessen. Es war nicht Liebe, die darin lag. Es war die animalische Sehnsucht nach einem Gefährten ihrer Art, die Tamara in den Tod getrieben hatte. Rasend vor Wut sprang ich die Jäger an und tötete alle drei. Tamara aber konnte ich nicht mehr helfen. Im Tode wurde die weiße Wölfin zu der Frau, die ich für kurze Zeit geliebt hatte.«
    Trevor Sullivan las die nächste Seite. Als Bernd Sommer seine menschliche Gestalt wieder annahm, als der Vollmond im Morgengrauen verblasste, sah er mit Schrecken, was er getan hatte. Er begrub Tamara und lief davon. Nach der Zeit des Vollmonds wurde er in einem kleinen Dorf, in dem er Ausrüstung und Vorräte stehlen wollte, gefangen genommen.
    Der Kommissar, der für das Dorf zuständig war, entlarvte ihn als deutschen Agenten. Er wurde dem KGB übergeben, dem berüchtigten Geheimdienst.
    In der nächsten Vollmondnacht brach er aus. Er ließ mehrere Leichen mit aufgerissenen Kehlen in den KGB-Kerkern hinter sich. Viele Kugeln trafen den Werwolf, aber keine war aus Silber und konnte ihm etwas anhaben.
    Anschließend fasste Bernd Sommer sich kurz. Als Mensch und als Werwolf hatte er sich quer durch Russland geschlagen, hatte sich zeitweise als Leutnant der vorrückenden Roten Armee getarnt und war so nach Deutschland gelangt. Ob er in dieser Zeit als Werwolf Opfer gerissen hatte, schrieb Bernd Sommer nicht. Es war jedoch anzunehmen.
    Zeitweise war er auch mit Flüchtlingstrecks gereist, was ihm fast zum Verhängnis geworden wäre. Eine SS-Patrouille verhaftete ihn bei einer Treckkontrolle in der Nähe von Bebra. Er sollte als Deserteur erschossen werden. Doch die Hinrichtung wurde für eine Vollmondnacht angesetzt.
    Statt eines erschöpften, niedergeschlagenen Mannes, der den Tod erwartete, sprang ein tobender, brüllender Werwolf aus der Zelle und kämpfte sich einen blutigen Weg frei.
    Kurz danach stellte Bernd Sommer sich den Briten. Er wurde in das Lager im Westerwald gebracht, wo er später Trevor Sullivan kennen lernte. Hier hatte er vergeblich alles versucht, um seiner unseligen Veranlagung zu entgehen. Als letzten Ausweg hatte er schließlich vor den Vollmondnächten immer etwas unternommen, um mit Bunkerarrest bestraft zu werden.
    Aber auch das war keine Lösung. Er litt unter qualvollen Anfällen, wenn er seine Blutgier nicht stillen konnte. Manchmal wurde es so schlimm, dass er sich durch den Luftschacht des Bunkers zwängte, der sogar für ein Kind zu eng war.
    Der Werwolf schaffte es, und zwar in jenen Nächten, in denen er mit äußerster Anstrengung bei Kontrollen sein wölfisches Aussehen verbergen musste. Dann verlor er
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