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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher
Autoren: Edgar Wallace
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und der Klebgummi darunter war noch feucht. Irgend jemand hatte also den Brief geöffnet und gelesen - und das konnte nur Peter gewesen sein! Sie fand ihren Mann in der Bibliothek und brachte ohne Umschweife ihre Anklage vor. Peter gab alles ruhig zu.
    »Was? Du hast meinen Brief geöffnet? Wie kommst du dazu? Ist das eines der Vorrechte, die dir unsere Heirat eingeräumt hat?«
    »Bisher habe ich noch nicht bemerkt, daß mir unsere Heirat überhaupt irgend welche Vorrechte verschafft hat«, erwiderte er mit einem Lächeln, das sie in Wut versetzte.
    »Willst du mir bitte erklären« - sie bemühte sich, ruhig zu bleiben, »was dich zu diesem ungewöhnlichen Vorgehen veranlaßt hat? Ein Zufall war es doch wohl nicht - sonst hättest du es mir wahrscheinlich gesagt.«
    »Nein, es war kein Zufall«, gab er kühl zurück. »Ich wünsche nicht, daß Basil Hate mit dir korrespondiert. Ich wollte dir das eines Tages sagen - aber ich habe mir natürlich nicht träumen lassen, daß er so unverschämt sein würde, dir während unserer Flitterwochen schon zu schreiben.«
    Jane kochte vor Zorn, aber sie war auch verdutzt, denn bisher hatte sie angenommen, daß Peter und Basil gute Freunde seien.
    Als ob er ihre Gedanken erraten hätte, fuhr er schnell fort:
    »Du darfst nicht glauben, daß ich eifersüchtig bin. Aber Hate und ich sind zu verschieden; ich kann ihn nicht ausstehen und mißtraue ihm.«
    »Und warum mißtraust du ihm?«
    Peter zuckte die Achseln.
    »Man kann seine Abneigungen nicht immer erklären. Es tut mir leid, Jane, ich hätte den Brief nicht öffnen sollen, aber ich hatte nur dein Bestes im Sinn.«
    Die letzten Worte kamen etwas zögernd heraus, und Jane war durchaus nicht überzeugt. Aber wenn sie nicht mit ihm streiten wollte, war es am gescheitesten, die Angelegenheit jetzt auf sich beruhen zu lassen.
    »Es ist ja nicht so wichtig«, sagte sie obenhin. »Ich war nur ein bißchen verärgert.«
    »Natürlich - ich bedauere es aufrichtig.«
    Dieser Zwischenfall hatte wieder einen Graben zwischen ihnen aufgerissen, und ihre Beziehungen waren beinahe eisig, als Mr. Bourke erschien. Der Chefinspektor war in bester Laune, und Jane taute auf und begann . . . sich für Verbrecher zu interessieren. Für Bourke aber existierte zur Zeit anscheinend nur ein einziges Exemplar dieser Gattung, und das war ein besonders durchtriebener Bösewicht.
    »Ich bin ein armer Mann, aber ich würde sonst was drum geben, wenn ich ihn in die Hände bekäme«, brummte er. »Diesen Mann kann man nicht in die Kategorie der übrigen Banknotenfälscher einreihen. Er hat Komplicen, aber keiner hat ihn je verraten. Und warum? Weil ihn niemand kennt!«
    »Und wodurch unterscheidet er sich von den anderen Fälschern?« fragte Jane neugierig. Ihr Interesse für den ›Fuchs‹ war nicht geheuchelt, der geheimnisvolle Fälscher beschäftigte schon seit langem ihre Phantasie.
    Bourke fuhr mit der Hand in seine Rocktasche und zog eine dicke Brieftasche hervor. Aus einem der vielen Fächer nahm er eine Hundertdollarnote.
    »Sehen Sie sich das mal an«, sagte er. »Sie sind zwar kein Fachmann, aber selbst ein Fachmann könnte diese Note kaum von einer echten unterscheiden. Es sind viele schlechte Fälschungen im Umlauf, die man für billiges Geld bekommt. Aber wenn jemand die Arbeit des ›Fuchses‹ kaufen will, muß er gut dafür bezahlen - er bezahlt damit ja auch seine eigene Sicherheit.«
    Peter, den das Gespräch bisher kaum zu interessieren schien, stellte plötzlich eine Frage.
    »Was würde diese Hundertdollarnote kosten, wenn man sie direkt vom Fälscher kaufte?«
    »Zwanzig Dollar«, erwiderte Bourke, ohne zu zögern. »Besser gesagt, das kostet sie wahrscheinlich bei dem Agenten, der bei diesem Handel fünf Dollar verdienen würde. Das ist nicht gerade billig - aber wie schon gesagt, der Käufer kann mit diesen Dollarnoten seelenruhig durch die Vereinigten Staaten reisen.«
    Bourke berichtete weiter, daß der ›Fuchs‹ für den Vertrieb seiner Banknoten außerordentlich geschickte Methoden anwende. Man hatte in Paris, Berlin und Chicago Agenten verhaftet, aber sie konnten nur aussagen, daß ihnen die Fälschungen gewöhnlich nachts zu einer verabredeten Stunde und auf offenen Plätzen ausgehändigt worden waren und daß sie sofort bar bezahlen mußten. In dem Paket mit den Banknoten lag immer ein maschinengeschriebener Zettel, auf dem mitgeteilt wurde, wohin man sich wegen der nächsten Lieferung zu wenden habe. Die Adresse war nie
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