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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher
Autoren: Edgar Wallace
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französisches Werk über die Radierkunst. Sie hatte ganz vergessen, daß das sein Steckenpferd war, und sagte es ihm auch.
    »Ich verdanke dieser Vorliebe sehr viel«, lächelte er, »denn ich hätte dich wohl nie kennengelernt, wenn ich für meine Privatausstellung nicht den Rat deines Vaters eingeholt hätte.«
    »Armer Papa! Er war so aufgeregt, als deine Platten verlorengegangen waren!«
    Peter mußte zugeben, daß auch er den Verlust seiner Arbeiten als sehr schmerzlich empfand. Er hatte damals in einer Aufwallung impulsiver Künstlerfreundschaft seinem zukünftigen Schwiegervater die Platten geliehen, die für ihn einen unersetzlichen Wert darstellten. Es waren seine Meisterwerke, keines von ihnen war größer als eine Postkarte.
    »Ich werde wohl kaum noch einmal so gute Sachen fertigbringen«, sagte er nachdenklich. Doch dann lachte er kurz auf: »Und da sagt man, daß wir Engländer kein Kunstverständnis hätten! Nicht mal für einen Finderlohn von tausend Pfund sind sie wieder aufgetaucht - irgendwer hat sie behalten!«
    Jane saß in einem niedrigen Sessel auf der anderen Seite des Kamins, stützte den Kopf in die Hände und schaute ihn unverwandt an.
    »Ich glaube, dieser Mann - wie wird er doch genannt? Ach ja, der ›Fuchs‹ - dieser Mann muß doch auch ein großer Künstler sein! Mein Vater sagte, daß nur ein Meister so arbeiten könne. Vater besitzt nämlich einige dieser Fälschungen.«
    »Der Meinung bin ich auch.« Peters Stimme klang gleichgültig. Offenbar interessierte er sich nicht sehr für die künstlerischen Fähigkeiten des bekannten Fälschers. Aber die bloße Erwähnung des ›Fuchses. schien seine gute Laune vertrieben zu haben, und er hüllte sich in Schweigen.
    Nach einer Weile erhob sich Jane und ging in die Halle hinaus. Sie stand an der Terrassentür und blickte über den Park, als ein seltsames Auto herangefahren kam. Die knallrote Karosserie war altmodisch, und der Mann am Lenkrad steckte in einer Livree, die genau darauf abgestimmt war.
    Der Wagen hielt an; der Chauffeur sprang heraus und riß den Wagenschlag auf. Eine hochgewachsene, umfangreiche Dame mit ziemlich verrunzelten Zügen stieg aus. Aber auch in diesem aufgedunsenen, fast abstoßenden Gesicht konnte Jane noch die Spuren einstiger Schönheit erkennen. Jetzt freilich sah dieses Antlitz mit der dicken, weißen Puderschicht, den rotgeschminkten Lippen und den geschwärzten Brauen wie eine Maske aus.
    Sie trug keine Handschuhe, dafür aber steckten an den dicken Fingern unzählige Ringe. In den Ohren trug sie große Brillantboutons und um den Hals an einer Platinkette einen riesigen, glitzernden Anhänger.
    Die Dame blieb stehen und sah die junge Frau mit düsteren Blicken an.
    »Sind Sie seine Frau? Ich bin Mrs. Anderson.«
    Anderson - die Köchin! Das also war die geheimnisvolle Person, von der Peter fast täglich besucht worden war. Ihre Stimme klang rauh und gewöhnlich.
    »Ja, ich bin Mrs. Clifton.«
    Die dicke Frau atmete schwer. Sie schien erregt zu sein. Jane erwartete einen Wutausbruch, war aber eher neugierig als beunruhigt.
    »Er hat keinen Anspruch auf das Geld, das er Ihnen gegeben hat«, fauchte die Besucherin sie an, »es gehört dem rechtmäßigen Erben. .. «
    Einen Augenblick war Jane verblüfft. Sie fand diesen Auftritt wie eine Szene aus einer Schmierenkomödie, aber ihre Neugierde war geweckt.
    »Dem rechtmäßigen Erben? Wer soll denn das sein?«
    Mrs. Anderson nahm die Haltung einer beleidigten Königin an.
    »Wer sonst als Cliftons Bruder - mein Sohn«, erklärte sie.

5
    Peters Bruder? Peter war doch das einzige Kind seines Vaters; das hatte er ihr einmal gesagt, und viel mehr wußte sie von ihm auch nicht.
    »Sie müssen sich irren . . .«
    »Gestatte!« Peter war aus der Bibliothek gekommen und hatte sich geräuschlos genähert.
    »Gestatten? Was soll ich dir gestatten?« zischte die dicke Dame ihn an. »Was willst du ihr denn sagen? Das wird dir alles nichts nützen, denn du kannst die gerechten Ansprüche deines Bruders nicht aus der Welt schaffen!«
    Trotz der selbstbewußten Haltung klang aus ihrer rauhen Stimme etwas wie Unsicherheit, als sie sich an Peter Clifton wandte. Sie schien seinem Blick nicht standhalten zu können, rieb sich nervös die juwelengeschmückten Hände und blinzelte mit den gefärbten Wimpern.
    »Ich bin hergekommen, um die Sache endlich in Ordnung zu bringen«, fuhr sie mit schriller Stimme fort. »Ich habe keine Angst vor dir. Und wenn du mir mit denselben
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