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056 - Der Banknotenfälscher

056 - Der Banknotenfälscher

Titel: 056 - Der Banknotenfälscher
Autoren: Edgar Wallace
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der Hand. Die Tür sprang auf.
    »Wer ist da?«
    Eine Flut von Licht erfüllte plötzlich den Raum. Peter war aus dem Bett gesprungen. Sie starrte ihn halb betäubt und überrascht an. Dieser offensichtlich eben erst aus dem Schlaf gerissene Mensch konnte nicht der nächtliche Besucher in ihrem Zimmer gewesen sein; sie hatte deutlich einen rauhen Tweedanzug gefühlt.
    »Jane, was ist dir?«
    Sie konnte nur auf die dunkle Türöffnung hinter sich weisen und eine unzusammenhängende Schilderung ihres Erlebnisses hervorstammeln. Doch bevor sie alles berichtet hatte, war Peter schon an ihr vorbeigerast. Jane taumelte zu seinem Bett und ließ sich niedersinken. Zum erstenmal in ihrem Leben hatte sie erfahren, was Furcht heißt. Und sie zitterte - vor Aufregung und vor Kälte.
    Als Peter zurückkam, fand er sie, eine Daunendecke um sich gewickelt, auf seinem Bett sitzen.
    »Dein Fenster steht weit offen, und an der Mauer darunter lehnt eine Leiter. Und jetzt erzähl einmal in aller Ruhe, was geschehen ist.«
    Er setzte sich neben sie und lauschte ihrer noch immer etwas zusammenhanglosen Geschichte. Er wurde dabei nicht zornig, wie sie erwartet hatte, vielmehr lag ein ruhiger Ernst in seinem Ton, der sie zuerst überraschte, dann aber fast ein wenig kränkte, weil sie ihn für Teilnahmslosigkeit hielt.
    »Bist du sicher, daß der Mann angezogen war?«
    »Freilich war er angezogen«, sagte sie ein wenig ungeduldig, »ich habe doch den rauhen Stoff seiner Jacke gefühlt.«
    Er schwieg nachdenklich. Dann fragte er weiter: »Und er hat gar nichts gesprochen? Hatte er Schuhe an? Ich muß ja furchtbar fest geschlafen haben, daß ich dich nicht schreien hörte . . .«
    »Ich habe nur einmal aufgeschrien, dann war ich vor Schreck ganz außer Atem ... Ich dachte, du seist es!«
    Peter hatte seinen Kopf erhoben und lauschte. Auch sie hörte jetzt aus der Ferne das Brummen eines Autos.
    »Das ist er«, stellte er fest.
    Vielleicht war es nur Einbildung, aber es kam ihr vor, als ob er erleichtert sei.
    »Warum hast du ihn denn nicht verfolgt?«
    Sie hatte das vorwurfsvoll sagen wollen, aber es gelang ihr nicht, denn in Wirklichkeit war sie ja froh, daß er sie nicht allein gelassen hatte.
    »Weißt du, ich war mir nicht recht klar, was eigentlich geschehen war«, erwiderte er ein wenig verlegen. »Ich dachte, du hättest vielleicht nur einen bösen Traum gehabt. Aber auch wenn ich den Kerl verfolgt hätte, wäre es mir wohl kaum gelungen, ihn noch einzuholen.«
    Er nahm seine Kleider auf den Arm und wandte sich zur Tür.
    Jane fragte: »Möchtest du, daß ich wieder hinübergehe?«
    Peter schüttelte den Kopf: »Nein, ich werde mich ankleiden. Es ist schon fast vier Uhr, und ich habe lange genug geschlafen. Du bleibst am besten hier und läßt das Licht an, bis ich wieder zurückkomme.«
    Nach wenigen Minuten war er wieder da, nahm die kleine Taschenlampe von seinem Nachttisch und sagte: »Ich werde jetzt über die Leiter hinuntersteigen und mich ein wenig umsehen. Du kannst dich inzwischen wieder schlafen legen oder dich ankleiden oder auch bleiben, wo du bist.« Dabei lächelte er flüchtig, und Jane hatte den Eindruck, daß er sich über irgend etwas freute. Sie hörte die Sprossen der Leiter unter seinen Füßen knarren, sprang aus dem Bett, eilte in ihr Schlafzimmer und schaute zum Fenster hinaus. Peter stand auf dem Kiesweg unter ihr. Sie sah, wie er mit dem Lichtkegel seiner Lampe die Rabatten absuchte. Er mußte sie gehört haben, denn er sprach plötzlich zu ihr herauf.
    »Da sind neue Fußspuren«, rief er.
    Während sie das Fenster schloß, die Vorhänge zuzog und das Licht andrehte, sagte sie sich, daß es eigentlich seltsam war, mit welchem Gleichmut er diesen Vorfall aufnahm.
    Kaum hatte sie sich angekleidet, war Peter schon zurück, schaltete den elektrischen Ofen ein und holte heißen Tee und einen Teller mit Zwieback. Als ob er ihre Gedanken hätte lesen können, kam er auf das zu sprechen, was sie überrascht und gleichzeitig ein bißchen gekränkt hatte.
    »Du wirst vermutlich denken, daß ich die Sache sehr ruhig hingenommen habe. Aber eigentlich ist mir erst jetzt voll zum Bewußtsein gekommen, was sich ereignet hat. Wenn ich nicht noch halb im Schlaf gewesen wäre, als du zu mir kamst, wäre ich dem Burschen nachgelaufen und hätte ihm das Genick gebrochen!«
    Die Wut in seiner Stimme schien echt zu sein. Auch sie fühlte erst jetzt die ganze Brutalität dieses Erlebnisses. Die Hand, die sie nach der Teetasse
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