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054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch
Autoren: Bernd Frenz
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arbeiten zu können. Aruulas ausgeprägte Gabe vergrößert unser Erfolgsaussichten erheblich. Was ist daran irreführend?«
    Die Antwort folgte auf dem Fuße. »Sie haben bisher vermutlich nur mit Leuten experimentiert, die vier von fünf verdeckten Spielkarten richtig erraten konnten«, fauchte Naoki wütend. »Wie wollen Sie da die richtige Dosis für eine echte Telepathin bestimmen? Wenn Sie sich verschätzen, kann Aruulas Gabe sehr schnell zum Fluch werden. Nein, das ist viel zu gefährlich. Ich lasse nicht zu, dass ihr Leben so fahrlässig aufs Spiel gesetzt wird.«
    »Die Entscheidung liegt ganz alleine bei Aruula«, mischte sich Miki Takeo zum ersten Mal ein. »Wir könnten mit einer geringen Dosis beginnen und sie langsam steigern. Allerdings würde dieses Vorgehen Tage und Wochen in Anspruch nehmen. Zeit, die wir leider nicht haben, denn der Feind rückt schnell näher. Wenn uns Fudohs Geheimnisse etwas nutzen sollen, müssen wir sofort handeln.«
    »Es gibt bestimmt bessere Methoden, die zum gleichen Ergebnis führen«, hielt Naoki dagegen.
    Takeos mächtiger Plysterox-Körper produzierte ein leises Knarren, als er sich zu Aruula umwandte. »Was meinst du dazu?«, fragte er sie. »Willst du den Versuch wagen? Es ist vielleicht gefährlich, aber du könntest vielen Menschen damit das Leben retten.«
    Die Barbarin sah unsicher von Einem zum Anderen. Sie war gewiss nicht feige, das hatte sie in zahlreichen Kämpfen bewiesen. Doch das Problem, vor dem sie jetzt stand, ließ sich nicht mit dem Schwert lösen. Ihr Blick blieb schließlich an Naoki hängen, die ein leichtes Kopfschütteln andeutete.
    Das gab den Ausschlag.
    »Nein«, antwortete sie. »Ich glaube, es ist nicht sicher genug.«
    Dr. Dinter zog ein Gesicht, als ob er sein Serum am liebsten auf dem Boden zerschmettern wollte, stellte es dann aber doch vorsichtig ins Regal zurück. »Wenn ihr glaubt, euch dieses alberne Misstrauen leisten zu können«, gab er sich beleidigt, »dann verzichtet eben auf diese Chance.«
    Takeo ging nicht darauf ein. »Führen Sie stattdessen die Untersuchung des Geosiphons weiter«, wies er Dinter an. »Der Pilz, den Commander Drax aus der ISS mitbrachte, könnte zu unserer zweiten Hoffnung werden. Die bisherigen Ergebnisse sehen doch gut aus.«
    Dinter lachte trocken auf. »Rein theoretische Ergebnisse! Warum dürfen wir nur mit Messwerten jonglieren, anstatt an der Pilzkultur selbst zu arbeiten? Kein Computer- programm ersetzt die Forschung am Objekt! Aber nein, die bösen WCA-Forscher könnten ja damit die Weltherrschaft an sich reißen. So ein Quatsch! Und oben rücken die Techno- Zombies jeden Tag näher an die Siedlung heran.«
    Er schimpfte weiter vor sich hin, bis er vom Klappen der Schwingtür unterbrochen wurde. Aruula, Naoki und Takeo waren einfach gegangen.
    Dinter ballte die Hände vor Zorn. »Haut ruhig ab«, knurrte er verbissen. »Früher oder später kommt ihr doch angekrochen, weil euch gar nichts anderes übrig bleibt.«
    ***
    Smiley jagte mit dem Großraumgleiter herbei, das massige Frontgeschütz auf die Rakete gerichtet. Grelle Lichtblitze zuckten durch die Luft und schlugen zielgenau in den Gefechtskopf. Einen Sekundenbruchteil später erblühte ein gigantischer Feuerball am Himmel, begleitete von einem Knall, der das ganze Tal erbeben ließ.
    Tumblers Gleiter nahm sich neben der rasch anwachsenden Glutsphäre wie ein Spielzeug aus. Von der Druckwelle getroffen, wirbelte er davon, kippte über die linke Seite ab und verlor schlagartig an Höhe. Die linke Hecktragfläche schrammte nur eine Handbreit über dem Boden entlang. Jeden Augenblick konnte sich der Gleiter in den Grund bohren oder, viel schlimmer, an dem nur wenige Meter entfernten Verteidigungswall zerschellen.
    Zwei Kampfroboter folgten bereits dem Selbsterhaltungsprogramm und warfen sich flach ins Gras. Doch ehe die Tragfläche sie streifen konnte, bekam Tumbler die Steuerung unter Kontrolle. Mit einem brachialen Ruck kippte der Gleiter zurück in die Waagerechte und bäumte sich mit der Front wie ein scheuender Frekkeuscher auf, um im Steigflug über das Hindernis hinweg zu setzen.
    Die Menschen zogen kreischend den Kopf ein, während der Gleiter eine tiefe Furche in den Wall riss. Erde wirbelte durch die Luft, doch zum Glück kam bei der Kollision niemand zu Schaden. Der Gleiter schrammte dicht über sie hinweg, bevor er endgültig in die Tiefe sackte.
    Krachend landete er in einem niedergetrampelten
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