Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
Kampfroboter flankierte das schwebenden Gefährt zu beiden Seiten. Jeder der RoCops verharrte in der gleichen Haltung: das linke Bein einen halben Schritt vor gesetzt und ein futuristisch wirkendes Schnellfeuergewehr in Vorhaltestellung. So standen sie unbeweglich wie lebensgroße Zinnfiguren.
    Nur das rote Flackern in den Sichtschlitzen zeugte von ihrer unablässigen Wachsamkeit. Fünf Meter hinter dieser Verteidigungslinie wölbte sich ein hastig aufgeworfener Erdwall, der den menschlichen Verteidigern Deckung bot. Hauptsächlich Angehörige der Faama-Gilde, die ihre ertragreichen Felder verteidigen wollten, sowie einige hundert Einwohner aus El'ay, denen es um Rache für gefallene Angehörige ging. Die meisten Flüchtlinge sahen allerdings gar nicht ein, sich dem übermächtigen Feind entgegenzu- stemmen. Sie vertrauten auf die Kampfkraft von Lord Takeos Robots oder wichen tiefer ins Land zurück.
    Die Phalanx der Untoten erreichte inzwischen die Ebene.
    Ihre Zahl ließ sich nur schwer abschätzen, doch es mussten gut zweitausend sein, die sich mit Schwertern, Äxten oder bloßen Prügeln näherten. Die vorderen Reihen schleppten außerdem verrostetes Metall mit sich. Es waren armlange Stücke aus alten Stahlträgern, wie sie in El'ay überall aus den Schuttbergen ragten.
    Schritt für Schritt rückten die Untoten näher, ohne sich um die auf sie gerichteten Schnellfeuergewehre zu kümmern.
    Das Takeo 03 war eine Mischung aus Sturmgewehr und Maschinenpistole. Zielgenau bis zu einer Entfernung von achthundert Metern, konnte es sein dreihundert Schuss fassendes Magazin innerhalb 58 Sekunden verschießen. Angesichts der zur Zeit notwendigen Präzision hatten es die Kampfroboter auf Einzelfeuer gestellt.
    Sobald die Entfernungsmessungen anzeigten, dass die vorderen Zombies auf siebenhundert Meter heran waren, nahmen die RoCops das Tak 03 in Anschlag, zogen den Kolben fest an die Schulter und feuerten los. Ohrenbetäubender Donner hallte über das Schlachtfeld, während sich Salve um Salve entlud. Obwohl raucharmes Pulver verschossen wurde, stieg feiner Nebel auf, der die Nasenschleimhäute reizte.
    Die anvisierten Köpfe platzten mit trockenen Lauten auseinander. Viele der enthaupteten Zombies gingen noch einige Schritte weiter, bevor sie ins Straucheln gerieten und der Länge nach zu Boden schlugen. Andere wurden von den Nachdrängenden gepackt und wie ein Schutzschild in die Höhe gerissen. Die übrigen Untoten hoben die mitgeführten Stahlstreben vors Gesicht, um sich gegen weitere Kopftreffer zu schützen. Ihrer Sicht beraubt, marschierten sie der feindlichen Stellung blindlings entgegen.
    Die primitiv anmutende Deckung zeigte überraschend große Wirkung. Unzählige Kugeln prallten von ihr ab und jaulten als Querschläger davon. Die Durchschlagskraft reichte nicht einmal aus, um die Eisenträger aus den toten Fingern zu prellen. Den Kampfrobotern blieb nichts anderes übrig, als von der Achillesferse ihres Gegners abzulassen und stattdessen die verrotteten Körper unter Beschuss zu nehmen.
    Der Bleihagel hackte unerbittlich in die näherrückenden Zombies. Die vorderen Reihen erbebten unter den Einschlägen, marschierten aber weiter, obwohl ihnen das Fleisch von den Rippen gefetzt wurde. Erst wenn ein Torso so weit zerstört war, dass zwischen Hüfte und Schultern keine Verbindung mehr bestand, klappten die zerfetzten Leichen haltlos in sich zusammen. Die Nachrückenden marschierten ungerührt über sie hinweg. Nur die am Boden liegenden Waffen und Stahlstücke schienen wertvoll genug, um sich danach zu bücken.
    Kein lebender Soldat hätte sich derart verheizen lassen, doch die Untoten gehorchten willenlos der programmierten Taktik.
    »Verdammter Biisondreck«, fluchte Aiko unbeherrscht. »Das treibt unseren Munitionsverbrauch unverhältnismäßig hoch!«
    Matt konnte den Wutausbruch gut verstehen. Die RoCops widerstanden normalerweise einer vielfachen Übermacht, doch Aikos Vater hatte nicht voraussehen können, dass er einmal einen regelrechten Krieg führen musste. Miki Takeos Munitionsvorräte ließen sich nicht so schnell auffüllen, wie sie in einer solchen Schlacht verbraucht wurden.
    Aikos Magnetgleiter stieg höher. Surrend schob sich der Flammenwerfer aus der Frontklappe und ragte der anstürmenden Truppe drohend entgegen.
    Matt wurde regelrecht in den Sitz gedrückt, als das schlanke Gefährt aus dem Stand heraus beschleunigte. Die Distanz zu den Zombies schmolz innerhalb von Sekunden auf wenige Meter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher