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054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch
Autoren: Bernd Frenz
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unserer Führung. Versuchen Sie nicht, uns von dort zu vertreiben.«
    »Bleiben Sie nur dem Valley fern«, entgegnete Takeo, »und gewöhnen Sie sich an den Gedanken, dass die WCA nicht Meeraka repräsentiert.«
    Zwei RoCops nahmen den General in ihre Mitte und begleiteten ihn an die Oberfläche, wo er im Gewühl des Flüchtlingslagers untertauchte.
    »Glaubst du wirklich, dass es eine gute Idee war, den Kerl laufen zu lassen?« Aiko warf seinem Vater einen zweifelnden Blick zu. »Er kann uns noch eine Menge Ärger machen.« Die Köpfe der Besucher, die sich in Aruulas Krankenzimmer drängten, wandten sich dem Androiden zu, der in der Tür stand, um nicht den meisten Platz für sich alleine zu verbrauchen. »Die Japaner würden auch weiter angreifen, wenn er in unserer Gefangenschaft bliebe«, antwortete Takeo. »So kann er als einflussreicher Feldherr die Dinge in Bewegung bringen. Ich hatte den Eindruck, dass ihn Dinters Worte nachdenklich gemacht haben. Er wird bald erkennen, dass wir nicht seine Feinde sind.«
    »Miki hat richtig gehandelt«, pflichtete Aruula dem Androiden bei. »Ihr hättet sehen sollen, was Fudoh als Kind angetan wurde. Es war schrecklich.« Ihre Stimme begann bei der Erinnerung an die geistige Verschmelzung zu zitternd. Ganz hatte sie die Erlebnisse unter dem Einfluss des Serums noch nicht verwunden. »Außerdem blieb seinem Volk gar nichts anderes übrig, als sich eine neue Heimat zu suchen. Denkt an die Mongolenangriffe. Was hätten sie sonst machen sollen?«
    Friedlich übersiedeln, dachte Matt, wusste aber zugleich, das er es sich mit dieser Antwort auch zu einfach machte.
    Die Japaner mussten schließlich annehmen, dass der Weltrat für Amerika stand.
    »Mag sein, dass Aruula Recht hat«, warf Brina ein, »aber einige Überlebende aus El'ay sehen das sicher anders. Wir können nie wieder in unsere Stadt zurück. Viele werden das nicht akzeptieren. Die Gegend wird noch lange Zeit ein Unruheherd bleiben.«
    Die Vermutungen über die Zukunft wogten noch eine Weile hin und her, bis Naoki die Besucher hinaus scheuchte. »Die Patientin braucht Ruhe«, erklärte sie mit gespielter Strenge, trotzdem fügten sich alle der Anweisung.
    Nur Brina blieb auf Aruulas ausdrücklichen Wunsch im Zimmer. »Setz dich zu mir«, bat die Barbarin, als sie alleine waren. Die Fassadenmalerin ließ sich auf der Bettkante nieder und tätschelte freundschaftlich Aruulas Hand.
    »Ich…«, begann die Barbarin, kam aber sofort ins Stocken, als sie überlegte, wie sie ihr Anliegen am besten formulierte. Da sie nicht wusste, wie sie es anders ausdrücken konnte, sagte sie es schließlich geradeheraus: »Ich weiß, wie du für mich empfindest, Brina!«
    Brinas Hand zuckte zurück, als ob sie sich verbrannt hätte. »Was?«, rief sie erschrocken.
    »Es geschah, während das Serum wirkte«, fuhr die Barbarin hastig fort, um keine peinliche Stille eintreten zu lassen. »Ich habe in deinen Gedanken gelesen, obwohl ich es nicht wollte. Aus dem gleichen Grund weiß auch, dass Aiko sich mit der Frage quält, warum du ihn nicht richtig magst. Du solltest ihm die Wahrheit sagen; er hat sie verdient.«
    Brina wackelte unschlüssig mit dem Kopf. »Das sagt sich so leicht. Manche Menschen reagieren komisch, wenn sie hören, dass… du weißt schon. Aber du hast wohl Recht. Aiko hat nicht die Manieren eines Andronenreiters. Er wird es sicher verstehen.«
    Aruula lächelte zufrieden, froh, diesen heiklen Punkt so gut gelöst zu haben. Ganz ohne Schwert, nur durch ein vertrauliches Gespräch. Matt würde stolz auf sie sein, wenn sie ihm davon erzählte.
    Zu ihrer Überraschung streichelte Brina aber plötzlich vertraulich über ihren Arm. »Und du?«, fragte sie. »Hast du mich auch ein bisschen gerne, so wie ich dich?«
    Die Barbarin hob die Augenbrauen. Mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. »Tut mir Leid«, brachte sie mühsam hervor. »Ich mag dich wirklich, aber nur als Freundin.«
    Brina stellte ihre Zärtlichkeiten mit bedauernder Miene ein. »Ich habs mir gedacht«, seufzte sie. »Schade. Du bist sehr begehrenswert, und ich beneide Maddrax um dich.«
    Aiko trug Brinas Beichte - zumindest äußerlich - mit Fassung, und so unternahmen sie in den nächsten Tage gemeinsam ausgedehnte Patrouillenflüge an der Grenze zu den Beverly Hills, um die Aktionen der Japaner zu beobachten.
    Doch es gab nicht viel zu sehen; General Fudoh schien Wort zu halten. Kein weiterer Vorstoß der Japaner gefährdete den Waffenstillstand. Bald
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