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054 - Gabe und Fluch

054 - Gabe und Fluch

Titel: 054 - Gabe und Fluch
Autoren: Bernd Frenz
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Es war kein leichtes Unterfangen. In ihrem Wahn entwickelte die Barbarin geradezu übermenschliche Kräfte. »Verschwindet!«, brüllte sie immer wieder.
    »Raus aus meinem Kopf, aber schnell!«
    Aikos bionische Arme setzten sich schließlich durch. Fest in den Stuhl gepresst, konnten ihr Liederriemen um Hand- und Fußgelenke geschlungen werden. Da Aruula ihren Kopf wie besessen hin und her warf, wurde er ebenfalls mit einem Riemen fixiert.
    Ihrem Gestammel nach zu urteilen empfing sie nun auch die Menschen an der Oberfläche - einige tausend Flüchtlinge, deren Sorgen und Nöte in einer einzigen Person zusammenflossen. Das war mehr als Aruula ertragen konnte. Sie brüllte wie am Spieß, um ihrem Schmerz Luft zu machen.
    Matt stand hilflos neben ihr. »Wie konnte das passieren?«, fuhr er Dinter an. »Sie haben doch behauptet, es wäre sicher!«
    »Ich sagte, das zu erwartende Ergebnis rechtfertigt das Risiko«, widersprach der Mediziner. »Und damit habe ich Recht behalten. Wir wissen jetzt, dass wir das Geosix gefahrlos versprühen können.«
    Matt hätte den Kerl am liebsten niedergeschlagen, aber Dr. Dinter war leider der Einzige, der Aruula überhaupt noch helfen konnte.
    »Eine solch heftige Reaktion habe ich noch nie erlebt«, wunderte sich der Mediziner, dem das Experiment längst aus den Händen geglitten war. »Aruula ist viel talentierter als alle PSI-Probanden, mit denen ich je zu tun hatte.«
    »Haben Sie denn kein Gegenmittel für einen solchen Fall?«, drängte Matt zur Eile.
    »War bisher nie nötig.« Trotz Aruulas Geschrei blieb Dinter die Ruhe selbst. »Die Wirkung des Serums klingt nach einigen Tagen von ganz alleine ab.«
    Matt ballte die Fäuste vor Zorn. »Wollen Sie etwa so lange tatenlos zusehen?«
    »Natürlich nicht. Ich verabreiche ihr gleich ein starkes Beruhigungsmittel, das wird helfen.«
    »Spritzen Sie ihr lieber einen Blocker«, mischte sich Kirk Miller ein, der mit den übrigen WCA-Wissenschaftlern zu Hilfe geeilt war. Einige Schaulustige, die ebenfalls ins Labor drängen wollten, wurden von Aiko wieder hinaus gescheucht.
    Dinter bombardierte seinen jüngeren Kollegen mit bösen Blicken. Es passte ihm nicht, dass seine Kompetenz vor aller Welt angezweifelt wurde.
    »Ein Blocker ist nur die allerletzte Option«, stellte er in scharfem Ton klar. »Wir stellen die Patientin ruhig und beobachten weiter. So können wir sie jederzeit reaktivieren, falls sich weitere Fragen an Fudoh ergeben.«
    Matt vertrat eine ganz andere Sichtweise. Er würde nicht zulassen, dass man Aruula im Dämmerschlaf hielt, nur damit sie jederzeit für einen neuen Lauschangriff eingesetzt werden konnte.
    »Dieser Blocker«, wandte er sich an Miller, »was ist das für ein Zeug?«
    »Wir forschen für General Crow natürlich in beide Richtungen«, erklärte der junge Mann mit entwaffnender Ehrlichkeit. »Einmal, um PSI als Waffe gegen andere einzusetzen, aber auch um Mittel finden, die entsprechende Angriffe abwehren. Der Blocker ist ein Serum, das Aruulas Fähigkeiten für längere Zeit unterdrücken würde.«
    Matt sah zu seiner tobenden Freundin hin, die sich bereits die Arme an den Lederbändern aufscheuerte. Er musste ihr schleunigst helfen.
    »Geben Sie ihr den Blocker«, wandte er sich an Dinter. »Aber schnell!«
    Schon wenige Minuten nach der Spritze begann sich Aruula zu entspannen. »Endlich Ruhe«, murmelte sie zufrieden, dann fielen ihr die Augen zu.
    Matt löste die Riemen und trug sie ohne ein weiteres Wort in ihr Quartier. Naoki lief ihm bereits in Sorge entgegen. Sie hatte gehört, was passiert war. Gemeinsam betteten sie die Schlafende zur Ruhe. Während Naoki die medizinische Versorgung übernahm, wanderte Matt unruhig durchs Zimmer.
    »Ich hätte es nicht zulassen dürfen«, warf er sich immer wieder vor. »Sie konnte gar nicht richtig einschätzen, auf was sie sich da einließ.«
    »Natürlich konnte sie das«, wies ihn Naoki zurecht. »Aruula wollte den Menschen dieses Tals helfen, und das ist ihr auch gelungen. Rede das gefälligst nicht klein.«
    Matt hielt verblüfft inne. »Das war bestimmt nicht meine Absicht.«
    »Ich weiß, dass du dir nur Sorgen machst«, antwortete die Japanerin etwas milder gestimmt. »Aber das brauchst du nicht. Aruula hat eine robuste Konstitution. Sie ist bald wieder über den Berg.«
    Ein schriller Alarmton, der durch die Gänge hallte, entband Matt von einer Antwort. Naoki und er wussten, was die Sirene zu bedeuten hatte.
    Einen Vorstoß der Zombies.
    »Geh
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