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0533 - Die Drachen-Lady

0533 - Die Drachen-Lady

Titel: 0533 - Die Drachen-Lady
Autoren: Jason Dark
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Kleid, als wollte sie damit dokumentieren, wie sehr sie sich mit dem Land Aibon verbunden fühlte.
    Bill übernahm das Wort. »So also sehen wir uns wieder«, stellte er fest und schaffte es sogar, ihr ein Lächeln entgegenzuschicken.
    »Ja, und ich hoffe, die Menschen habe meine Warnung befolgt. Ihr habt gesehen, wie das Land Aibon entstand. Es wird sich ausbreiten und all diejenigen zerstören, die nicht auf seiner Seite stehen. Aibon ist aus den Tiefen der Zeit erschienen und hat…«
    »Nein!« sagte ich hart. »Ich kenne Aibon, und ich weiß, daß es nicht in diese Welt gehört. Vor allen Dingen nicht der Teil des Landes, den du mitgebracht hast. Wie ich vermute, steht er unter der Kontrolle des mächtigen Druidenfürsten Guywano. Oder irre ich mich?«
    »Ja, ich hörte von ihm.«
    »Gut, und was hast du mit ihm zu tun?«
    Maureen lächelte mokant. »Nichts«, flüsterte sie. »Ich habe mit Guywano nichts zu tun. Er kümmert sich nicht um mich. Meine Aufgabe ist eine andere.«
    »Du willst den Drachen wieder ihrer Welt zurückgeben?«
    »So sehe ich es.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Diese Zeiten sind längst vorbei. Die Drachen, die Saurier, das sind Wesen, die in die tiefe Vergangenheit der Kreidezeit gehören. Die Welt hat sich verändert. Nicht nur äußerlich, auch in ihrem Innern. Menschen sind erschaffen und haben sie bevölkert, das alles solltest du wissen.«
    Das Mädchen ließ sich nicht beirren. »Du hast unrecht. Die Drachen besitzen die älteren Rechte, deshalb müssen die Menschen weichen.«
    Ich mußte lachen. »Willst du den gesamten Erdball entvölkern?« fragte ich sie.
    In ihren Augen blitzte es. »Ihr nehmt mich nicht ernst, ich spüre es. Aber ich will dir eine Antwort auf die Frage geben. Nicht den gesamten Erdball, diese Küste aber, die einmal den Namen Drachenküste trug, wird wieder zurückgegeben.«
    »Ist deshalb dein Großvater gestorben?«
    Diese Frage hatte sie nicht erwartet. Es dauerte, bis wir eine Antwort bekamen. »Ich habe mit dem Tod meines Großvaters nichts zu tun. Er hat sich selbst umgebracht.«
    »Bestimmt nicht ohne Grund«, sagte Bill. »Kein Mensch bringt sich einfach so um. Das müßtest auch du wissen.«
    »Es stimmt. Nur wollte der Großvater mir nicht mehr folgen, das ist es. Ich habe ihn gebeten, sich auf meine Seite zu stellen, das tat er nicht. Er war der Ansicht, daß ich unrecht hatte. Wir stritten sehr lange miteinander, mein Großvater war uneinsichtig. Da ich auch nicht nachgab, blieb ihm nur die eine Wahl.«
    »Dann hast du indirekt seinen Tod trotzdem auf dem Gewissen«, warf Bill ihr vor.
    »Es stört mich nicht mehr!«
    Die Stimme hatte weich geklungen, trotz dieser harten, unmenschlichen Worte. Ich dachte darüber nach, was Maureen Cooper für ein Mensch sein mochte und was sie dazu gebracht hatte, die Seiten zu wechseln.
    Darauf sollte sie mir selbst eine Antwort geben. Über uns kreisten noch immer die Drachenvögel. Fast skelettiert, mit dünner Haut und ebenso dünnen Flügeln. Wenn sie diese bewegten, schaufelten sie den Wind gegen uns, zerzausten unsere Frisuren.
    »Was hat dich zu ihnen gebracht, Maureen? Wieso sind die Drachen zu deinen Freunden geworden?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Ja, ich möchte immer gern das Motiv eines Menschen erfahren, wenn er aus der Reihe tanzt.«
    »Ich habe mich mit der Urgeschichte des keltischen Volkes beschäftigt. Ich bin den Mythen und Sagen nachgegangen, denn ich hatte Zeit genug. So fand ich eines Tages heraus, daß an dieser Küste die Drachen ihre Heimat hatten. Sie wurden ausgerottet, sie verschwanden, aber nicht alle. Ein Drachenei war versteckt worden. Der Finder dieses Eises sollte zur Königin der Drachen aufsteigen. Ich habe lange gesucht, über Jahre hinweg, dann fand ich das Ei in einer finsteren Höhle, trug es ans Sonnenlicht, das die nötige Kraft besaß, um es auszubrüten. Es war wunderbar.« Ihre Augen begannen zu glänzen, während sie sich erinnerte. »Ich sah, wie die Schale Risse bekam und aufplatzte. Es war ein nie erlebtes Gefühl, und ich spürte die Dankbarkeit des letzten Drachen. Nachdem er ausgeschlüpft war, wuchs er schnell heran, und in seinem Gehirn war auch das Wissen um Aibon gespeichert. Ich las seine Gedanken. Mir wurde klar, daß ich die Erbin war, daß ich alles daransetzen mußte, um diesen Landstrich den Drachen wieder zurückzugeben. Aibon öffnete sich mir. Es offenbarte mir nur einen kleinen Teil seines Reiches, doch der reichte mir aus. Durch meine
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