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Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Finns Welt - 02 - Finn reloaded

Titel: Finns Welt - 02 - Finn reloaded
Autoren: Oliver Uschmann
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WAS BISHER GESCHAH
    Finn Anders, Lukas Lindner und Florian Hertl, genannt »Flo«, sind drei Freunde, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Lukas ist ein leidenschaftlicher Fußballer, strebt eine Profikarriere an und hat bereits eine Freundin. Flo ist ein fanatischer Gamer, kann stundenlang zocken und hat für alles im Leben ein Punktesystem parat. Finn ist ein aufmerksamer Beobachter, kann Menschen und Situationen in Sekundenschnelle einschätzen und lügt so gut, dass jeder ihm glaubt. Er jongliert mit Geschichten wie andere mit Äpfeln. Die Wirklichkeit ist für ihn eine Kulisse, in der man einfach alles ausprobieren kann.
    In ihrer Freizeit stellen sich diese drei Jungs selbst Aufgaben, als wäre die ganze Welt ein Computerspiel. Ihre erste »Quest« hieß Querfeldein. Die Regeln: einen Tag lang immer geradeaus gehen, egal, was kommt. Der Weg führte sie über Garagendächer und Bahnschienen, durch fremde Höfe und Swimmingpools und sogar durch einen geheimen Tunnel unter der Autobahn. Zufällig entdeckte der Kameramann Jan-Eric, was die Jungs da trieben, und filmte sie den ganzen Tag lang, um den Bericht ans Fernsehen zu verkaufen. Er versprach ihnen Geld, das Finn unbedingt haben wollte, um damit die Druckerei seiner Eltern zu retten. Die war fast pleite und Finn hatte Angst, wegziehen zu müssen. Er schummelte sogar und brach die Regeln der Quest, weil Jan-Eric das verlangte, damit der Film besser wurde. Auf einem finsteren Hof mit Kampfhund ließ der Kameramann die Jungs im Stich und rettete sie erst später, als sie von der Polizei verhaftet wurden. Er behauptete, er habe den Film abgeben müssen, und verkaufte ihn dann doch heimlich. Als der Bericht im Fernsehen lief, gab es großen Ärger mit den Eltern. Jan-Eric entschuldigte sich und nahm Finns Vater Klaus zu einem Dreh in einer alten, noblen Büchermanufaktur mit, die alles veränderte. Klaus Anders fasste neuen Mut und beschloss, die eigene Druckerei komplett umzubauen und statt doofer Werbezettel für Frittenbuden fortan auch Bücher, Mappen und Urkunden in Handarbeit anzubieten. Ein Neustart für die Familie, mit dem der zweite Teil beginnt. Finn reloaded.

DIE CHARAKTERWERTE
    »Ich bin stolz auf dich, mein Junge!«, sagt mein Opa, steckt die Daumen in die Gürtelschlaufen und betrachtet die alten Maschinen aus Gusseisen, die früher ihm gehörten. Mit seinem »Jungen« meint er meinen Vater, der heute die Neueröffnung der Druckerei feiert. Es ist seltsam, wenn der eigene Vater »Junge« genannt wird. Ein Junge kann schließlich keine Druckerei umbauen. Ein Junge besitzt auch kein großes Haus, in dessen Keller alte Druckerpressen stehen. Ein paar Schritte vom Garten durchs Wohnzimmer in den Flur, die Treppe hinab – schon steht man mittendrin. Das Licht leuchtet goldgelb wie Apfelsaft. Vor ein paar Monaten war es noch grauweiß wie in den Umkleiden in der Turnhalle. Die Regale waren nicht aus Holz, sondern aus Metall. Papa druckte Werbezettel für Pommesbuden und Spielhallen. Jetzt druckt er teure Bücher für Leute, die es sich leisten können. Er bindet Fotoalben in Leder ein. Er macht Urkunden aus Papier, das neu ist, aber so aussieht, als hätte man es im alten Rom aus dem Sand gezogen.
    Flo und Lukas sind auch da. Wir langweilen uns ein wenig. Ich bin zwar genauso stolz auf meinen Papa wie Opa, aber Stolzsein bringt nicht gerade viel Action. Lukas hat Vivien mitgebracht und hält ihre Hand, was ich mir viel zu genau ansehe. Kopf nach oben, Finn, sage ich mir selbst, sonst merken die noch, dass du ständig auf ihre verschränkten Finger starrst.
    »Die Druckerei ist echt gemütlich«, sagt Vivien und Lukas nickt. Er fügt hinzu: »Ja. Das Licht und so. Der Raum hier könnte irgendwo bei Flo in Phantasien herumstehen.«
    »Es heißt Azeroth«, berichtigt Flo ihn zum hundertsten Mal.
    »Egal, ob Warcraft oder irgendwas anderes«, sage ich, »stellt euch mal vor, dieses Zimmer hier wäre nur einer von Milliarden Räumen im größten Spiel, das es überhaupt gibt. Mit sieben Milliarden Charakteren auf fünf Kontinenten!« Ich grinse.
    Lukas rollt mit den Augen. »Ja, ja. Die ganze Welt ist ein Spiel und wir rennen querfeldein über Garagendächer. Letztens hast du aus der Wirklichkeit ein Jump ’n’ Run gemacht. Soll es jetzt mal ein Rollenspiel sein?« Flos Augen glänzen, obwohl Lukas das nur im Scherz meint.
    »Warum nicht?«, frage ich. »Stellt euch mal vor, alle Leute hier bei der Eröffnungsparty hätten Charakterwerte. Und wir
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