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0532 - Todespoker

0532 - Todespoker

Titel: 0532 - Todespoker
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schalldämpferpistole!
    Seit wann schossen Polizisten mit Schalldämpfern? Sam war zwar nie ein großer Denker gewesen, aber daß hier etwas nicht stimmte, sah ein Blinder mit dem Krückstock. Er warf sich gegen den Weißhaarigen, setzte zwei blitzschnelle Judogriffe an und sah die Pistole durch die Luft über sich hinweg auf den Gang fliegen. Es »ploppte« gleich noch einmal; die Kugel klatschte in die Holzvertäfelung.
    Der Weißhaarige wollte einen Konterschlag ansetzen, aber Sam hatte damit gerechnet und schaltete den Mann aus. Bewußtlos sank der ihm in die Arme. Sam ließ ihn sinken und widmete sich dem jungen Burschen, der kreidebleich zwischen zwei Regalen an der Wand lehnte. Unmittelbar neben seinem Kopf, in Stirnhöhe, war ein Einschußloch im Anstrich.
    »Und jetzt«, verlangte Sam drohend, »erzählen Sie mir mal, was das hier eigentlich soll!«
    ***
    Zamorra hatte nicht verhindern können, daß Detective Spencer Nicole Handschellen anlegte.
    Das sich darbietende Bild war auf den ersten Blick zu eindeutig: Nicole hatte mit dem Revolver des Spielhöllenbesitzers ihn und Boone erschossen.
    Nun tauchte der Tätowierte auf, mit Wolf Spengler im Schlepptau. »Gerret wollte mich erschießen. Mit einer Schalldämpferwaffe«, berichtete er noch atemlos. »Ich verstehe das nicht. Ich wollte nur mit ihm reden, ihn warnen…«
    »Wovor warnen? Was tun Sie überhaupt hier? Ach, verdammt!« brach es zornig aus Spencer heraus. »Wir fahren jetzt alle zusammen zum Revier, Lady und Gentlemen! Alle zusammen! Um das Desaster hier muß sich die Spurensicherung kümmern. Das Haus wird versiegelt, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind. Ich hab's satt, von einer Überraschung in die andere gestürzt zu werden! Bevor es noch mehr Tote gibt, verschwinden wir von hier… und zwar alle!«
    »Vergessen Sie nur nicht, Freund Odinsson mitzunehmen«, erinnerte Zamorra nach dem Kurzbericht des Tätowierten. »Am besten auch in Handschellen!«
    »Odinsson?« wunderte sich Sam. »Hieß er nicht eben noch Gerret?«
    »Mag der Teufel wissen, wie er wirklich heißt«, knurrte Spencer. »Wir nehmen ihn mit!«
    ***
    An dem Revolver befanden sich natürlich Nicoles Fingerabdrücke. Ihre Aussage, Gerret-Odinsson habe die beiden Männer erschossen, wurde dadurch nicht glaubhafter. Allerdings trugen wenigstens die Aussagen von Wolf Spengler und Sam dazu bei, den Verbrecher, der sich als Polizist tarnte, in Mißkredit zu bringen. »Wie wäre es denn«, schlug Zamorra ergrimmt vor, »mal Gerrets Fingerabdrücke zu nehmen und nachzuschauen, ob sie sich nicht ebenfalls an der Waffe befinden?«
    Die Antwort zog ihm fast den Boden unter den Füßen weg.
    »Wir können Mister Odinssons Fingerabdrücke nicht aufnehmen und überprüfen, weil Mister Odinsson sich nicht mehr in El Paso befindet.«
    »Wie bitte?« Mehr brachte Zamorra nicht hervor. Gut, Torre Gerret war schon einmal festgenommen worden und auf Anweisung eines gewissen Odinsson wieder freigelassen worden - was jetzt, nach seiner Enttarnung, natürlich einen völlig logischen Sinn ergab. Aber so schnell - innerhalb weniger Stunden - war es damals nicht passiert. Gerret-Odinsson mußte unmittelbar nach dem Erwachen aus seiner Bewußtlosigkeit verschwunden sein!
    Detective Spencer seufzte.
    »Zamorra, ich konnte den Mann nicht verhaften! Niemand kann das! Er tritt nicht nur als Interpol-Beamter auf, sondern er besitzt einen Sonderausweis der US-Regierung, der ihm mindestens ebensolche Vollmachten verleiht wie dem Direktor des FBI. Vielleicht sogar noch mehr. Wie auch immer, der Ausweis gibt ihm fast Diplomatenstatus. Er kann praktisch tun und lassen, was er will, und braucht sich nur dem Justizministerium gegenüber zu verantworten.«
    »Wenn mich das nicht an die Vollmachten erinnert, die der Colonel zu Lebzeiten besaß… Warten Sie mal. Wenn das Ministerium ihm einen Ausweis ausgestellt hat, müssen im Ministerium auch seine Daten gespeichert sein - inklusive seiner Fingerprints! Sind die nicht vorhanden, ist der Ausweis gefälscht!«
    Spencer lachte bitte auf. »Was glauben Sie, wer ich bin? Ich kann nicht hingehen und von höchsten Sicherheitsbeamten Fingerabdrücke anfordern… da komme ich aus dem Ärger gar nicht mehr heraus!«
    »Es geht immerhin um ein paar Morde und Mordversuche!« erinnerte Zamorra. »Warten Sie mal… er muß doch in dem Haus etwas angefaßt haben. Natürlich auch seine Waffe. Haben Sie die wenigstens noch? Oder zumindest den Schalldämpfer?«
    Man hatte.
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