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0532 - Todespoker

0532 - Todespoker

Titel: 0532 - Todespoker
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht, aber die Frau, die neben ihm und dem Spielhöllenverwalter stand und sich bisher stimmlich nicht eingemischt hatte.
    Nicole Duval!
    Sie sah den vorübergehenden Schatten, drehte kurz den Kopf - und erkannte ihn.
    ***
    Der Tote materialisierte einfach aus dem Nichts.
    Zamorra hörte, wie Spencer hinter ihm scharf die Luft einsog. Von einem Moment zum anderen waren der Leichnam von Miguel Servantes und die Blutlache deutlich zu erkennen. Nur wenige Augenblicke später war der junge Mann zu sehen, der die Leiche entdeckt hatte. Er verschwand rückwärts wieder aus dem Bild.
    Zamorra stoppte den stark verlangsamten Rücklauf und ließ die Zeit wieder vorwärts laufen.
    Kaum daß der junge Deutsche aus der Sichtweite war, lösten sich Leichnam und Blut einfach auf.
    Keine Fremdeinwirkung zu erkennen!
    Dunkle Magie? stellte Zamorra eine lautlose Frage.
    Neutrale Magie, erwiderte das Amulett-Bewußtsein. Das paßte nun gar nicht in Zamorras Konzept.
    Natürlich wußte er, daß die Magie nicht nur zwischen »weiß« und »schwarz«, also zwischen Gut und Böse unterschied, sondern daß es eine Menge Graustufen gab, und es sollte sogar eine sogenannte »farbige« Magie geben, der er auch schon einmal begegnet war, aber ohne sie in ihrer Struktur und Wirkungsweise auch nur ansatzweise zu verstehen. »Neutrale« Magie war dabei noch die einfachste Unterart. Auch Merlins Stern und die Dhyarra-Kristalle gehörten zu ihr. Sie paßten sich ihren Benutzern an. Das Amulett hatte unter dem Erzbösewicht Leonardo deMontagne ebenso für dessen dunkle Zwecke gezaubert, wie für Zamorra und seine positiven Intentionen.
    Und hier sollte auch neutrale Magie im Spiel gewesen sein?
    Wer ist der Urheber dieser neutralen Magie? drängte Zamorra.
    Er wartet auf dich.
    Zu einer konkreteren Aussage ließ sich Merlins Stern nicht bewegen. Zamorra ließ die Szene noch einige Male vor- und zurücklaufen, aber er konnte jene »neutrale« Magie nicht fassen. Schließlich ging er noch weiter in die Vergangenheit zurück. Auch in jener Zeitrichtung verschwand der Tote einfach.
    »Das gibt's doch nicht!« stieß Spencer hervor.
    Zamorra versuchte, sich nicht ablenken zu lassen, und prüfte den Vorgang. Aber es gab in der Tat keinen Mord und keinen Mörder. Der Tote und das Blut erschienen einfach aus dem Nichts, wie beides später wieder im Nichts verschwunden war. Der Leichnam existierte gerade so lange, daß der deutsche Tourist und Freizeit-Pokerspieler über ihn stolperte und seine makabre Meldung an die Polizei weitergab.
    Aber es war keine Illusion.
    Wolf Spengler - so hatte Spencer ihn wohl genannt, wenn Zamorra sich recht erinnerte - war ausgerutscht und fast zu Fall gekommen, er hatte den Toten berührt. Also war es stabile Materie gewesen. Aber wer hatte sie erzeugt und wieder verschwinden lassen, und vor allem: warum? Was war mit dem echten Miguel Servantes geschehen, der am Pokertisch gesessen und gespielt hatte, um plötzlich in Richtung Toilette zu verschwinden und nicht zurückzukehren? Welcher Sinn stand hinter dem ganzen Geschehen?
    Zamorra fühlte, daß Spencer einen ganzen Fragenkatalog in sich aufstaute. Aber er ging weiter in der Zeit zurück. Vielleicht hatte es eine Art kausaler oder temporärer Verschiebung gegeben, und Servantes war zu einem ganz anderen Zeitpunkt ermordet worden, um aus einem noch nicht näher bekannten Grund vorübergehend hier »abgelegt« zu werden?
    Doch dann war Zamorra schon weit über jene halbe Stunde tief in die Vergangenheit vorgestoßen; Servantes hätte längst, gerade von der Pokerrunde aufgestanden, hier erscheinen müssen, um ermordet zu werden. Aber er tauchte einfach nicht auf.
    Zamorra verließ jetzt den Toilettenbereich, um den Gang zu betreten und zurück zur Abzweigung zu gehen, wo Boone und Nicole zurückgeblieben waren, um ihren Streit mit dem Seidenanzugträger auszufechten. Dabei befand er sich immer noch im Stadium der Zeitschau.
    Er wurde abrupt herausgerissen…
    ***
    Der Tod beschloß, seinen Weg anders zu gehen. Stygias Auftrag war für ihn nicht mehr durchführbar. Aber jene, die er zu rufen hatte, würde er dennoch bekommen.
    Er streifte den »Auserwählten« Zamorra nur leicht und ging seinen weiteren Geschäften nach.
    Unter Arbeitsmangel konnte er sich im 20. Jahrhundert nicht beklagen…
    ***
    »Da!« stieß Nicole hervor und streckte den Arm aus. »Das ist er!«
    Der weißhaarige Mann erstarrte mitten in der Bewegung. Der Anzugträger und Boone fuhren herum. »Wer?«
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