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0532 - Todespoker

0532 - Todespoker

Titel: 0532 - Todespoker
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Seidenanzug.
    Boone und Nicole spielten Abschirmung. Mit halbem Ohr hörte Zamorra die Proteste des Anzugträgers.
    »…haben doch schon in der Nacht festgestellt, daß hier nichts läuft… wollen Sie schlauer sein als die? Oder wollen Sie mit Gewalt versuchen, mir etwas anzuhängen? Wer suchet, der wird auch irgendwann finden, wie? Und wie lang auch immer das Haar sein muß, an dem etwas herbeigezogen wird… Und überhaupt, wo sind wir hier eigentlich? Seit wann stehen wir unter Bespitzelung, und vor allem aus welchem Grund? Vorhin tauchte schon einer von euch auf! Der verdammte Bulle hat sich schon vor Tagen eingeschlichen und so getan, als wäre er ein Spieler, und jetzt zückt er plötzlich die Dienstmarke! Das ist eine Verschwörung, das ist polizeistaatliche Willkür! Jim, du hängst dich sofort ans Telefon und rufst unseren Anwalt her. Er soll sofort kommen, hörst du? Sofort! Und mich interessiert nicht, ob er gerade ein anderes Mandantengespräch hat…«
    »…oder einen Termin am Gericht hat, wie?« feixte Boone hintergründig. »Hören Sie, wer soll der Mann denn sein? Ich kann mich nicht erinnern, daß heute vor uns schon jemand hierher geschickt wurde. Können Sie sich zufällig an den Namen…«
    Zamorra kümmerte sich nicht weiter um das Geplänkel. Er hatte darauf gewartet, daß Merlins Stern wieder eine Andeutung machte, was den Tod betraf. Er mußte sich selbst eingestehen, daß ihn diese Bemerkungen seltsam berührten. Er war schon oft in lebensbedrohlichen Situationen gewesen, aber so wie jetzt hatte er nie zuvor empfunden. Ihm war, als spreche das Amulett nicht von einer Gefahr, sondern von einer Person…
    Aber vorerst kam nichts mehr.
    Also machte er sich daran, die »Zeitschau« durchzuführen, den Blick in die Vergangenheit. Mit einem posthypnotischen »Schaltwort« versetzte er sich in Halbtrance, während er per Gedankenbefehl diese spezielle Funktion des Amuletts aktivierte, über die selbst der Schöpfer der silbernen Zauberscheibe, der große Merlin, angeblich nichts wußte. Der stilisierte Drudenfuß im Zentrum der Scheibe wich einer Art Miniatur-Fernsehschirm, auf dem ein »Film« rückwärts ablief - von Zamorra geistig gesteuert.
    Für die erste Zeit machte Zamorra einen »Schnelldurchlauf«. Für ihn interessant wurde es schließlich erst zum Zeitpunkt des Leichenfundes. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, das Tempo seines »Schnelldurchlaufs« recht gut abzuschätzen; die rasenden Schatten des »Putzteufelgewimmels« während der Vormittagstunden konnte er daher getrost ignorieren und brauchte erst aufmerksam zu werden, als er die Nachtstunden erreicht hatte. Es wimmelte von Polizeibeamten, die Spuren zu sichern versuchten und sich recht hektisch im »Rückwärtsgang« bewegten. Nebenher registrierte Zamorra, daß Spencer sich weit mehr für das winzige Bild, als für das Streitgespräch im Hintergrund interessierte, aber der Detective war klug genug, Zamorra jetzt nicht mit Fragen zu belästigen und ihn damit aus seiner Halbtrance zu reißen. Für Zamorra selbst war das Bild dabei nicht mehr münzengroß, sondern umfassend, wie eine Art Doppelbelichtung seiner Umgebung. Ebenfalls eine Folge jahrelangen Trainings; er konnte die Bildwiedergabe aus dem Amulett »herausholen« und war schon längst nicht mehr auf das winzige Bildchen angewiesen.
    Zamorra verlangsamte das Tempo jetzt.
    Nach einer Weile leerte sich der Raum, und dann tauchten Spencer und ein junger Mann auf, die sich miteinander unterhielten. »Wolf Spengler«, kommentierte der über Zamorras Schulter mitbeobachtende Detective leise. »Der Finder des Leichnams.«
    Ein anderer Mann kreuzte die Szene. »Mark Donner, ein Berufsspieler.«
    Das interessierte Zamorra gar nicht, also hörte er einfach darüber hinweg. Der Raum leerte sich wieder. Und dann… erschien der Leichnam.
    ***
    Torre Gerret lächelte dünn; er hatte das Spiel gewonnen. Zamorra gehörte nach wie vor ihm.
    Als zweiter verließ Gerret den Raum, in dem die Entscheidung gefallen war. Da hörte er Stimmen in der Nähe. Mehrere Personen stritten sich heftig. Auf seinem Weg zum Ausgang kam Gerret ihnen immer näher. Inzwischen konnte er Gesprächsfetzen verstehen. Der Besitzer des Etablissements, der sich schon über Gerrets Auftauchen maßlos erregt hatte, stritt mit einem Polizisten!
    Was wollte die Polizei jetzt hier?
    Die Disputanten standen im Anfang des Seitengangs, der zu den Toiletten führte. Gerret mußte an ihnen vorbei. Den Cop kannte er
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