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052 - Die Schlangengrube

052 - Die Schlangengrube

Titel: 052 - Die Schlangengrube
Autoren: Dämonenkiller
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die einmal anschaue?«
    Raffael schluckte. »Warum sollte ich? Kommen Sie nur! Sie haben freien Eintritt. Wir haben nichts zu verbergen.« Er grinste jovial. »Vielleicht können Sie einen interessanten Artikel über uns in Ihre Zeitung bringen? Nehmen Sie uns den Auftritt vorhin nicht übel! Wir sind ein wenig heißblütig. Jemand hat einmal versucht, Zarina zu berauben, unser Mütterchen, das über hundert Jahre alt ist.«
    Dorian warf der Alten einen skeptischen Blick zu. »Ich bin kein nachtragender Mann«, sagte er, »wenigstens nicht, was Kleinigkeiten angeht. Vergessen wir die Sache. Ihre Schau werde ich mir gerne ansehen.«
    Er nickte den Amalfis zu und verließ mit Coco den Wagen.
    Die drei Amalfi-Söhne runzelten die Stirn und machten alles andere als freundliche Gesichter.
    Vor dem Wagen hatten sich ein paar Neugierige angesammelt. Als Dorian und Coco ganz friedlich und harmlos herauskamen, waren sie sichtlich enttäuscht.
    Dorian führte Coco durch die Menge. Er sah ein Zelt mit der Aufschrift Amalfis Sideshow , blieb mit Coco bei einer Bude stehen und sah und hörte dem Ausrufer zu.
    »Herrrrreinspaziert – herrrreinspaziert! Das dürfen Sie nicht versäumen. Das müssen Sie gesehen haben. Ihre Nachkommen werden Sie tadeln, wenn Sie ihnen nicht von der Amalfi-Monstrositätenschau berichten können. Sehen Sie Gunter, den Wolfsmenschen, Sheila, die Bauchtänzerin ohne Unterleib, und Mangus, den Glasfresser! Sehen Sie Herkules, wie er daumendicke Ketten zerreißt, und den Knochenmann Hervio!«
    In diesem Stil ging es weiter.
    »Das werde ich mir ansehen«, sagte Dorian. »Aber wenn dir nicht danach ist, ein andermal. Wollen wir uns irgendwo in ein Pub setzen, oder soll ich dich nach Hause bringen?«
    »Es geht mir schon besser.« Coco lächelte. »Es war nur der Schock, weißt du? Ich mache mir immer wieder Sorgen wegen des Kindes.«
    »Das ist wohl nur natürlich«, murmelte Dorian.
    »Gehen wir ruhig in diese Monstrositätenschau. Vielleicht ist sie ganz interessant. Es ist ewig her, seit ich so etwas zum letzten Mal gesehen habe.«
    Dorian hatte einen Hintergedanken. Er hatte so eine Ahnung, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuginge, als könnten dämonische Kräfte mit im Spiel sein.
    Zunächst wurde Hervio Masto gezeigt, der Knochenmensch. Er war so dürr, dass er wie ein Skelett aussah, und lag in einem Glaskasten, der an einen Sarg erinnerte. Dorian schätzte, dass er nicht mehr als dreißig Kilo wog.
    »Seit achtundsechzig Tagen hat Hervio Masto keine flüssige oder feste Nahrung mehr zu sich genommen«, verkündete der Ansager auf der Bühne. »Sehen Sie die Bestätigungen eines Arztes und eines vereidigten Notars!« Er schwenkte zwei Papiere. »Für drei Pence können Sie in diese Papiere Einblick nehmen. Hervio Mastos Hungerkur nähert sich seinem Ende. Sein Rekord steht auf einundsiebzig Tagen. Wird er ihn diesmal überbieten? Wenn Hervio Mastos Hungerkur endet, holt er in Stunden alles nach, was er in Wochen versäumte. Wir werden Sie rechtzeitig informieren. Sie können Zeuge werden, wie er sein Gewicht verdoppelt und verdreifacht, wie seine Gliedmaßen aufquellen.«
    Die Zuschauer auf den Bänken starrten. Geraune wurde laut, Dorian und Coco saßen vorn an der Bühne.
    Hervio Masto begann, sich in seinem Glaskasten zu verrenken. Er war nicht nur ein Hungerkünstler, sondern auch ein Schlangenmensch. Die Verrenkungen waren unbeschreiblich. Er konnte den Kopf zwischen den Beinen hindurch stecken und hinten wieder über die Schulter schauen.
    »Wie seine Wirbelsäule das aushält, ist mir unbegreiflich«, sagte Coco.
    Dorian hob nur die Schultern.
    Hervio Masto verflocht seine Arme und Beine so, dass es aussah, als hätte er einen Knoten hineingebracht. Dazu streckte er die Zunge spiralenförmig gewunden aus dem Mund.
    Coco schauderte. »Igitt, igitt!«
    Nach Hervio Masto kam Gunter, der Wolfsmensch. Er war über und über behaart und zerriss dem Ansager knurrend die Hose. Mangus, der Glasfresser, verspeiste einen halben Gläserschrank und einen Gutteil eines Porzellanladens dazu.
    »Auf dem College kannte ich einen Burschen, der tatsächlich Biergläser aß«, sagte Dorian.
    Die drei Amalfis traten mit einer Messernummer auf. Es waren die jungen Männer, die Dorian im Wagen der Wahrsagerin mit dem Messer bedroht hatten. Als er jetzt sah, wie sie damit umgehen konnten, überlief es ihn nachträglich noch kalt.
    Der Auftritt von Lucia Amalfi, der Schwester der drei, bildete einen
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