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052 - Die Schlangengrube

052 - Die Schlangengrube

Titel: 052 - Die Schlangengrube
Autoren: Dämonenkiller
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wollte Unsinn treiben, sich entspannen und ablenken. Aus einer Laune heraus hatte sie den Dämonenkiller gebeten, mit ihr nach Hampstead zu gehen.
    Das Fest des Schutzpatrons von Hampstead wurde wie jedes Jahr festlich begangen. Es war November. Der Wind blies kalt, und am Abend kroch der Londoner Nebel durch die Straßen. Geschneit hatte es bisher noch nicht.
    »Sieh mal, Dorian, die Schießbude dort! Meinst du, dass du etwas triffst?«
    »Das wird sich gleich herausstellen.«
    Dorian zahlte und legte das Gewehr an. Die Röhrchen von ein paar roten Papierrosen platzten. Dorian überreichte die Rosen Coco mit großer Geste und tiefer Verbeugung. Lachend hängte sie sich bei ihm ein.
    Wer sie so sah, hätte sie für ein unbeschwertes Liebespaar gehalten. »Früher als kleines Mädchen wünschte ich mir nichts sehnlicher, als einmal genug Geld zu haben, um auf dem Prater in Wien alles kaufen zu können, was ich wollte. Das wäre ein Fest gewesen! Jetzt habe ich genügend Geld, aber ich mache wenig Gebrauch davon, weil mir an dem Zeug nicht mehr viel liegt.«
    »Das ist wohl meistens so«, sagte Dorian. Sie befanden sich etwas abseits vom größten Trubel. Sein Blick fiel auf einen Wohnwagen. »Sieh mal, Coco, eine Hellseherin! Madame Zarina sagt Ihnen die Zukunft. Handlesen fünfundzwanzig Pence, Kartenlegen und Kristallkugel vierzig Pence.«
    »Das will ich mir ansehen, Dorian. Da gibt es bestimmt etwas zu lachen.« Coco machte ein todernstes Gesicht und sagte mit hohler Stimme: »Sie werden einen großen blonden Mann kennenlernen und sieben Kinder mit ihm haben. Hüten Sie sich an jedem Donnerstag, an dem Ihnen eine schwarze Katze über den Weg läuft, und misstrauen Sie Leuten, die schwarze Haare, grüne Augen und Schnurrbärte haben!«
    Lachend gingen sie zum Wagen.
    Dorian klopfte.
    »Herein!«, rief eine krächzende Stimme.
    Sie traten ein. In dem Wagen war es sehr warm. Es roch nach Weihrauch, und die Wände waren in Schwarz und Rot gehalten. Kabbalistische Stickereien und Tarotfiguren bedeckten die Wandbehänge. Eine schwarze Katze und ein einäugiger Rabe vervollständigten das Interieur. An einem kleinen Tischchen saß eine uralte hässliche Frau mit Kopftuch, Ohrringen und Ringen. Sie sah wie die Großmutter aller Hexen aus.
    »Einer nach dem anderen«, sagte sie. »Was es hier zu hören gibt, ist nicht für fremde Ohren bestimmt.«
    »Wir kennen uns sehr gut«, sagte Dorian und zog Coco an der Hand herein. »Keine Sorge, Madame Zarina!«
    »Meinetwegen. Aber ich warne Sie! Ich sage die Dinge, wie sie sind. Und ich nehme keine Rücksicht, wenn ich etwas sehe, was Sie vielleicht geheim halten wollten.«
    »Das Risiko gehen wir ein«, antwortete Dorian.
    Er war eigenartig berührt und bedauerte, dass er keine gnostische Gemme mitgenommen hatte. Cocos Augen sagten ihm, dass auch sie angerührt war. Als frühere Hexe, die immer noch über magische Fähigkeiten verfügte, hatte sie ein feines Gespür für übernatürliche Dinge.
    »Ich zuerst«, sagte Coco und nahm Platz.
    Dorian zog einen Schemel von der Wand herbei. Er schaute den einäugigen Raben an, der missbilligend krächzte.
    »Ahasver mag Sie nicht«, murmelte die Alte. »Was soll es sein?«
    »Die Kristallkugel«, sagte Coco.
    Die Alte nahm die Kristallkugel und schaute hinein.
    »Ich brauche absolute Ruhe, um mich konzentrieren zu können. Geben Sie mir Ihre Hand, junge Frau! Ich brauche den körperlichen Kontakt mit Ihnen.«
    Zarinas Augen wurden starr. Sie verfiel in Trance. Dorian glaubte nicht, dass es ein Schwindel war, aber er war sich nicht sicher.
    »Sie haben ein Kind«, sagte die Alte zu Coco. »Es ist erst vor wenigen Wochen zur Welt gekommen. Ihr Begleiter ist der Vater. Ihre Familie … hm, ich kann nichts sehen. Alles verschwimmt. Aber es waren keine gewöhnlichen Leute.«
    Das konnte man wohl sagen. Coco Zamis war in einer Dämonenfamilie geboren und aufgewachsen. »Sagen Sie mir etwas über meine Zukunft, Madame Zarina! Meine Vergangenheit kenne ich.«
    »Ihre Zukunft ist eng mit der Ihres Begleiters verknüpft. Er lebt sehr gefährlich, denn er hat mächtige Feinde. Schwarze Magie …« Die Worte Zarinas kamen nun abgehackt, jede Silbe bereitete ihr Mühe. »Dämonen trachten euch nach dem Leben. Das Kind … Schwarze Schatten liegen über der Zukunft. Eine Schlange nähert sich dem Kind. Sie ist das Symbol der Bedrohung. Die Schlange will das Kind auffressen. Verschlingt sie es wirklich? Ich kann es nicht erkennen. Glas birst, ohne
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