Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
steht nur Monsieur Lafittes Kombi vor der geschlossenen Lokaltür, und ich wunderte mich bereits, weshalb ich die Hintertür benützen sollte. Es handelt sich also wohl um eine Illusion?«
    »Sogar um eine ziemlich handfeste und realistische«, erwiderte Zamorra. Er wandte sich Jeanette Brancard zu.
    »Ein Beweis für die Richtigkeit Ihrer Vermutung, Jeanette«, überließ er ihr den Ruhm. »Monsieur Bois wird von dem Psi-Feld nur insoweit betroffen, wie es die Materie selbst betrifft. Er selbst unterliegt keiner Verwandlung.«
    Jeanette nickte nur stumm.
    »Darf man fragen, was mit diesem Psi-Feld gemeint ist und wie dies alles zustandegekommen ist?« erkundigte Raffael sich. Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich erklär’s Ihnen später«, versprach er. »Sie haben nicht zufällig Madame Lafitte und ihren Anhang mitgebracht?«
    »Alle drei befinden sich noch im Château«, versicherte Raffael zu Zamorras Erleichterung. »William kümmert sich um sie, und auch um den anderen Besucher, der vor kurzem eintraf. Ein Fremder, Monsieur, den wir noch nie zuvor als Gast begrüßen durften. Er bedeutete an, auf Sie warten zu wollen, Monsieur.«
    Zamorras Erleichterung schwand. »Doch nicht… äh… zufällig ein ziemlich großer Mann mit grauen Haaren und grauem Bart?«
    »Und mit einem seltsamen Motorrad«, sagte Raffael. »Wenn es nicht vorn und hinten ein Rad besäße und nach Benzin stänke, könnte man wohl meinen, es sei ein kleiner Drache.«
    Zamorra schüttelte langsam den Kopf.
    Raffael registrierte seinen Stimmungsumschwung sofort. »Monsieur, es ist Ihnen nicht recht?«
    Zamorra dachte an das seltsame Drachenauto, und jetzt war ein Drachenmotorrad im Spiel - eine erneute Verwandlung, oder gab es mehr als einen dieser bärtigen Riesen? Auf jeden Fall war dessen Anwesenheit im Château Zamorra nicht geheuer. »Raffael, ein Mann, auf den die Beschreibung dieses Besuchers paßt, hat das hier angerichtet…«
    Raffael bekreuzigte sich.
    Zamorra ließ sich den in Samt eingeschlagenen Dhyarra-Kristall aushändigen. Es wurde Zeit, die Zustände hier wieder auf Normal zu polen und dann im Château dem Fremden auf die Fingerchen zu klopfen. Es gefiel ihm überhaupt nicht, daß Butler William, die Frauen und die Kinder jetzt mit dem Fremden allein waren. Es war ihm auch kein Trost, daß seine Anwesenheit dort der endgültige Beweis dafür war, es nicht mit Schwarzer Magie zu tun zu haben, denn dann hätte er die starke weißmagische Abschirmung um das Schloß niemals durchschreiten können. Das schaffte nicht einmal Lucifuge Rofocale.
    Zamorra aktivierte den Dhyarra-Kristall und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Der blaue Sternenstein begann zu leuchten…
    ***
    Das Mädchen mit dem langen braunen Haar wischte die Tränen fort, die über ihre Wangen gerollt waren. Der junge Mann hätte ihr gefallen können. Sie bedauerte zutiefst, daß er nicht jener war, dem die Suche galt. Aber da er nun mal hier war, gab es für ihn keinen Weg zurück. Nur den Weg in ein Schicksal, das schlimmer war als der Tod.
    Die Braunhaarige sank wieder auf die Knie und begann erneut mit den Beschwörungsformeln. Das Glühen in den Augenhöhlen des riesigen Schädels war stärker geworden.
    ***
    Zamorra spürte schon im ersten Ansatz, daß es funktionieren würde. Aber es brauchte seine Zeit. Er konnte nicht die ganze Gastwirtschaft mit der Magie des Dhyarra-Kristalls erfassen, um sie in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen. So wie der Bärtige die Verwandlung einzeln durchgeführt hatte, mußte es auch Zamorra tun - nur auf die Reihenfolge kam es dabei nicht an.
    Zuerst kümmerte er sich um Nicole und die Studentin. Jeanette Brancard zeigte sich überglücklich, als sie endlich wieder ihre Kleidung trug. Nacheinander behandelte Zamorra dann erst einmal die »Personenschäden«, ehe er den toten Drachen verschwinden ließ und dann Stück für Stück die Einrichtung des Lokals wiederherstellte. Dabei zeigte sich, daß auch das Fenster nicht zerstört worden war - worauf sich Zamorra und auch Mostache kopfschüttelnd fragten, ob sie tatsächlich draußen gewesen waren… Mostaches Versuch, diese Frage anhand seiner durchnäßten Kleidung zu klären, wurde zum Fehlschlag, weil eben diese durchnäßten Sachen, die er nach seiner Verwandlung getragen hatte, plötzlich nicht mehr existierten.
    Konnten Illusionen wirklich so weit gehen? Noch dazu, wenn sie eine ganze Reihe anderer Menschen mit erfaßten?
    Zamorra hoffte, von dem Graubart
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher