Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
darauf eine zufriedenstellende Antwort zu erhalten. Dazu mußte er diesem Zauberer aber erst einmal wieder gegenüberstehen und ihn auch noch dazu bringen, seinen Fragen nicht erneut auszuweichen.
    Der tote Drache verschwand zuletzt. Dann trat Zamorra auf den Parkplatz hinaus und verwandelte auch die zweispännige Eselskutsche in Lafittes Kombi zurück. Raffael behauptete allerdings steif und fest, durchgehend nur diesen Kombi gesehen zu haben und nichts anderes. Mostache beschwor das Gegenteil.
    Zamorra bedeutete Raffael, den Wagen schon mal startklar zu machen. Auch wenn noch das Verschwinden Pascal Lafittes zu klären war - es zog ihn zum Château, in dem sich der seltsame Besucher befand. Zamorra betrat die Schankstube wieder, um Nicole über den bevorstehenden Aufbruch zu informieren.
    »André ist verschwunden«, teilte sie ihm mit.
    ***
    Er trat durch das Schädeltor in die Dunkelheit. Aber im gleichen Moment, in dem er im Innern verschwand, verschwand auch die Dunkelheit und machte gleißender, blendender Helligkeit Platz. Als er sich umwandte, konnte er hinter sich den Durchgang nicht mehr erkennen, durch den ihn das Mädchen geschickt hatte.
    Unwillkürlich faßte er nach dem Degengriff. Wohin hatte es ihn verschlagen? Gehörte das alles auch zu den befremdlichen Tricks des seltsamen Zauberers?
    Er sah sich um. Er befand sich in einer riesigen Halle, die größer war als das einem Schädel gleichende Steingebilde. Das grelle, fast schmerzhaft blendende Licht kam von allen Seiten zugleich. Der junge Mann warf keinen Schatten.
    Er zuckte zusammen, als er die Stimme hörte. Überlaut donnerte sie auf ihn ein. »Lege deine Waffe ab!«
    Er versuchte den Sprecher irgendwo zu entdecken, aber es gelang ihm nicht. Er verbarg sich unsichtbar hinter dem grellen Licht.
    »Wer bist du? Warum versteckst du dich? Was soll dieses Affentheater überhaupt?«
    »Lege deine Waffe ab«, wiederholte die Stimme aus dem Nichts, jetzt schon um ein Vielfaches stärker, so ilaß dem Mann die Ohren dröhnten mul schmerzten.
    »Warum?« schrie er zurück.
    Da begann der Degen aufzuglühen und in der auflodernden Zierscheide zu schmelzen. Der Griff in seiner Hand glühte schmerzhaft auf. Blitzschnell loste Pascal den Gurt mit dem Degengehänge und ließ es fallen. Gut, er hatte seine Lektion gelernt. Mit wem auch immer er es zu tun hatte - der Besitzer der überlauten Stimme besaß Macht.
    »Nenne deinen Namen!« kam der nächste Befehl, und es schien nicht gut, sich abermals zu widersetzen. Wer konnte sagen, wie der Unsichtbare darauf reagieren würde?
    »Lafitte«, sagte der junge Mann. »Pascal Lafitte.«
    »Nenne deine Art.«
    Pascal hob die Brauen. »Wie bitte?«
    »Nenne deine Art!« donnerte es schmerzhaft laut.
    Der junge Mann schüttelte verwundert den Kopf. »Meine Art? Na schön. Ich bin Mensch. Ein Mann. Homo sapiens masculinus. Hilft dir das weiter, und bist du deinerseits bei Gelegenheit auch mal so auskunftsfreudig?«
    »Deine Antwort ist falsch!« sagte die Stimme. »Du bist kein Mensch. Du warst es.«
    ***
    »André? Der auch? Wie?« stieß Zamorra hervor. Nicole zuckte mit den Schultern.
    »Es ist wie bei Pascal«, sagte sie. »Niemand hat gesehen, wie er hinausging, oder ob er überhaupt hinausgegangen ist, aber plötzlich war er verschwunden.«
    »Wie die zehn kleinen Negerlein«, bemerkte Zamorra grimmig. Er löste das Amulett von der Silberkette und drückte es Nicole in die Hand. »Tust du mir den Gefallen, Zeitschau zu betreiben? Derweil kümmere ich mich um unseren Besucher… Ich lasse dir den BMW hier und nehme Pascals Wagen. Schließlich kann Nadine den später ja auch selbst wieder talwärts lenken.«
    Nicole nickte. »Ich werde den Rest des Volkes auch nach Hause scheuchen«, versprach sie, »ehe das Verschwinden noch größere Ausmaße annimmt.«
    Zamorra küßte sie und stürmte dann nach draußen. Er winkte Raffael zu. »Umsteigen«, ordnete er an. »Der BMW bleibt noch hier.«
    Während Raffael zum Kombi eilte, hatte sich Zamorra bereits hinter das Lenkrad geklemmt. Wer schloß hier im Dorf schon sein Auto ab? Den letzten Dieb hatten sie vor fast hundertfünfzig Jahren geteert und gefedert, und seitdem beschränkte sich die örtliche Kriminalität auf Hühnerdiebstahl, der vom Fuchs verübt wurde.
    Pascal war zusätzlich noch so benutzerfreundlich gewesen, den Schlüssel stecken zu lassen. Zamorra lenkte den Wagen aus dem Dorf hinaus und die Serpentinenstraße hinauf. Der Asphalt glänzte naß im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher