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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra.
    Er ging zu dem getöteten Drachen hinüber, von dem ein unappetitlicher Gestank ausging. Zähflüssiges Blut rann aus der Nackenwunde, die der Gavvroval ihm beigebracht hatte. Der Gavvroval… Zamorra hatte ein solches Tier noch nie zuvor gesehen und auch den Namen noch nie gehört. Dabei war er in fremden Welten und Dimensionen weit herumgekommen. Er wandte sich Goadec zu. »Sag mal, André, wie hat das alles überhaupt angefangen?«
    Der Weinbergpächter zuckte mit den Schultern. »Der Bursche kam herein, setzte sich unaufgefordert zu uns und bestellte eine Runde. Eigentlich wollten wir ja nur unseren Skat dreschen. Aber schick mal so einen Bären in Menschengestalt wieder vom Tisch, wenn er erst mal sitzt und dann auch noch eine Lage wirft… Tja, und dann fing er einfach an zu erzählen. Ziemlich wilde Geschichten. Unter Matrosen würde man es wohl Seemannsgarn nennen. Er wurde immer unglaubwürdiger, bis schließlich die Sache mit diesem Avocado… nein, Kaffeepfahl… Gavvroval? Ja, richtig, so hat er das Biest genannt. Aber das hast du ja noch mitgekriegt.«
    »Hat er seinen Namen genannt?« fragte Zamorra. »Mir wollte er darauf ja nicht antworten.«
    »Sein Name?« André verzog das Gesicht und wandte den Kopf. »Leute, weiß einer von euch, wie der Bursche hieß?«
    Niemand konnte sich daran erinnern. »Er sagte nur, er sei auf der Suche«, fuhr André fort. »Aber wonach er sucht, hat er nicht gesagt.«
    Mostache tauchte wieder auf, in frischer, trockener Kleidung. »Ich werde auch suchen«, grollte er. »Oder besser suchen lassen. Und wenn ich ihn erwische, wird er für diesen Flurschaden bezahlen, teuer bezahlen. Dieser verdammte Mistkerl! Was soll jetzt aus dieser ganzen Geschichte werden? Wer ersetzt mir die kaputte Einrichtung? Was soll ich mit dieser Brettertheke und den Öllampen? Nicht mal das Telefon ist noch da. Und die Tür hat er auch ruiniert.«
    »Nicht er«, korrigierte Nicole. »Sondern der Drache. Meinst du, daß man den essen könnte? Es wird sich zwar nicht alles Fleisch verwerten lassen, weil es vermutlich im ganzen Dorf und auch bei uns im Château nicht genug Platz in den Kühl- und Gefrierschränken gibt, aber…«
    »Jetzt bist du auch übergeschnappt, wie?« murmelte Mostache kopfschüttelnd und machte plötzlich große Augen, weil ihm jetzt erst bewußt wurde, daß Nicole immer noch keinen Faden am Leib trug. »Warte, ich bringe dir was zum Anziehen…«
    »Existiert das andere Telefon noch, in eurer Wohnung?« hielt Zamorra ihn fest.
    »Glaube schon. Nur das im Schankraum ist einfach verschwunden.«
    Zamorra lächelte. »Dann tu mir bitte einen Gefallen. Ruf im Château an. Raffael oder William soll kommen und den Dhyarra-Kristall mitbringen. Und das so schnell wie möglich.«
    »Sag ich ihm.« Mostache stapfte davon.
    »Was hast du mit dem Kristall vor, Chef?« fragte Nicole.
    Zamorra tippte gegen sein Amulett und sagte leise: »Ich glaube kaum, daß Merlins Stern hier etwas ausrichten kann. Für Verwandlungsakte dieser Größenordnung dürfte seine Kraft kaum ausreichen. Aber mit dem Dhyarra-Kristall rechne ich mir eine Chance aus, das fremde Psi-Feld zu knacken, das über diesem Haus liegt.«
    »Psi-Feld?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich finde keine bessere Bezeichnung dafür. Ich denke, es wirkt sowohl auf Psyche als auch auf die Materie ein. Wenn ich es aufbreche, wird alles wieder so aussehen wie vorher.«
    »Professor?« rief Jeanette Brancard. Zamorra ging zu ihr.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte sie. »Und ich habe eine Vermutung. Vielleicht handelt es sich um eine Art Psi-Feld, das auf uns einwirkt und uns dieses Vorgegaukelte real erscheinen läßt. Das heißt, wenn wir von dem Drachenfleisch essen, werden wir sogar satt, obgleich wir in Wirklichkeit gar nichts zu uns nehmen.«
    Zamorra nickte lächelnd. Wenn zwei Denkern zugleich dieselbe Idee kam, mußte schon etwas dran sein… »So sehe ich das auch. Wie sind Sie darauf gekommen, Jeanette?«
    »Es ist wohl die einzige Möglichkeit. Denn Zauberei ist es nicht.«
    »Da stimme ich Ihnen zu«, sagte Zamorra, wenn auch aus etwas anderen Gründen. Die Studentin lehnte Zauberei natürlich grundsätzlich ab. Zamorra dagegen wußte, daß es sie wirklich gab. Aber hier konnte keine »normale« Zauberei im Spiel sein. Ein Weißmagier hätte sich nie dazu hergegeben, eine solche Show abzuziehen, und Schwarze Magie hätte das Amulett angezeigt.
    »Was können wir dagegen tun?« fragte die Studentin. »Es
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