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0513 - Sandra und die Mördermaske

0513 - Sandra und die Mördermaske

Titel: 0513 - Sandra und die Mördermaske
Autoren: Jason Dark
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im Zimmer stand, Johnnys Stimme. Er tobte durch das Haus, Nadine an seiner Seite. »Mummy, jetzt bin ich sauber genug.« Sogar einen frischen Schlafanzug hatte er angezogen. Einen dunkelgrünen, aus dickerem, innen angerauhtem Stoff. Als er mich sah, blieb er stehen. »Onkel John, wo steckt Daddy?«
    »Er ist noch einmal weggefahren«, antwortete ich schnell, weil Sheila so rasch keine Notlüge einfiel.
    »Und wohin?«
    »Kann ich dir nicht sagen.«
    Johnny war enttäuscht. »Immer behandelt ihr mich wie ein Kleinkind. Ich bin älter geworden.«
    Ich strich über sein Haar und brauchte meine Hand nicht so weit zu senken wie früher. »Das wissen wir, Johnny. Dein Dad mußte noch mal weg, ebenso wie ich. Es hat sich einiges ergeben.«
    »Triffst du ihn denn?« Forschend schaute er mich an. Johnny hatte die Augen seiner Mutter. Von einem sanften Blaugrau.
    »Das will ich doch hoffen. Wir beide müssen etwas erledigen. Es kann allerdings, da will ich ehrlich sein, länger dauern.«
    »Wie lange denn?«
    »Zwei Tage!«
    »Stimmt das, Mummy?«
    Sheila nickte. »Wenn Onkel John das sagt.«
    »Ist gut.« Er war zufrieden.
    Ich beugte mich zu ihm herab und gab ihm noch einen Abschiedskuß. »Schlaf jetzt, oder hast du morgen keine Schule?«
    »Doch, habe ich.«
    »Dann ins Bett.«
    Johnny und Nadine verschwanden. Die Wölfin schlief als Aufpasser bei dem Jungen im Zimmer. »Ich komme gleich noch mal zu euch«, rief Sheila ihnen nach.
    »Ja, Mum.«
    Sheila senkte den Kopf. Ihre Stirn zierten Sorgenfalten. »Manchmal träume ich davon, ein einfacheres, sorgenfreieres Leben zu führen. Aber man kann nicht alles haben. Weißt du noch, wie Bill und ich uns kennengelernt haben?« Sie fragte es auf dem Weg zur Tür.
    »Ja, das liegt einige Jährchen zurück. Sakuro hieß damals unser Problem.«
    »Und die Probleme sind nie kleiner geworden. Im Gegenteil, Sie sind gewachsen. Sogar dieses Haus hier haben mal Dämonen in Besitz nehmen wollen. Destero…« Sheila strich ihr Haar zurück, weil einige Strähnen in die Stirn gefallen waren. »Ich will nicht alles aufzählen, was uns widerfahren ist. Das wäre ungerecht. Wir haben auch schöne Zeiten miteinander erlebt.«
    »Was ist los, Sheila?« wunderte ich mich. »Du sprichst so, als wärst du allein auf der Welt und ohne Bill.«
    »Ich weiß nicht. Ich hoffe nur, daß er auch zurückkehren wird. Du verstehst!«
    »Natürlich.« Ich öffnete die Tür.
    Es regnete noch immer. In langen Bändern fielen die Fäden aus den tiefen Wolken. Im Schein der Außenlampen glänzten sie manchmal wie Silberfäden.
    Mein Wagen stand nahe der Garagen. Sheila hatte den ihren unter dem Dach eines Carports abgestellt. Der Rover wirkte matt und traurig. Das Wasser perlte auch nicht mehr richtig. Ich stellte den Mantelkragen hoch, huschte geduckt durch den Regen und stieg so rasch wie möglich ein. Auch im Wagen zog ich den Mantel nicht aus. Die Unterlagen legte ich auf den Beifahrersitz.
    Sheila stand in der offenen Tür. Sie schaute mir nach und winkte.
    Ihr Gesicht zuckte dabei, das hatte ich deutlich gesehen. Sheila weinte. Auch ich konnte in einer Lage wie dieser nicht lachen. Ich fragte mich, wie das alles noch enden sollte…
    ***
    Es gibt Zeiten, da ist selbst eine Riesenstadt wie London relativ ruhig. Diese Zeit erlebte ich, als ich nordwärts fuhr, in Richtung Themse, denn über sie mußte ich.
    Kaum Verkehr auf den Straßen. Dafür zerfloß das gesamte Stadtbild in einem grauen Regenschleier, der selbst das Schimmern der Lichtinseln kaum noch durchließ. An freieren Flächen fand der Wind freie Bahn und schleuderte wahre Wassermassen gegen die Scheiben des Rover, dessen Wischer die Flut kaum bändigen konnten.
    Ich hatte zweimal niesen müssen und hoffte, daß dies nicht der Beginn einer Erkältung war.
    Die Lichtsignale der Ampeln wirkten in dieser Welt aus Regen und Finsternis wie die hingeschleuderten Kleckse eines Malers. Ich mußte zwangsläufig langsam fahren, hatte aber Zeit, meine Gedanken schweifen zu lassen. Bill und ich waren in eine unübersichtliche, vertrackte Sache hineingeraten, aus der ich noch kein Entkommen sah. Ich steckte in einer Gasse, ohne an dessen Ende Licht zu sehen.
    Ein großer Wagen überholte. Von der rechten Seite her schleuderten seine Reifen Schmutzwasser über den Rover. Für kurze Zeit fuhr ich »blind«, weil auch die Frontscheibe in starke Mitleidenschaft gezogen worden war. Der Truck bog nach rechts ab, ich mußte geradeaus fahren. Die nächste Ampel zwang
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