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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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den Angriff von Etzels Hunnenkriegern auf die Nibelungen erwarten.«
    Der Parapsychologe schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher. Wir reden später darüber, wenn wir allein sind, ja?«
    »Also doch«, murmelte Nicole. »Gib mir wenigstens einen Tip. Vielleicht kann ich helfen.«
    »Ich weiß kaum mehr als du«, erwiderte Zamorra. Er erreichte den Wagen, und noch während Patricia mit dem Kleinen beschäftigt war, verstauten sie den Kinderwagen.
    »Fährst du?« bat Zamorra.
    Nicole nickte. Sie stieg in den metallicsilbernen BMW 740i. Patricia hatte hinten Platz genommen. Zamorra ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Da spürte er eine Unebenheit. Ruckartig schnellte er wieder hoch, nach draußen, und stieß mit dem Kopf gegen die Dachkante des Einstiegs. Sekundenlang sah er Sterne. Dann starrte er den Sitz an.
    Eine messingfarbene Kobra ringelte sich auf dem Polster. Ein Wunder, daß sie nicht sofort zugebissen hatte.
    Aber warum hatte er sie vorher nicht gesehen? Und warum nahm Nicole sie nicht wahr, die sich jetzt nach rechts beugte. »He, cheri, stimmt was nicht?«
    Die Kobra existierte nicht.
    Auf der Rückbank schüttelte Patricia den Kopf und seufzte vernehmlich.
    Zamorra beugte sich in den Wagen und tastete vorsichtig über die Sitzfläche, ehe er endlich Platz nahm. Er schloß die Tür und legte den Sicherheitsgurt an. Nichts geschah.
    »Fahr los«, bat er. »Aber paß auf.«
    »Immer.« Nicole war eine sehr umsichtige und sichere Fahrerin. Während sie den Wagen aus der Tiefgarage lenkte, tippte sie Zamorra, von Patricia unbemerkt an, und als er sie ansah, formte sie lautlose Worte. Zamorra, firm in der Kunst des Lippenlesens, registrierte: Es geschieht etwas, aber du willst Pat nicht beunruhigen?
    Er kratzte sich mit dem Zeigefinger bezeichnend den Hinterkopf und öffnete kurz seine mentale Abschirmung. Nicole verstand den Sinn der Bewegung und las in seinen Gedanken, ehe er sie wieder abschirmte: Vermutlich Halluzinationen. Bilder von Tod und Sterben. Vielleicht ein Angriff. Wir müssen ins Château zurück. Das Amulett reagiert nicht.
    »Na, dann wollen wir den Zossen mal ’ne Kiepe Heu gönnen und antraben«, verkündete Nicole gespielt fröhlich; sekundenlang fühlte Zamorra sich an die flapsigen Sprüche von Carsten Möbius und Michael Ullich, seine früheren »Kampfgefährten«, erinnert. Nicole gab den acht Zylindern des BMW-Motors per Gaspedal kraftvoll summende Beschäftigung.
    Draußen regnete es in Strömen, als sie die Limousine in den abflauenden Stadtverkehr fädelte.
    Zamorra wartete auf die nächste Überraschung. Er war froh, nicht selbst am Lenkrad zu sitzen.
    ***
    »Was ist jetzt los?« maunzte die Katze. »Hast du ihn begnadigt? Warum spielst du nicht weiter? Wenn du nicht mehr willst, gib ihn mir. Ich weiß schon, was ich mit ihm anstellen kann.«
    Die Alte strich der Katze über das schwarze Fell. Funken sprühten.
    »Nicht so stürmisch. Besondere Dinge brauchen besondere Konzentration«, krächzte sie. Eine Wolke fauligen Gestanks kam aus ihrem Mund. »Ich sagte doch, er wird leiden. Aber drängt mich nicht. Ich bestimme, was geschieht!«
    »Ich will es sehen«, krächzte der Rabe ungeduldig und schielte nach der linken Männerhand, die die Alte fast zärtlich berührte. Knochensplitter ragten aus dem offenen Gelenk hervor. Die runzlige Alte legte die Hand neben Zamorras Kopf auf das Samttuch.
    Ihre Lippen formten einen weiteren Zauberspruch.
    ***
    Trotz des hektischen Feierabendverkehrs brachte Nicole den 740i recht zügig auf die N-7, um bei l’Arbresie auf die schmalere N-89 zu wechseln. Das war nicht der kürzeste Weg nach Hause und auch nicht der schnellste, aber ein Kompromiß zwischen noch kleineren Hinterwald-Straßen und Sträßchen und der mautpflichtigen Autobahn, die noch dazu einen relativ weit nach Süden führenden Umweg über St. Etienne erzwang - wenngleich sie recht frei und schnell befahrbar war, weil sie fast nur von Touristen benutzt wurde.
    Patricia verfolgte den hektischen Stoßverkehr eher skeptisch. Wo sie herkam, hatte es den Rolls-Royce Phantom Seiner Lordschaft gegeben und ein paar Kleinwagen der Leute aus dem Dorf, und selbst in Inverness und Glasgow hielt sich das Verkehrsaufkommen in relativen Grenzen und wurde von kaledonischer Gelassenheit dominiert. Der BMW war zwar eine große Limousine und zeigte sich respektheischender als die Unmengen von Renaults, Citroëns, Peugeots und Fiats, aber doch etwas beengter und niedriger, damit den
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