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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Idee, die Unterhaltung zu vereinfachen, und mischte Italienisch mit Deutsch. Patricia, die von dem Gespräch nicht beunruhigt werden sollte, mußte bei diesem Kauderwelsch passen. »Chef, der Wagen fuhr ganz ordentlich auf seiner Seite. Du hast ein falsches Bild gesehen.«
    Draußen gab’s Motorengeräusch. Die Rückspiegel zeigten den anderen Wagen, der im Rückwärtsgang herangefegt war und jetzt hinter dem BMW stoppte. Ein Mann sprang heraus. Er hämmerte mit der Faust an die Fensterscheibe der Fahrertür. Als Nicole die Scheibe abwärts surren ließ, blickte sie unvermittelt in die Mündung einer großkalibrigen Pistole. Blitzschnell brachte sie den Wählhebel der Getriebeautomatik in Fahrtstellung und gab Vollgas. Der BMW machte einen Satz nach vorn, der Fensterrahmen erwischte die Pistole und schleuderte sie dem Fremden aus der Hand. Sofort stoppte Nicole und sprang aus dem Wagen. Zamorra zog kurz die Handbremse an und wagte sich ebenfalls in den Regen. Der Pistolero hielt sich das Handgelenk, fand seine Waffe nicht auf Anhieb wieder und trat den Rückzug an.
    Nicole hob die Hände. »Ich kann verstehen, daß Sie sauer sind«, sagte sie. »Aber ist das ein Grund, mich erschießen zu wollen?« Sie entdeckte ein deutsches Kennzeichen an dem fremden Wagen, einem gut zwanzig Jahre alten Mercedes.
    »Bleiben Sie, wo sie sind!« fauchte der Fremde auf Deutsch und wechselte dann in holperiges Französisch über. »Sie wollten rammen mich! Direkt auf mich zu! Das ist Überfall!«
    »Sie lesen zuviel Boulevardzeitungen«, warf Zamorra ein. »Die Überfälle auf Touristen gibt’s nur auf Autobahnen.«
    »Ich glaube nicht! Bleiben Sie weg!« Sein Blick irrte über die Straße, suchte nach der Waffe.
    »Glauben Sie denn, daß wir mit einem Baby im Auto auf Touristenjagd gehen?« fragte Nicole spöttisch. »Sie leiden ja unter Verfolgungswahn, Mann! Haben Sie überhaupt einen Waffenschein?«
    Der Mann verschanzte sich in seinem Wagen, gab Gas und raste davon. Zamorra tippte sich an die Stirn. »Wenn er an einen Überfall glaubte, warum kam er dann extra zu uns zurück?«
    »Weil er die Pistole hatte«, sagte Nicole. »Manche Leute fühlen sich mit einer Waffe unglaublich stark. Vielleicht wollte er als der große Held einen der Autopiraten vor sich her zur Polizei treiben, um unseren Flics mal zu zeigen, daß es eigentlich nur teutonischer Tatkraft bedarf, um dem kriminellen Treiben ein Ende zu bereiten.«
    Zamorra entdeckte die Zimmerflak am anderen Straßenrand. Er betrachtete sie nachdenklich. »Eine Gaswaffe, an der gebastelt wurde. Jemand hat sie nachträglich scharf gemacht«, sagte er und legte sie in den Kofferraum. »Damit sie am Straßenrand niemand findet und Dummheiten damit anstellt. Bei nächster Gelegenheit liefere ich sie bei der Polizei ab.«
    Sie stiegen wieder in den BMW, mittlerweile beide völlig durchnäßt, was bei Nicoles durchsichtiger Bluse recht sexy wirkte, bei Zamorras weißem Anzug aber an einen nassen Mehlsack erinnerte.
    »Um eines bitte ich dich inständig«, sagte Nicole, ehe sie wieder losfuhr. »Greif mir nie wieder ins Lenkrad.«
    »Du weißt, daß ich das normalerweise nie tue. Aber ich dachte wirklich…«
    Nicole winkte ab. Sie ließ den Wagen weiterfahren und war heilfroh, nicht mit ihrem Cadillac unterwegs gewesen zu sein, den sie normalerweise bevorzugte. Dessen auf schnurgerade US-Highways ausgelegtes Komfort-Fahrwerk hätte jenes fahrerische Notmanöver nicht verziehen und den Wagen im Graben landen lassen -mindestens. Der BMW war da wesentlich fahrsicherer.
    Aber wann griff ihr schon mal jemand ins Lenkrad? Selbst Zamorra hatte das bisher nie getan.
    Seine Halluzinationen begannen gefährlich zu werden.
    ***
    Die Alte legte die rechte Männerhand auf das Samttuch, so daß die beiden Hände und der Kopf die Eckpunkte eines imaginären Dreiecks bildeten. »Ich hoffe, das war nicht alles«, krächzte der Rabe aufgeregt und schielte nach dem Fleisch. Die Alte strich ihm über das Gefieder. »Natürlich nicht, mein schwarzer Freund. Es geht selbstverständlich weiter. Aber du solltest dich wirklich gedulden.«
    »Nimm dir ein Beispiel an mir, Federvieh«, maunzte die Katze. »Eines Tages fresse ich dich. Aber wann, wird dich überraschen. Ich habe Zeit.«
    »Vertragt euch!« befahl die Alte schroff. »Es gibt Wichtigeres als euren närrischen Zank.«
    Sie sah in die Augen des Kopfes. Darin spiegelte sich der deutsche Tourist wieder. Ein Spinnenfinger der Alten deutete auf den Mann;

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