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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Erst als sie anfing, sich in Feigenblätter und ähnlichen Schnickschnack zu hüllen, hat er sie aus dem Paradies rausgeschmissen. Woraus wir folgern: Hätte der Herr gewollt, daß Frauen Kleidung tragen, hätte er sie ja auch direkt mit derselben geschaffen.«
    »Er ist eben auch nur ein Mann«, murmelte Nicole und trumpfte dann auf: »Den Adam hat er allerdings auch gefeuert, oder solltest du eine andere Version der Bibel kennen als ich?«
    Patricia hob vermittelnd die Hand. »Vielleicht solltet ihr den entsprechenden Textabschnitt einmal so deuten, wie er gemeint ist. Ein Geistlicher könnte euch da sicher helfen.«
    Zamorra und Nicole sahen sich und dann Patricia an - und lachten. »Nimmst du den Quatsch etwa ernst, den wir uns eben an den Kopf geworfen haben?«
    »Mit der Bibel scherzt man nicht«, sagte Patricia ernst.
    Zamorras Lachen verstummte. »Mit dem Glauben treibt man keinen Spott«, erwiderte er. »Da solltest du uns beide kennen. Aber der Allerhöchste hätte uns bei der Schöpfung nicht den Sinn für Humor und Flapsigkeit gegeben, wenn er nicht wollte, daß wir ihn auch anwenden. Das Lachen ist des Teufels größter Feind. Was glaubst du, warum in Diktaturen politische Witze verboten sind? Wer das Lachen verbietet, hat Angst. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß jener, an den wir alle glauben, Angst vor unserem Lachen haben muß.«
    Patricia erhob sich. »Vielleicht sollten wir aufbrechen«, schlug sie vor und wies auf den Kinderwagen. »So lange Ausflüge sind für Rhett noch nicht das richtige.«
    Sie löste die Bremse und manövrierte den Wagen zwischen den anderen Tischen auf den Lift zu. Zamorra winkte der Bedienung und ließ über Kreditkarte abrechnen.
    »Sie ist sauer«, vermutete er mit einem Blick auf Patricia.
    Nicole, die Telepathin, schüttelte den Kopf. »Nein. Sie ist nur etwas genervt, weil alles länger als geplant gedauert hat. Meine Schuld. Aber es war einfach zu schön, mal wieder streßfrei durch Lyon zu bummeln. Wenn in den nächsten Tagen nichts anliegt, sollte ich vielleicht mal für einen oder zwei Tage nach Paris fahren. Oder nach Rom, um mit Carlotta die Ewige Stadt auf den Kopf zu stellen.«
    »Lade Carlotta doch nach Paris ein«, schlug Zamorra vor. Er zeichnete die Rechnung ab und steckte die Kreditkarte wieder ein. Als er zum Lift sah, wurde er blaß.
    Gerade öffnete sich die Tür.
    Ein wilder, schwertschwingender Krieger in Fellkleidung stürzte heraus und erschlug Patricia Saris…
    ***
    »Aahr«, krächzte der Rabe. »Verschwendung. Töte ihn und gib ihn mir. Warum die Spielerei?«
    »Davon verstehst du nichts«, fauchte die Katze. Spielerisch hieb sie mit der Pfote nach dem Raben, der empört ein paar Schritte zurückhüpfte und sich aufplusterte.
    »Ruhe«, verlangte die faltige Frau, nach Fäulnis riechend, was Rabe und Katze wenig störte. »Es ist meine Sache, wie ich vorgehe. Er soll leiden. Er hat das Schicksal betrogen. Er sollte längst tot sein. Deshalb werde ich ihm die Hölle auf Erden bereiten, ehe er stirbt.«
    Sie legte Zamorras Kopf wieder auf das schwarze Samttuch zurück, genau auf den Blutfleck. »Bald«, krächzte der Rabe flügelschlagend. »Hoffentlich bald!«
    Die Katze funkelte ihn an, als wolle sie ihn rupfen und verspeisen. Als die Alte ihr einen tadelnden Blick zuwarf, begann sie sich zu putzen. »Schon gut, ich tue ihm ja nichts«, murrte sie. »Ist mir viel zu alt und zäh. Ich ziehe zartes, junges Fleisch vor.«
    ***
    Zamorra sprang auf, wollte vorwärts stürmen. Aber dann verharrte er.
    Patricia schob den Kinderwagen in den Lift. Von dem Schwertkrieger in seiner Fellkleidung war nichts zu sehen.
    Ein paar Leute sahen Zamorra erstaunt an, wunderten sich über sein seltsames Benehmen und sein entgeistertes Gesicht.
    Nicole schob sich neben ihn. »Was hast du?«
    »Nichts«, sagte er leise.
    Nicole hob die Brauen. »Na schön, dann sehen wir mal zu, daß wir zum Château zurückkommen.«
    Die Schottin war mit dem Lift bereits auf dem Weg nach unten. Zamorra und Nicole nahmen die Rolltreppen. Vom Basement des Kaufhauses aus führte eine Tür direkt in die Tiefgarage, in der Zamorras Wagen stand. Patricia, die über einen Schlüssel verfügte, war bereits dabei, Rhett auf der Rückbank unterzubringen und zu sichern. Der Kinderwagen brauchte nur noch zusammengeklappt und in den Kofferraum gepackt zu werden. Zamorra sah sich prüfend um.
    »Du hast doch etwas«, erkannte Nicole. »Was ist los? Du siehst aus-, als würdest du jeden Moment
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