Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
verschwunden.
    Alles war verschwunden. Die gesamte Welt löste sich einfach auf. Es gab nur noch eine kreisförmige Arena im Nichts, unter dem Sternenhimmel, gerade so, als schwebe eine Plattform frei im Weltraum. Und hier standen Zamorra und die dunkelhaarige Gegnerin.
    »Und jetzt«, sagte die Drachenfrau, »versuche, ob du mich besiegen kannst.«
    ***
    Das WERDENDE war überrascht. ES hatte nicht mit einer solchen Reaktion Zamorras gerechnet. Der Träger des 7. Amuletts ließ sich nicht brechen. Nicht einmal durch den schlimmsten Schock, den man ihm zufügen konnte. Er blieb trotzdem ein Kämpfer.
    Das war interessant.
    Das WERDENDE speicherte diese Erkenntnis. Sie war wichtig, um die Menschen verstehen zu können. Und nur wer die Menschen verstand, konnte ihre Reaktionen auf dämonische Provokationen richtig deuten.
    ES machte sich für die kommende direkte Auseinandersetzung bereit. Das Spiel ging in die letzte Runde. Dabei vergaß ES nicht, auch die andere Ebene unter Kontrolle zu behalten. Das Verhalten der dort befindlichen Menschen hatte ES herb enttäuscht.
    Aber auch das war eine wichtige Erkenntnis: kein Mensch glich dem anderen. Jeder reagierte anders. ES hatte das früher schon bemerkt, aber erst jetzt die Gelegenheit erhalten, es selbst zu überprüfen. Erst jetzt verfügte ES über genügend von den Amuletten gespiegelte Energie, um in dieser Form in Erscheinung zu treten. ES hatte sich auch früher schon hier und da gezeigt, aber das waren immer kurze Gastspiele gewesen, nach denen ES sich wieder zurückziehen mußte, um auf neue Energiezufuhr zu warten.
    Jetzt konnte ES - zumindest für eine Weile - aus dem vollen schöpfen. In der letzten Zeit hatte es Energiespiegelungen gegeben, die das WERDENDE fast perfektioniert hatten.
    Aber es gab noch viel zu lernen.
    Und daran arbeitete ES soeben.
    ***
    Es war eine verrückte Idee. Aber vielleicht konnte Zamorra daraus etwas machen. Er dachte an die Worte der Drachenfrau und daran, was Nicole daraus zu lesen geglaubt hatte.
    Die Amulette dürfen nicht Zusammensein.
    Das 6. und das 7. trug er bei sich. Zwei unglaublich starke magische Kräfte. Konnte es sein, daß sie sich nicht miteinander vertrugen, daß sie vielleicht sogar - rivalisierten? Es ist magisches Metall, mehr nicht, behauptete Zamorras Verstand. Aber zumindest im 7. Amulett bildete sich so etwas wie eine »künstliche Intelligenz«, widersprach sein Gefühl. Was, wenn das 7. Amulett in der Stärke des 6. einen Rivalen sieht und deshalb auf eine Art Gegenkurs geht oder sich selbst blockiert ?
    Er mußte es erproben. Etwas anderes blieb ihm ohnehin nicht mehr übrig. In einer direkten Auseinandersetzung mußte er unterliegen.
    »Wenn du das sechste Amulett wirklich willst«, sagte er langsam, sehr betont langsam und schleppend und versuchte seine Stimme und damit sich selbst noch viel müder klingen zu lassen, als er es war, »dann hole es dir.«
    Er schleuderte es blitzschnell und mit aller Kraft, die er noch aufbringen konnte.
    Die Überraschung war geglückt. Der Mund der Gegnerin klaffte auf, als das Amulett wie ein silberner Diskus davonjagte - und um es einzuholen, mußte das Wesen an Zamorra vorbei.
    »Oder ist es dieses, was du haben willst?« schrie er laut und schleuderte auch Merlins Stern.
    In die entgegengesetzte Richtung.
    Die Dunkelhaarige kreiselte überrascht herum. Zamorra lachte spöttisch. »Was nun, Ungeheuer?« stieß er hervor. »Welches Amulett willst du?«
    Das sechste flog immer noch. Außerdem der Arenaplattform schien es keine Schwerkraft zu geben, die den Flug des magischen Fiskus beendete. Aber dann stieß das seltsame Geschöpf sich ab. Es griff nicht Zamorra an, sondern schnellte sich in die Luft empor, setzte dem 6. Amulett nach.
    Es kann sie also unterscheiden ! durchfuhr es Zamorra.
    Er rief »sein« Amulett. Im nächsten Moment befand es sich schon wieder in seiner Hand.
    Endlich! hörte er eine Gedankenstimme in seinem Kopf aufklingen. ES hat mich übel blockiert. Habe ich dich nicht schon einmal darauf hingewiesen, daß es nicht gut ist, uns beide gleichzeitig benutzen zu wollen? Wir sind zu unterschiedlich!
    »Aber - was…«
    Fasele nicht. Handle!
    Es war das erste Mal, daß Zamorra bereit war, von einem nichtmenschlichen Etwas einen Befehl entgegenzunehmen. Er berührte zwei der Hieroglyphen auf dem Amulett. Aber er erlebte jetzt auch zum ersten Mal, daß Merlins Stern einen Befehl Zamorras verweigerte!
    Ich greife nicht an! Denk dir etwas anderes aus!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher