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0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Tempo wie er selbst raste der Astralkörper Lizette Carboneys dem Wasser entgegen. Es gab kein Entrinnen! Seine Flucht in den wahrscheinlichen Tod rettete ihn nicht vor dem Grauen! Er würde nur nicht mit den anderen sterben, wenn das Flugzeug auf dem Wasser zerschellte und sank, ehe Retter in der Nähe aufkreuzen konnten. Das war alles!
    Er keuchte verzweifelt auf.
    Und da sah er noch etwas.
    Das Flugzeug…
    Er veränderte jäh seine Form! Und die Farbe! Es wurde zu einem - Vogel? Nein, das war etwas anderes. Der eben noch silberweiß glänzende Jumbo-Jet verwandelte sich in einen flügelschlagenden, grünlichen Drachen !
    »Ich bin ja schon längst tot«, keuchte Bell auf. »Das ist kein Alptraum mehr. Das ist die Hölle…«
    ***
    Zamorra erstarrte. Das sechste Amulett!
    Neben ihm sog Nicole hörbar die Luft ein. Das 6. Amulett, das zweitstärkste von allen! Ausgerechnet das hielt er in seinen Händen? Das Superexemplar, mit dem Merlin schon fast zufrieden gewesen war?
    Es traf ihn wie ein Fausthieb. Das also sollte Ombres Amulett sein? Schlagartig wurde Zamorra klar, wieso es so relativ selbständig agieren konnte, wieso es immer wieder zu ihm zurückkehrte und ihm auf eine Weise half und Dinge tat, die keines der anderen Amulette jemals zuwege gebracht hätte.
    »Gib es mir!« kreischte der Drache und stieß aus großer Höhe herab. Unmittelbar vor Zamorra und Nicole materialisierte die Inkarnation ihres Gegners aus dem Nichts. Wieder hatte sie Stygias menschliches Aussehen angenommen. Sie streckte die Hände aus. »Ich will jetzt das Amulett.«
    Zamorra sah weit hinter ihr die schmelzende Burg, ein in sich zusammensinkender Glutfleck am Horizont. Offenbar hatte der Bluff gerade noch im allerletzten Moment geklappt.
    Der Drache kreiste jetzt dicht über ihnen. Zamorra konnte den Luftzug seiner Schwingen spüren, wenn er mit ihnen schlug, um wieder etwas Auftrieb zu gewinnen.
    »Es gehört dir nicht«, sagte Zamorra. »Deshalb kann ich es dir nicht geben. Dieses Amulett gehörte einem anderen Menschen, und er soll es zurückbekommen.«
    Das Stygia-Gesicht verdüsterte sich. Zamorra sah weiße Funken aufsprühen wie bei dem kreisenden Drachen. Die Verbindung war eindeutig. Frau und Drache gehörten zusammen. »Du hast versprochen, mir das Amulett auzuhändigen, wenn ich euch aus der verglühenden Burg hole. Ein Zamorra hält sein Versprechen immer ein.«
    Der Dämonenjäger nickte. »Richtig. Deshalb werde ich die beiden Amulette jetzt nicht vernichten, wie ich es versprach.«
    »Du wolltest mir das sechste geben!« schrie die dunkelhaarige Frau mit Augen, aus denen jetzt noch mehr der weißen Funken sprühten.
    »Das habe ich nicht versprochen. Ich versprach nur, beide Amulette zu vernichten, wenn du nichts zu unserer Rettung tätest. Das ist alles. Wir werden neu verhandeln müssen.«
    Der Drache fauchte.
    »Wir verhandeln nicht«, sagte die Dunkelhaarige. »Du hast selbst gesagt, daß du mir das Amulett nicht geben willst, weil es einem anderen gehört. Du Narr! Du wirst es mir aushändigen, oder es ergeht dir so!« Von einem Moment zum anderen hielt sie den abgejagten Schädel des Stierpferdes an seinen Hörnern vor sich. »Der Drache ist wieder hungrig«, sagte sie. »Willst du so enden wie dieses Tier?«
    Zamorra zwang sich ein Gähnen ab. »Du langweilst mich«, sagte er. »Schon einmal hast du gedroht - und mußtest nachgeben. Der Drache kann mir nichts anhaben - er kann uns nichts anhaben. Was soll also diese leere Drohung? Ich kann die Amulette immer noch vernichten. Aber das wäre für dich recht peinlich, nicht wahr? Also solltest du uns lieber endgültig freigeben. Wobei der Mord an Lizette Carboney ein Kapitel ist, über das wir uns noch unterhalten werden, so oder so…«
    »Der Begriff ›Mord‹ ist mir immer noch unklar, aber wenn du das sechste Amulett nicht freiwillig abgeben willst, werde ich es mir von deinem Skelett pflücken.«
    Sie machte eine schnelle Handbewegung.
    Der Drache stieß herab. Nicole wollte sich noch mit einem schnellen Hechtsprung außer Reichweite bringen, aber sie war zu langsam. Die Klauen des Drachen packten zu, und als er wieder aufstieg, hielt er in der rechten Klaue Zamorra und in der linken Nicole.
    »Du hast noch eine Chance«, schrie er mit der Stimme der Drachenfrau. »Ich will das sechste Amulett.«
    Zamorra spürte den Schmerz, mit dem die Krallenspitzen sich durch die Kleidung in seine Haut bohrten. Das war verteufelt real! Nicole zeigte sich trotz der
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