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0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Selbst Kain mordete aus edleren Motiven!
    Zamorra verschob die Erörterung, ob es für Mord überhaupt edle Motive geben konnte, auf einen unbestimmten Zeitpunkt. Ebenso wollte er nicht jetzt klären, weshalb Merlins Stern in seinem Angriffsbefehl eine Aufforderung zum Brudermord sah. Er war heilfroh, daß das Amulett überhaupt wieder funktionierte.
    »Gibt es einen Weg, wieder in unsere normale Welt zu kommen?«
    Ein grünlich-flirrendes Leuchten ging von Merlins Stern aus. Es umfloß Zamorras Körper und verfärbte sich dann silbern. Das war neu. Das grüne Licht schützte ihn vor dämonischen Attacken, aber daß es plötzlich seine Färbung änderte, hatte er noch nie erlebt.
    Im nächsten Augenblick löste sich alles um ihn herum auf.
    Und dann saß er wieder auf seinem Platz im Flugzeug…
    ***
    Das WERDENDE ließ sich erst gar nicht auf einen Kampf ein. ES war froh, daß Zamorra auf den Trick verfallen war, die beiden ihm verbliebenen Amulette in zwei verschiedene Richtungen zu schleudern. Natürlich folgte ES dem 6. Amulett. Das 7. mochte Zamorra ruhig behalten.
    Er hatte also eine Lösung gefunden.
    Das WERDENDE lernte daraus. Das Spiel war vorüber. Jetzt mußte dafür gesorgt werden, daß es keine bösen Folgen nach sich zog. Niemand sollte zu Schaden kommen. Denn dann wäre es kein Spiel mehr gewesen.
    Das WERDENDE machte sich ans Aufräumen.
    ***
    George Bell öffnete die Augen. Er befand sich im Cockpit des Jumbo-Jet. Quer vor den Instrumenten mehr hängend als liegend war er natürlich ein Störfaktor erster Güte. Lizette war auch da. Sie lag schräg über dem Copiloten, der verzweifelt versuchte, sich von dieser menschlichen Last zu befreien.
    Sie trug nicht mehr das hier und da aufgerissene Gewand, sondern wieder ihre normale Kleidung, die sie vor dem »Zwischenfall« angehabt hatte. Und ihr Kopf war nicht mehr von einem Schwerthieb zerstört und ein grauenhafter, blutüberströmter Anblick, sondern heil und ganz normal. Auch Bell konnte an sich keine Verletzungen erkennen, obgleich er gespürt hatte, wie ihn die Dolchzähne des Drachenmauls durchbohrt hatten.
    »Was, zum Teufel -«, brüllte der Pilot, der die Panik der Passagiere noch einigermaßen verkraftet hatte, jetzt aber auch die Fassung verlor. Noch ehe er, weiterbrüllen konnte, materialisierte eine weitere Person. Diese fiel dem Funker buchstäblich zur Last.
    Nicole Duval!
    »Chef, ich begreife das nicht«, keuchte der Copilot, während Bell und Carboney versuchten, sich so wenig störend wie möglich aus ihren unmöglichen Positionen zu befreien. Der Copilot half nach und schaffte sich Raum, was für Bell und Carboney nicht ohne blaue Flecken abging. »Sehen Sie sich das an! Wir haben eben den Kurs geändert und jetzt schon wieder, aber das ist doch unmöglich! Wir haben die Höhe verändert, obgleich das Höhenruder nicht mehr funktioniert! Wir sind fast im Sturzflug noch tiefer gegangen, aber jetzt steigen wir wieder!«
    »Das ist kein Flugzeug mehr, das ist eine Irrenanstalt«, keuchte der Captain. »Verdammt, Mann, wollen Sie endlich Ihre Beine vor mir wegnehmen?« Damit war Bell gemeint.
    »Höhenruder funktioniert wieder«, stellte der Copilot fest.
    »Funkresonanz! Unser Notruf wird soeben bestätigt«, meldete der Funker.
    »Abwartesignal«, befahl der Captain. »Himmel, ich begreif’s nicht mehr. Was ist hier eigentlich los? Spielt denn jetzt die Technik endgütig verrückt? Oder ist das ein Alptraum? Oder was? Und was haben Passagiere im Cockpit zu suchen? RAUS!«
    Nicole erfaßte als erste, daß die Cockpit-Crew Ruhe brauchte, um in die Wirklichkeit zurückzufinden. Sie packte Bell und Carboney, die sich beide inzwischen auf die eigenen Füße gestellt hatten, und zog sie zum Durchgang in den Passagierbereich. Daß die Frau lebte und unversehrt war, die sie unter einem Schwerthieb hatte sterben sehen, erstaunte sie zwar, paßte aber in das Bild, das sie sich in den letzten Sekunden neu gemacht hatte. »Kommen Sie«, stieß sie hervor. »Wir müssen hier verschwinden.«
    Der Durchgang war elektronisch verriegelt, wurde dann aber geöffnet. Nicole drängte sich als erste gegen die Masse der panikerfüllten Passagiere. »Alles in Ordnung«, rief sie. »Begeben Sie sich auf Ihre Plätze! Sofort! Die Gefahr besteht nicht mehr!«
    Die Betonung des letzten Satzes und die Tatsache, daß jemand sie als Passagier der Reihe vor ihm erkannte, zeigten Wirkung. Zudem verstand Nicole es, autoritär aufzutreten, wenn es denn sein mußte. Zu
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