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0509 - Die Drachenfrau

0509 - Die Drachenfrau

Titel: 0509 - Die Drachenfrau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Amulett gibt, schmilzt du uns trotzdem in dieser Stahlburg ein.«
    »Sie verglüht und zerschmilzt. Der Vorgang, einmal ausgelöst, läßt sich nicht mehr ändern. Aber ich kann euch eine Überlebenschance schaffen, wenn ich bekomme, was mir gehört.«
    »Ich glaub’s nicht«, rief Nicole. »Der Vorgang muß sich ändern lassen! Diese Welt ist veränderlich! Sie ist wie ein Traum, nicht wahr? Du bist doch Julian, und du versucht uns jetzt in die Enge zu treiben!«
    »Ich bin keiner von denen, die ihr in mir vermutet«, kam es zurück. »Was geschieht, geschieht - jetzt. Ihr habt eine Chance, wenn ihr sie euch verdient.«
    »Ansonsten ermordest du uns«, sagte Zamorra.
    »Diesen Begriff verstehe ich nicht. Was ist Mord?«
    Zamorra streifte sein Wams ab. Nicole begann an ihrer Rüstung zu hantieren. Es wurde immer heißer. Noch weiter zurück konnte sie inzwischen nicht mehr. Die Glut kreiste sie tatsächlich von allen Seiten her ein; sie befanden sich jetzt genau im Zentrum des Schmelzprozesses. Das bedeutete auch, daß es keine Fluchtmöglichkeit mehr gab.
    »Mord ist ein strafbares Vergehen, für das es keine Entschuldigung gibt. Mord ist unmoralisch.«
    »Was ist Moral?«
    »Zum Teufel«, entfuhr es Nicole, »wir werden hier gebraten und notfalls verdampft, und du führst mit unserem Mörder eine Grundsatzdiskussion über Moral! Wir müssen hier raus, und zwar ungesotten! Gib dem verdammten Biest das Amulett. Wir können es uns immer noch zurückholen!«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Das heißt, wir würden vor dem Bösen kapitulieren«, sagte er. »Das haben wir nie getan. Und wir werden es auch diesmal nicht tun.«
    »Was ist böse?« vernahm er die Frage des unheimlichen Gesprächspartners. Das Bild begann sich zu runden; ein Mosaikstein paßt zum anderen.
    »So? Was werden wir diesmal denn tun? Sterben? Hast du den Verstand verloren, Chef?«
    Wenn sie ihn Chef nannte, wurde es kritisch. Zamorra lächelte.
    »Wir werden unseren Gegenspieler zur Kapitulation zwingen«, sagte er.
    »Wenn dieses Inferno, in dem wir stecken, nicht aufgehalten wird, wenn wir nicht unversehrt herausgeholt und mit heiler Haut in die normale Menschenwelt zurückgeschickt werden -dann zerstöre ich das Amulett, das unser Feind für sich beansprucht.«
    ***
    George Bell starrte die Verriegelung der Außentür an. Es war ihm egal, was geschah, wenn er sie öffnete. Er wußte nicht einmal, ob er sie öffnen konnte oder ob es elektronische oder mechanische Sperren gab, die das während des Flugs verhinderten. Aber selbst wenn, wollte er es versuchen. Zu viele unmögliche Dinge waren in den letzten Stunden Wirklichkeit geworden.
    Er sah sich um.
    Die durchsichtige Tote folgte ihm. Sie suchte seine Nähe. Sie rief nach ihm!
    Ob andere ihre Stimme hören konnten, war ihm egal. Er wollte nur fort. Er hatte sie geliebt, als sie lebte, aber jetzt, da sie tot war und einen so grauenerregenden Anblick bot, wollte er nichts mehr mit ihr zu tun haben.
    Plötzlich schaffte er es, den Ausstieg zu öffnen. Die Tür glitt zur Seite. Sturm peitschte herein. Unten glitzerten die Wogen des Ozeans. Die 747 war schon so tief, daß es zu keinem Druckausgleich mehr kam, der Bell als ersten nach draußen geschleudert hätte. Luftdruck im Innern und heranpeitschender Flugsturm von draußen neutralisierten sich.
    »Tu es nicht!« hörte Bell die Tote rufen. »Reicht es nicht, daß man mich ermordet hat? Willst du dein Leben einfach so wegwerfen? Hilf mir! Ich will nicht…«
    Das Gespenst hatte ihn fast erreicht.
    George Bell stieß sich ab und trudelte mit ausgebreiteten Armen aus dem Flugzeug in die Tiefe.
    Gut 400 Meter unter ihm schimmerte der Atlantik!
    ***
    Nicole schnappte hörbar nach Luft. »Zerstören? Das…«
    »Es muß sein«, unterbrach Zamorra sie schnell. »Wer auch immer unser Gegenspieler ist, er wird nicht bekommen, was er will, wenn er nicht auf unsere Forderungen eingeht. Es ist ihm sehr an diesem Amulett gelegen, nicht wahr? So sehr, daß er sich den Aufwand erlaubte, eine komplette veränderliche Welt zu konstruieren. Also wird er auch auf unsere Forderung eingehen, die doch so leicht zu erfüllen ist. Andernfalls haben wir alle nichts mehr davon.«
    Nicole nagte an ihrer Unterlippe. Sie hatte das ungute Gefühl, daß Zamorra zwar im Prinzip recht hatte, im Detail aber haarscharf an-der Sache vorbeizielte. Etwas stimmte nicht. Sie versuchte sich zu erinnern, was das fremde Wesen gesagt hatte. Mir geht es nur um eines der Amulette. Ihr
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